Jetzt werkeln andere auf der Baustelle
Die Stadt Köln ist beim Bergungs- und später Besichtigungsbauwerk jetzt selbst Bauherr und nicht über den Umweg KVB, wie beim Gleiswechselbauwerk. Die Planungen, so der von der Stadt mit der Bauoberleitung und Bauüberwachung beauftragte Ingenieur Dr. Jörg Holzhäuser, von HIC Ingenieur Consulting aus Ettlingen, begannen im August 2009. Seit dem 4.12.2010 ist die Ausführungsplanung fertig und danach wurde der Auftrag europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt das Unternehmen Demler Spezialtiefbau aus Netphen. Die haben das günstigste Angebot abgegeben. Damit sind jetzt sind andere Bauunternehmen auf dem Gelände tätig als die ARGE aus Bilfinger Berger, Züblin und Wayss &Freytag. Deren Container sehen verwaist aus, rostig, so als wäre da schon lange keiner mehr gewesen. Das Manager Magazin berichtete in seiner Juni-Ausgabe dass auf die Unternehmen der ARGE Schadensersatzforderungen in Höhe von 500 Millionen bis eine Milliarde Euro zukommen könnten. Allerdings so die Zeitschrift hätten die Unternehmen hierfür bisher keine Rückstellungen gebildet oder aufgrund der konjunkturellen Situation bilden können. 

Diese Ambivalenz am und um das Gelände fällt am meisten auf. Dort wo die Stadt jetzt baut sieht alles wie aus dem Ei gepellt aus, so als würde jemand jeden Tag die Baustelle putzen. Sechs Sicherheitskräfte überwachen auch tagsüber die Baustelle. Dort wo die Bergung stattfinden soll, das Archiv schätzt, dass dort noch 10 Prozent der Archivgüter im Wasser liegen, ist die Baustellenzufahrt und die Baustelle sogar frisch geteert. Alles nebenan wirkt alt, staubig, dreckig und verlassen. Jetzt bereitet man den Bau der Grube vor. Dazu war es nötig erst einmal für das rund 100 Tonnen schwere Pfahlbohrgerät einen soliden Untergrund zu schaffen. Dazu wurden 80 cm der zukünftigen Grube ausgehoben. Dort werden Matten und Schotter eingebaut und verdichtet. Dadurch ist selbst wenn es kleinere Hohlräume geben sollten, die Standsicherheit des Bohrgerätes gewährleistet so die Ingenieure.

Am Montag beginnt der Bau des Bergungsbauwerkes
Am kommenden Montag geht es dann los mit dem Bau der 63 Bohrpfähle, die am Ende eine Wand ergeben werden und die Bergung der Archivalien ermöglicht. Zunächst wird ein Pfahl gebohrt von 29,5 Tiefe und einem Durchmesser von 1,20 Metern. Diese Bohrlöcher werden mit Beton ohne und mit Bewährung verfüllt. Abwechselnd wird dann Pfahl neben Pfahl gesetzt und jeweils der zweite Pfahl wird bewährt. So bekommt man am Ende eine stabile Wand. Die Bergung wird unter Wasser durchgeführt, die Wasserstände in allen Bauten, auch dem Gleiswechselbauwerk werden dem vorherrschenden Grundwasserstand angepasst. Zudem wird das Gleisbauwerk so gesichert, dass es seine Lage auf keinen Fall ändert. Permanent so Dr. Holzhäuser , werden alle Bauteile überwacht und selbst die kleinsten Veränderungen mittels Lasermesstechnik erfasst. Am Montag um 16:00 wird das erste Loch gebohrt. Sollte es zu absolut keinen Verzögerungen kommen muss mit rund 30 Arbeitstagen gerechnet werden, denn das Spezialtiefbauunternehmen schaffe maximal zwei Pfahlbohrungen und Verfüllungen an einem Tag.

Für die Archivalien bedeutet dies, dass mit der Bergung frühestens Anfang Juli begonnen werden kann. Allerdings ist die Fläche schon vorbereitet und auch das Zelt wo die nassen Archivalien grob gesäubert und anschließend tiefgefroren werden sollen, kommt Anfang nächster Woche und wird auf der frisch geteerten Fläche aufgestellt. Dann wird mit einem Seilbagger die Bergungsgrube ausgebaggert und das Gemisch aus Schutt und Archivalien abgekippt. Dann übernehmen die Archivare und deren Hilfskräfte. Am Montag wird sich auch der Hauptausschuss des Kölner Rates wieder mit der Situation an der Severinstraße befassen.

[ag]