Köln | Die Zahl der Menschen in Köln, die im Rentenalter staatliche Unterstützung angewiesen sind, ist laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) enorm gestiegen. Insbesondere Frauen seien auf das „Alters-Hartz IV“ angewiesen. Laut NGG bezongen zu Beginn des Jahres 2013 rund 12.170 Senioren die so genannte Grundsicherung im Alter – 62 Prozent davon Frauen. Zehn Jahre zuvor, als die Grundsicherung eingeführt wurde, seien es rund 7.170 Senioren gewesen, so die NGG.

„Damit hat die Zahl der Menschen, die in Köln auf Sozialhilfeniveau leben, in dieser Zeit um knapp 70 Prozent zugenommen. Das ist eine fatale Entwicklung. Für den einzelnen Rentner bedeutet dies, dass seine gesetzliche Rente unter dem Existenzminimum liegt“, so Ernst Busch, Geschäftsführer der NGG Köln. Bei immer mehr berufstätigen Menschen wachse derzeit die Angst vor der Armutsfalle im Alter.

Wer heute als Rentner ein Einkommen von weniger als 758 Euro pro Monat habe, der sollte seinen Anspruch auf Grundsicherung im Alter prüfen, rät die Deutsche Rentenversicherung. „Dies ist aber kein fester Grenzwert. Auch wer etwas darüber liegt, kann sich an das Sozialamt wenden. Hier wird dann der Einzelfall geprüft. Die Miete beispielsweise spielt dabei eine Rolle. Und die kann schließlich überall anders sein“, so Busch. Die Regelleistung betrage 391 Euro für Alleinlebende und 353 Euro für jeden, der in einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft lebt. Hinzu kämen dann noch weitere Leistungen – etwa für Unterkunft und Heizkosten. Auf den so ermittelten Gesamt-Betrag der staatlichen Unterstützung werde die eigene Rente allerdings noch angerechnet  – und zwar in voller Höhe.

„Die Rentenleistungen werden immer geringer. Die Bundesregierung hat das Rentenniveau, das auf Basis des durchschnittlichen Netto-Jahresarbeitseinkommens ermittelt wird, auf derzeit 48,8 Prozent abgesenkt. Bis zum Jahr 2030 wird dies auf 43 Prozent sinken“, so die NGG. Ein Durchschnittsverdiener müsse dann 35 Jahre statt bisher 26 Jahre lang arbeiten, um wenigstens eine Rente oberhalb der Grundsicherung im Alter zu bekommen. „Es ist dringend notwendig, das derzeitige Rentenniveau zu halten und die Leistungen der Rentenversicherung zu verbessern. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat dazu ein Konzept vorgelegt und gezeigt, dass das auch finanzierbar ist“, so Ernst Busch.

Darüber hinaus macht die NGG Köln Niedriglöhne für die Altersarmut verantwortlich. Daran werde auch der gerade beschlossene Mindestlohn von 8,50 Euro nichts ändern. „Das einzige Gegenmittel sind gute Tariflöhne. Und um die durchzusetzen, gilt: Je mehr Beschäftigte einer Branche in der Gewerkschaft sind, umso stärker ist die Verhandlungsposition am Tariftisch – und umso besser am Ende der Lohn“, sagt Geschäftsführer Ernst Busch.

Die Tatsache, dass deutlich mehr Frauen von Altersarmut betroffen seien, führt die NGG Köln ganz wesentlich auf „eine Schieflage bei den Löhnen“ zurück: „Noch immer verdienten Frauen im Schnitt deutlich weniger als Männer. Das räche sich dann auch bei der Rente.
 

Autor: dd | Foto: Bilderstöckchen/Fotolia
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