So soll der große Eingang am Gerling Garden am Gebäude The Gate nach dem Ende der Bauarbeiten einmal aussehen. Visualisierung: AltShift

Köln | Derzeit sind die Nachrichten von Großprojekten in der Immobilienbranche häufiger mit negativen Schlagzeilen versehen. Das gilt zum Beispiel für das Laurenz Carré direkt im Schatten des Doms, nachdem die Holding-Gesellschaften des Projektentwicklers, der Düsseldorfer Gerchgroup, Insolvenz angemeldet haben. Die Arbeiten am neuen innerstädtischen Quartier liegen still. Wie es in der unmittelbaren Domumgebung an der Via Culturalis weitergeht, ist aktuell nur schwer voraussagbar.

Florian und Michael Kunz (v.l.) von Proximus Real Estate beim Richtfest an diesem Mittwoch, 30. August. Foto: Eppinger

Da tut es gut zu wissen, dass andere zentrale Bau- und Stadtentwicklungsprojekte sich auf der Zielgeraden befinden. Das gilt aktuell für den Gerling Garden, dem letzten Teilstück des Gerling Quartiers im Friesenviertel. Dort konnte jetzt am Mittwoch Richtfest gefeiert werden. “Wir befinden uns in bewegten Zeiten, in denen es nicht mehr normal ist, dass große Immobilienprojekte auch zu Ende gebracht werden. Da ist unser Richtfest ein wichtiges Zeichen”, sagt Michael Kunz, der zusammen mit seinem Bruder Florian die Kölner Proximus Real Estate AG leitet.

Das Unternehmen ist im Joint Venture mit der Quantum Immobilien AG Bauherr des Gerling Gardens, der neben dem 2018 fertiggestellten Rundbau The Circle mit dem 25hours Hotel auch den denkmalgeschützten Jahrhundertsaal umfasst. Auf einer Mietfläche von 17.200 Quadratmetern entstehen nach den Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros Ingenhoven Associates in den Gebäudeteilen The Gate, The Hall und The Lime bis zum zweiten Quartal 2025 Räumlichkeiten für Büros, Gastronomie und Einzelhandel.

Blick von der Dachterrasse des 25hours Hotel auf die Gebäude The Hall und The Gate (Hintergrund). Foto: Eppinger

The Gate wird als Büro- und Geschäftshaus neu gestaltet. The Hall mit seinen beiden Geschossen wurde einst als Jahrhundertsaal und Mitarbeiterrestaurant vom Versicherungskonzern genutzt. Der Bau verfügt über Rundfenster, eine Rotunde und eine große mittige Lichtkuppel. The Circle war mit seiner Schalterhalle einst das Kassengebäude von Gerling. Dort befindet sich heute das 25hours Hotel mit seinen 207 Zimmern sowie einer Bar und einem Restaurant mit eigener Dachterrasse. The Lime wird als künftiges Büro- und Geschäftshaus um zwei Geschosse aufgestockt und um einen sechsgeschossigen Neubau ergänzt. Im Gebäude sollen auch Ladenflächen entstehen.

Der Ankermieter für The Gate und The Hall steht mit der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse (KZVK) des Verbandes der Diözesen Deutschlands bereits fest. Diese übernimmt 9200 Quadratmeter Bürofläche im neu entwickelten Gebäudeensemble. Damit waren im März dieses Jahres bereits 70 Prozent der gerade entstehenden Flächen im Gerling Garden vermietet.

Die Lichtkuppel im früheren Jahrhundertsaal des Gerling-Konzerns. Foto: Eppinger

Ursprünglich schlossen die Mitte der 1960er Jahre entworfenen Gebäude mit ihren einheitlichen Muschelkalkfassaden das insgesamt 4,6 Hektar große Areal des Versicherungskonzerns Gerling nach Süden ab. Zentraler Ort des Quartiers ist der Gereonshof mit seinen großen Brunnen. Begonnen hat der Ausbau des Geländes unter Hans Gerling in den 1930er Jahren. Zunächst war der 1904 gegründete Konzern 1919 in das Palais von Langen an der Von-Werth-Straße gezogen. Ab den 1950er Jahren wurde der Ausbau des Gerling-Komplexes unter anderem mit dem Bau des Hochhauses intensiviert und wurde so zum eigenen Stadtviertel.

Die Geschichte des Familienunternehmens endete 2006 im Friesenviertel. Danach begannen die Planungen zur Neugestaltung des zentralen Quartiers, die nun 2025 mit der Fertigstellung des Gerling Gardens beendet werden. Zuletzt zog die Internationale Hochschule IU, Deutschlands größte private Uni, in die Globale, die alte Schaltzentrale des Konzerns.

“Hans Gerling setzt mit seinen Gebäuden neue Maßstäbe in der Nachkriegsarchitektur und in der Zeit des Wirtschaftswunders. Das Ergebnis der Revitalisierung des Ensembles als Einheit ist bemerkenswert. Es ist ein großer Gewinn für den Wirtschaftsstandort Köln und eine qualitative Bereicherung für die Innenstadt. Architektur und Design wurden erhalten und durch moderne Elemente ergänzt”, sagt Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne).