„Europaweit ist das eine einmalige Sache“, erklärt Computertechnologin Carmen Mac Williams von der Kunsthochschule für Medien Köln. Während der Olympische Spiele in Peking startet das Forschungsprojekt „Live-Staging of Media Events“. Im Rahmen dieses Feldversuchs werden 500 österreichische Haushalte die Möglichkeit gegeben, das Angebot von vier parallelen Sendekanälen nicht nur anzuschauen, sondern auch mitzubestimmen. Einem Regisseur im Studio stehen zwölf live Sendungen und drei VJ Groups (Video-Zusammenschnitte, die mit Musik untermalt wurden) sowie Hintergrundberichte zur Verfügung. Aus diesen bestimmt der Regisseur, die vier Livekanäle die zunächst gesendet werden. Während der Liveübertragung kann der Regisseur auf andere Livekanäle oder Hintergrundberichte wie Interviews oder Reportagen verweisen, die für den Zuschauer auch interessant sein könnten. So kann der Zuschauer bestimmen, ob er sich zum Beispiel auf Kanal Eins weiter Segeln anschaut oder zu Kanal Vier wechselt, wo gerade die Entscheidung im 100-Meter-Sprint ansteht. Darüberhinaus fordern zwei live Moderatoren die Zuschauer zum interaktiven Mitmachen auf. Zum Beispiel werden Umfragen gestartet oder Abstimmungen angeboten. Durch das Feedback der Zuschauer gestaltet sich das Programmangebot der vier Livekanäle. Der TV Zuschauer kann also aktiv ins Programmangebot eingreifen.

ORF sieht in Format großes Potential
Neben den Livekanälen kann er auch über seine Fernbedienung Hintergrundinformationen abrufen. Zum Besipiel Informationen über einen Sportler, den derzeitigen Stand des Medaillenspiegels, Regeln oder Informationen über den Austragungsort. Die Hintergrundinformationen liefert die Firma Atos, die weltweit für alle Informationen rund um die Olympische Spiele zuständig ist. Für die technische Umsetzung sorgt das Frauenhofer Institut. Die vier Kanäle stehen den Testpersonen nur am Wochenende und in der Zeit von 6:30 bis 15:00 Uhr zur Verfügung. "Damit wir vernünftige Testdaten bekommen", erklärt die Forscherin. Gefördert wird das 11,2 Millionen teure Projekt von der EU. Neun europäische Forschungseinrichtungen und Unternehmen arbeiten an der Gestaltung der interaktiven Fernsehzukunft. „Die Idee für so ein Projekt hatten wir schon 2004“, erklärt Forscherin Carmen Mac Williams, doch damals wollte die ARD Sportredaktion und der WDR das Projekt nicht realisieren. So kam es zur Zusammenarbeit mit dem ORF, die damals sagten: „Das wollen wir. Wenn wir das nicht machen sind wir in zehn Jahren weg“. In naher Zukunft ist geplant, den Fernsehzuschauer in das interaktive Fernsehen dahingehend mit einzubeziehen, dass er Filme hochladen kann, die der Regisseur dann in der Live-Sendung verwenden kann.

Johannes Braun für report-k.de/ Kölns Internetzeitung