„Mädels, unterwerft euch nicht, auch wenn ihr eine schwere Strafe verbüßen werdet“ lautet eine Inschrift von einem unbekannten Mädchen, das im Kölner Gestapogefängnis festgehalten wurde. Über eine schmale Treppe im Eingangsbereich des EL-DE-Hauses hinab in den Keller erreicht man den Zellentrakt des ehemaligen Gefängnisses. Warmes Licht fällt dort auf die schmutzigen, vergilbten Wände. Kaum vorstellbar, dass in den winzigen Zellen bis zu 15 Personen gleichzeitig untergebracht wurden. Deren Wände sind übersäht mit Hilfeschreien, Abschiedsworten sowie Berichten über Hinrichtungen und das Lagerleben. Einige von den Häftlingen wie das unbekannten Mädchen wurden jedoch selbst durch die unmenschliche Haft und Folter nicht gebrochen. Von ihnen lassen sich Zeichen der Hoffnung und des Widerstandes an den Wänden finden.

Ab sofort öffentlich zugänglich: Hausbunker und Dunkelzelle
Mit insgesamt 1.800 Inschriften beherbergt das EL-DE-Haus die größte Sammlung originaler Inschriften aus Gestapo-Gefängnissen. Die meisten von ihnen stammen von anonymen Schreibern. Fünf Inschriften konnten inzwischen jedoch Häftlingen zugeordnet werden. Erstmals hat das NS-Dokumentationszentrum nun alle Inschriften abfotografiert und auf großen Tafeln thematisch sortiert ausgestellt. Außer diesen Tafeln wurden die Räume im Gefängnis so gelassen, wie man sie nach Kriegsende vorgefunden hat. Umso eindrucksvoller ist ihre brutale Ausstrahlung. Ab morgen sind neben den Zellen der Häftlinge weitere Räume auch für die Öffentlichkeit einsehbar. So sind unter anderem die Aufenthaltsräume der Gestapobeamten und Wachleute im Gefängnis sowie der Hausbunker der Gestapo im Tiefkeller nun öffentlich zugänglich. Erstmals betreten können Besucher ab morgen auch die ehemalige Dunkelzelle im Zellentrakt. In der kleinen Kammer ohne Fenster wurden die Gefangenen verhört und gefoltert. „Jetzt fehlt nur noch der Hinterhof“, sagt Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums. In diesem wurden Häftlinge der Gestapo hingerichtet. In drei Jahren wird er dem EL-DE-Haus angegliedert.

Dauerausstellung mit neuen Themen
Auch die Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ erfuhr eine grundsätzliche Erneuerung. So wurde der Ausstellungsbereich „Jugend“ durch neue Erkenntnisse und jüngst entdeckte Materialen überarbeitet. Hinzu kommen als völlig neue Einheiten die bislang nicht in der Dauerausstellung behandelten Themen „Gestapo“ und „Polizei“. Eine neue Dimension erhält die Dauerausstellung durch 31 Medienstationen. Bisher liefen auf einigen wenigen Monitoren Bildsequenzen ab. Auf den neuen Medienstationen erhalten die Besucher nun vertiefte Informationen in Form von Zeitzeugen-Interviews und Originalfilmen aus der NS-Zeit. Ingesamt erzählen 104 Personen von ihren Erlebnissen unter dem NS-Regime. Dabei reichen die Beiträge von Kölner KZ-Überlebenden bis hin zu BDM-Mädeln und Jungen der Hitler-Jugend. Gerade die Zeitzeugenberichte werden immer kostbarer in einer Zeit, in der die letzten Überlebenden sich altersbedingt  ihrem Lebensabend nähern.

Infobox
Eröffnung der neuen Gedenkstätte und Dauerausstellung: 15. Mai 2009
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Di, Mi und Fr zehn bis 16 Uhr
Sa und So elf bis 16 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat zehn bis 22 Uhr bei freiem Eintritt für Kölner

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung