Als Mitglied von Magnum war Burri so immer wieder in den Momenten an den Schauplätzen der Welt die man Historisch nennt. Brasilien, China, Palästina, Vietnam und auch in Deutschland. Größen wie Pablo Picasso, Winston Churchill, Ernesto Che Guevara, Muhammad Anwar as-Saddat, Le Corbusier und Alberto Giacometti standen vor seiner Kamera. Alles Männer die Kunst oder Politik mehr als maßgeblich geprägt haben. In der Ausstellung ist auch die berühmte Bildserie "Die Deutschen" zu sehen, in der sich Burri mit dem Nachkriegsalltag der Deutschen in Ost und West auseinandergesetzt hat. Die Menschenporträts lebendig und voller Leben, aber auch immer formal perfekt in Szene gesetzt, auch aus dem fotografischen Augenblick heraus. Der Museumsprospekt nennt das Neugierde und Fotografie mitten aus dem Leben heraus. Burri ist Praktiker ein Mann mit Augen die sehen und das Gesehene umsetzen in Schwarz-Weiß Bilder die einen unmittelbar tief in den Bann ziehen, die einen innehalten lassen in der Zeit der globalen Bildfluten.

 

Burri war nie angestellt oder Teil einer Redaktion, sondern immer Freier und damit nicht nur durch sein vor Ort sein, sondern auch durch seine Arbeit in den Zeitgeist eingebunden. Burri hat für "Life", "Look", "Fortune", "Paris Match" oder den Stern fotografiert. Daneben betrieb er aber auch immer die "Autorenfotografie", die ihn auch unabhängig machte, als das große Geld schon lange nicht mehr in den Verlagshäusern für Fotoproduktionen bereit stand.

In Camera Nr. 7, 1956 beschrieb Burri seine Arbeitsweise so: "Arbeite ich im Auftrag einer Zeitung, war da immer eine thematische, vor allem aber zeitliche Begrenzung. Das Schöne und Notwendige in unserem Beruf ist, sich von Zeit zu Zeit davon loszulösen, um den Geschehen und Orten nachzugehen, die einen persönlich interessieren. Heute, da überall in der Welt von morgens bis abends die Verschlüsse der Kameras rasseln, der Filmverbrauch täglich ein kilometerlanger ist, wo die Kontinente bis in alle Winkel und Ecken durchleuchtet, in Magazinen publiziert und in Filmbüchsen und Tonbandstreifen konserviert sind, da stellt sich für uns junge Photographen erneut die Frage nach unserer Mission. Kaum wie jemals in der Geschichte sind die Probleme, sowohl für den chinesischen Reisbauern, den Automobilarbeiter in Amerika, wie für den Grubenarbeiter in Deutschland, letzten Endes die selben. Die ungeheuren sozialen Umschichtungen unseres technischen Zeitalters, die sich auch in Musik, der Malerei, der Literatur, der Architektur spiegeln, prägen ein neues Gesicht unseres heutigen Menschen. Dem nachzuspüren, davon einige Gedanken und Bilder zu übermitteln, sehe ich als meine Aufgabe."

Burri fühlt sich der Kunstwelt mehr als verbunden und so porträtierte er immer wieder die Großen. Schon in den 50er Jahren besuchte Burri Yves Klein in Paris, in den 60er Jahren den Bildhauer Alberto Giacometti, Schweizer wie er selbst und sicher einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, der aber nie in die Breite wirkte. Jean Nouvel, Renzo Piano, Mario Botta oder Richard Meier gehören ebenso dazu. Am intensivsten setzte sich Burri allerdings mit Le Corbusier und dessen Werk auseinander und Picasso. Aber nicht nur Künstler gehören zu der Auseinandersetzung mit der Realität die Burri suchte, sondern dem schrecklichsten was Menschen tun können, dem Krieg. Burri war an den Brennpunkten, bei der Suez-Krise 1956, genauso wie 1989 auf dem Tian´anmen Platz in Peking. Burri zeichnet ein subtiles und differenziertes Bild vom Krieg, er zeigt keine Toten, keine Verwundeten. Er will mit seiner Fotografie einen Beitrag zum politischen Diskurs liefern.

René Burri – Die Biografie

1933 geboren in Zürich

Kunstgewerbeschule Zürich

1953-55 Dokumentarfilmer

1955 außerordentliches Mitglied von Magnum
"Life" Magazin-Story: "Touch of Music for the Deaf"

ab 1956 Reisen Europa, Naher Osten u.a.
Fotos für "Du" von Picasso, Giacometti

1963 fotografiert er Che Guevara in Kuba

1962 Eröffnung der Magnum Galerie in Paris

1998 Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie

Burri lebt und arbeitet in Zürich und Paris


René Burri – Das Werk
4. bis 26.9.2010
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule | Köln
Di.-So. 11-17 Uhr
Sonderöffnung zum Festivalhöhepunkt
21.-25.9.2010, 11-21 Uhr
Montag geschlossen

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