Köln, 16.012006, 14:00 > Am Donnerstag (19.01.2006) entscheidet die Bezirksvertretung Innenstadt über die neue Adresse von RTL. Eine Initiative aus Kölner Medienschaffenden schlägt jetzt den Namen "Christa Päffgen-Platz" vor. Denn die Freifläche vor dem künftigen Haupteingang auf der nördlichen Seite der Messehallen in Köln-Deutz hat noch keinen Namen. Die Idee, den Platz nach einer Künstlerin aus Köln zu benennen, die als Nico weltweit Karriere machte, hatte Irene Franken von Kölner Frauengeschichtsverein.

Mit der Initiative "Ein Platz für Nico" wollen die Initiatoren den lokalen politischen Entscheidungsträgern in Köln die  kulturelle Dimension des Medienstandortes vorführen und dabei an  Weltstars zu erinnern, die im offiziellen Köln weitgehend unbekannt  geblieben sind. Der Vorschlag, die für RTL vorgesehene künftige  Adresse in Deutz nach
"Nico" Christa Päffgen zu benennen, soll zugleich "ein Kommentar zu den phantasielosen, konventionellen und wenig  kenntnisreichen Bemühungen der Stadtverwaltung, die für die Bezeichnung ‚Am Medienufer‘ votierte", sein. Die Entscheidung für die Platzbenennung wird die Bezirksvertretung Innenstadt treffen.

Die Initiative im Wortlaut:

"Ein Platz für Nico" 
 
"Wenn RTL 2008 nach Köln-Deutz umzieht, liegt der Haupteingang des Senders auf der nördlichen Seite der Messehallen. Über den Namen des noch unbenannten Vor-Platzes entscheidet am 16. Februar die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt. Seitens der Kölner Stadtverwaltung liegt ihr der Vorschlag „Am Medienufer“ vor – eine Wortschöpfung mit dem Charme eines Technologieparks. RTL hat Besseres verdient. Comcologne bat deshalb seine Leserinnen und Leser um andere Vorschläge: Von den zahlreichen Einsendungen hat die Jury die Idee von Stadthistorikerin Irene Franken überzeugt, die Freifläche „Christa Päffgen-Platz“ zu taufen: Der Name klingt kölsch, hat aber den internationalen Sound. Christa Päffgen, Künstlerin aus Köln, machte als Nico in den 60er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts weltweit Karriere als Model, Sängerin und Darstellerin. In Paris war sie für Coco Chanel auf dem Catwalk, in Rom für Frederico Fellini vor der Kamera, in London nahm sie ihre erste Platte auf dem Label von Rolling Stones-Manager Loog Oldham auf, in New York sang sie mit Lou Reed und John Cale bei Velvet Underground. Zu ihren Förderern gehörten u.a. Bob Dylan und Andy Warhol. Bezüge und Erinnerungen aus der globalen Geschichte von Pop, Film und Multimedia – wie gemacht für Deutschlands führendes Entertainment-Haus: Der „Christa Päffgen-Platz“ wäre für RTL eine gute Adresse.

Popstar, Super-Model, Warhols vergötterte Mondgöttin, Junkie – die vielen Leben der Christa Päffgen zeigt auch die 72-minütige Dokumentation “Nico-Icon” von Filmemacherin Susanne Ofteringer. Der 1995 von Anette Pisacane und Thomas Mertens produzierte Film wurde vom Filmbüro NW und der Filmstiftung NRW gefördert und vom ZDF (Redaktion Kleines Fernsehspiel) koproduziert. 1997 bekam Ofteringer dafür einen Adolf Grimme Preis. Mit einer Layout-Version von „Nico-Icon“ diplomierte sie an der Kunsthochschule für Medien Köln,

Die Initiative

comcologne setzt seine Initiative fort und schlägt der Bezirksvertretung Innenstadt vor, dem noch unbenannten Platz den Namen „Christa Päffgen-Platz“ zu geben. Neben Irene Franken vom Kölner Frauengeschichtsverein und Regisseurin Susanne Ofteringer unterstützen den Vorschlag

Peter Bach, Kunstsalon e.V.
Oliver Baumgarten, Filmmagazin Schnitt
Jürgen Becker, Kabarettist
Petra Becker, Köln
Christiane Bethke, Journalistin, KSTA
Rainer Bode, Münster
Andreas Bomheuer, Rock-Pop-Museum Gronau
Christiane M. Bongartz, Universität Köln, Englisches Seminar
Heinz Bossart, Galerie Heinz Bossart
Jürgen Brauweiler, bleifrei Medien + Kommunikation, Berlin
Miriam Browne, Gastronomin
Anke Brunn, MdL
Uta Chlubek, Köln
Sven Dierkes, Rechtsanwälte Wilde & Beuger
Hans Dorsch, Texter, Konzepter, Autor
Lars Dorsch, Musikproduzent
Wolly Düse, Musiker/Komponist ("Cowboys On Dope")
Anne Elsbergen, Verwaltungsangestellte
Claudia Fiedler, FilmInitiativ e.V.
Philipp Figge, Figge von Rosen Galerie
Edgar Franzmann, koeln.de
Cornelia Gürtler, Journalistin
Peter Hanemann,  A.R.T.
Gabi Heider, Malerin
Andreas Henrich, Kunsthochschule für Medien Köln
Elmar Hintz, Musiker,  Köln
Wolfgang Hippe, A.R.T.
Burkhard Höfler, Übersetzer u. Musiker
Matthias Hornschuh, mediamusic:nrw
Constanze Jaiser, Berlin
Karin Jurschick, Regisseurin
Julia Kaiser, Harryfilm Amsterdam
Sibylle Kaminski, Potentialberatung – Marketing – PR
Dorothea Khulusi, Rechtsanwältin, Midan e.V.
Petra Kocima, Büroservice
Kasper König, Museum Ludwig
Torsten Kolbe, Medienberater
Stefan Krachten, Musiker
Gerd Krebber, Schauspieler und Journalist
Eva Krings, Köln
Thom Kubli, Künstler
Beate Kubny-Lüke, Referentin
Dietrich Leder, Kunsthochschule für Medien Köln
Angelika Lepper, HFF "Konrad Wolf", Potsdam
Regina Maas, Kunsthochschule für Medien Köln
Reiner Michalke, Stadtgarten Köln
Anthony Moore, Kunsthochschule für Medien Köln
Martina Neschen, Musikerin
Sebastian Nestler, Medienwissenschaftler, München
Ralf Niemczyk, Journalist
Andrea Nieswandt, Raum für Kunst und Musik
Hans Nieswandt, DJ, Autor, Musikproduzent
Wilfried Nißing, Fahrradfahrer
Norbert Oberhaus, c/o pop
Marcel Odenbach, Künstler, Kunsthochschule für Medien
Joachim Ortmanns, Lichtblick Film
Heinrich Pachl, Kabarettist
Monika Panholzer, Sonderschullehrerin
Peter Pedaci, Designer
B.Vilas Pomp, Musiker, Chroma-Park, Planet Bass
Winni Rau, Köbes Underground
Nicole Rebmann, Feminale e.V.
Katharina Regenbrecht, Tandem e.V. u. Frauengeschichtsverein
Ute Remus, Brühl
Elisabeth Rhein, Kanzlei Wilde & Beuger
Kjell Rijntjes, Visualsit/Bandbreite-ev
Arnd Rüskamp, hellblau Verlagsgesellschaft, Essen
Klaus Sator, Ihr-Informationsmanager.de
Mathias Schaffhäuser, ware schallplatten/ware records
Ilona Christa Scheidle, Miss Marples Schwestern, Heidelberg
Angelika Schmidt-Koddenberg, Sozialwissenschaftlerin
Joachim Schmidt v. Schwind, Verleger
Torsten Schmidt, redbullmusicacademy.com
Irene Schoor, FilmInitiativ e.V.
Frank Schulte, Klang & Medienkünstler, readymade prod. cologne
Markus Schulte, DOM Digital Online Media GmbH
Purple Schulz, Musiker und Stunker
Axel Siefer, Schauspieler und Regisseur
Carmen Siekmeyer, Sozialwirtin
Simone Stewens, ifs Internationale Filmschule Köln
Ingrid Strobl, Journalistin
Barbara Süsterhenn, Kostümbildnerin
Andrea Theis, Künstlerin, z.Z. Helsinki
Rene Tinner, Musiker
Christopher Uhe, Musiker, Komponist, Produzent, Berlin
Alexandra Ventura, Kunstwissenschaftlerin u. Kuratorin, Köln.
Patrik von Glasow, Kölner Journalistenvereinigung
Christel Wester, freie Journalistin
Rafaela Wilde, Rechtsanwälte Wilde & Beuger
Haripriya C. Wolfram, Sängerin, DigitalKünstlerin, Bonn
Helmut Zerlett, Musiker
Isis Zerlett, Sängerin, Köln

Info: Wenn auch Sie den Vorschlag unterstützen wollen, schreiben Sie eine kurze Email (mit vollem Namen und Funktion bzw. Institution bzw. Firma) an redaktion@comcologne.de

Vita Christa Päffgen

Christa Päffgen kam am 16. Oktober 1938 in Köln zur Welt. Nachdem der Vater 1943 gefallen war, zog Christa mit ihrer Mutter Margarete, einer Schneiderin, zuerst zur Tante nach Berlin, dann nach Lubbenau zum Opa. Das immer sorgfältig herausgeputzte Mädchen wurde mit 15 von einem Modefotografen entdeckt. Zuerst arbeitet sie für den Modemacher Heinz Oestergaard, dann lichten sie Zeitschriften wie „Stern“ und „Vogue“ ab. In Paris wurde Päffgen Model für Coco Chanel.

Den Spitznamen Nico bekam Päffgen auf Ibiza. Dort stand die Kölnerin 1959 zum erstenmal vor der Kamera („Der Sänger von Capri“, mit u.a. Mario Lanza, Hans Söhnker, Zsa Zsa Gabor). Ein Jahr später gab ihr Frederico Fellini an der Seite von Marcello Mastroianni eine kleine Rolle in "La Dolce Vita". Päffgens Traum war eine Karriere als Filmschauspielerin. Deshalb belegte sie 1960 Kurse in Lee Strassbergs Filmschule in New York – in der selben Klasse wie Marylin Monroe. 1962 bekam Päffgen eine größere Rolle in dem französischen Film „Striptease“ und sang mit Serge Gainsbourg den Titelsong. Genommen wurde indes die Version von Juliette Greco. Die Nico-Forschung ist sich uneins, ob Päffgen Alain Delon 1960 in Rom oder 1962 in Paris kennenlernte. Jedenfalls leugnet der Schauspieler bis heute seine Vaterschaft an Nicos Sohn Ari.

Mitte der 60er Jahre wurde aus dem Top-Model Nico die Sängerin Nico. Sie traf Brian Jones und machte mit „I`m Not Saying“ für das Label von Stones-Manager Loog Oldham ihre erste Schallplatte, produziert von Jimmy Page. In Paris traf sie Bob Dylan, der ihr den Song „I`ll keep It with Mine“ schenkte und ihr auf seinem Album „Blonde on Blonde“ das Stück „Visions of Johanna“ widmete. Dylan verschaffte Nico auch Zugänge zur New Yorker Musik- und Kunstszene. Alsbald drehte Andy Warhol Filme seiner "Factory" mit Nico. Für Velvet Underground trommelte Warhol 1965 die Musiker Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison und Maureen Tucker zusammen. Nico wurde Sängerin der Band, sie trieb ihre Kollegen zu kreativer Höchstform. Die erste Platte hieß schlicht "The Velvet Underground & Nico".

1968 verließ Nico die Band und wurde Clubsängerin, unterstützt von Gitarristen wie Tim Hardin, Tim Buckley, Ramlin` Jack Elliot und dem damals gerade 16 Jahre alten Jackson Browne. Sie lernte Jim Morrisson kennen und spielte ihr erstes Solo-Album "Chelsea Girl" ein. Ab 1969 produzierte Nico mit John Cale "Marble Index" und zwei weitere Alben voll dunkler Mysterien und herber Sounds und Gefühle. Ihre Markenzeichen waren ihr fahriger Gesang und ein auffälliges Make Up.

In den 70ern findet man Nico abwechselnd in Paris, wo sie mit dem Filmemacher Philipe Garell zusammen lebte, und, zusammen mit ihrem Freund und Manager Lutz Ulrich, auf Tourneen durch Europa und USA. In den 80er Jahren wechselte die Nomadin zeitweilig nach London. Inzwischen hatten Drogenexzesse und Psychiatrieaufenthalte aus der schönen jungen Frau eine einsame "Göttin der Finsternis" gemacht. Nichtsdestotrotz ging sie noch mehrmals in West- und Osteuropa, Australien und Japan auf Tour. 1985 realisierte Nico mit „Camera Obscura“ sogar noch ein weiteres Album, wieder produziert von John Cale. Aber ihre Live-Auftritte bekamen mehr und mehr den Charakter von Requiems. Im Rahmen des „Fata Morgana Festivals“ gab Nico 1988 in Berlin ihr letztes Konzert. Christa Päffgen starb im gleichen Jahr während eines Urlaubs auf Ibiza an einem Blutgerinsel im Gehirn. Sie wurde in Berlin beerdigt."

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung