Köln | aktualisiert 17:56 Uhr | WDR-Intendantin Monika Piel bleibt für weitere sechs Jahre im Amt. Der Rundfunkrat stimmte heute in Köln mit einer Mehrheit für die Wiederwahl der 61-Jährigen, wie eine Sprecherin des Senders sagte. Damit verlängert sich Piels aktuell bis 2013 laufender Vertrag bis 2019. Die Piratenpartei NRW äußerte Kritik an dem Verfahren. Aktualisiert: Trotz heftiger Proteste von Hörern hat der WDR die umstrittene Reform seiner Kulturradiowelle WDR3 beschlossen.

Die Intendantin, die den Spitzenposten vor fünf Jahren übernommen hatte und derzeit auch ARD-Vorsitzende ist, hatte keinen Gegenkandidaten, obwohl sie zuletzt unter anderem wegen des Quotendebakels von „Gottschalk Live“ in die Kritik geraten war. Kritik war auch über eine Reform Kulturradiowelle WDR3 laut geworden. Rund 19.000 Bürger, darunter Prominente wie Günter Wallraff, Richard David Precht und Elke Heidenreich, unterschrieben einen Offenen Brief gegen die Reform. Piel selbst dankte dem Gremium heute für das Vertrauen. „Mein Ziel ist, dass der WDR der Motor bleibt für programmliche Innovationen und technischen Fortschritt. Ich möchte, dass unsere Programme Leuchttürme sind für die Menschen, die nach Information, Orientierung, Bildung, Kultur, Unterhaltung suchen. Mein Kurs lautet: erstklassige Qualität in den Programmen, solides Wirtschaften auf allen Ebenen und technischer Fortschritt zum Nutzen unseres Publikums. Wichtig bleibt es, auch jüngeres Publikum zu gewinnen. Ich freue mich auf die Aufgaben und über das Vertrauen, mit dem ich diese Aufgaben angehen kann“, sagte Piel.

Kritik an Abstimmung

Der FDP-Medienexperte im Bundestag, Burkhardt Müller-Sönksen, kritisierte die konkurrenzlose Wiederwahl. „Ohne Ausschreibungsverfahren die bisherige Intendantin Monika Piel im Amt zu bestätigen, erweckt den Eindruck von Hinterzimmerabsprachen“, sagte er. Bei einem Jahresgehalt von mehr als 300.000 Euro sei eine Ausschreibungspflicht angebracht. Die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi sagte: „Die Wiederwahl von Frau Piel ist eine gute Entscheidung für den WDR und die Fortsetzung der Zusammenarbeit ein klares Signal zur Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.“ Zuvor hatte sie das Wahlprozedere ohne Gegenkandidaten verteidigt. „Bei anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist das in der Regel nicht anders“, sagte sie am Tag vor der Personalentscheidung im dapd-Interview. Die Piratenpartei NRW kritisierte heute die Begleitumstände, unter denen Piel in ihrem Amt bestätigt wurde, da es keine Gegenkandidaten gegeben hat. Die Partei lehnt ab, dass auf eine öffentliche Ausschreibung als auch auf eine Findungskommission verzichtet wurde – obwohl es „eklatante Fehler in der WDR-Chefetage“, so die Piraten, gegeben habe. „Wenn der Rundfunkrat damit signalisieren will, dass Frau Piel nicht umstritten ist, so kann man das nur als Augenwischerei bezeichnen“, sagt Nico Kern, Landtagsabgeordneter der Piratenpartei NRW. „Die Besetzung des Intendantenposten ist ein Politikum, das zeigt, wie extrem stark der Einfluss der Politik und von diversen gesellschaftlichen Gruppen im Rundfunkrat ist. Unter freien Medien in einem demokratischen Staat stellen sich Piraten etwas anderes vor.“

17:56 Uhr > Rundfunkrat beschließt umstrittene WDR3-Reform

Trotz heftiger Proteste von Hörern hat der WDR die umstrittene Reform seiner Kulturradiowelle WDR3 beschlossen. Der Rundfunkrat machte heute den Weg für die Programmveränderungen frei. „Es ist nicht übereilt und nicht übers Knie gebrochen“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi in Köln. Unter anderem soll das einstündige Musikfeature künftig an Feiertagen und zu besonderen Anlässen etwa zehn Mal im Jahr laufen. Zudem soll es ein zusätzliches Journal geben. Rund 19.000 Hörer hatten zuvor einen Offenen Brief gegen das Vorhaben unterzeichnet, darunter Prominente wie Richard David Precht und Elke Heidenreich. Die Initiative „Wir Radioretter“ befürchtet die Fortsetzung eines „jahrelangen Programmabbaus“, der von einem „Kulturradio“ nur wenig übriglasse. Die Veränderungen bestünden im Wesentlichen aus Kürzungen, Streichungen und Wiederholungen.

Monika Piel ist seit 2007 Intendantin des WDR und seit 2011 zudem Vorsitzende der ARD. Die Journalistin wurde 1951 in Bensberg geboren. 1976 schloss sie ein Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule für Wirtschaft in Köln ab und studierte anschließend Jura und Orientalistik in Köln. Bereits während des Studiums war sie für den WDR als Assistentin von Werner Höfer im „Internationalen Frühschoppen“ tätig. 1978 fing Piel beim WDR Hörfunk an, von 1979 bis 1982 arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin bei den aktuellen Magazinen. In dieser Zeit moderierte sie WDR 2-Sendungen wie „Morgenmagazin“, „Mittagsmagazin“ und „Berichte von heute“ (letztere Sendung heute auch in WDR 5). Von 1982 bis 1984 arbeitete sie als freie Journalistin in Portugal u.a. für den WDR. Anschließend kehrte sie nach Deutschland zurück und ging als Hörfunk-Korrespondentin für Wirtschafts- und Finanzpolitik ins WDR-Studio Bonn. 1993 wurde Piel Leiterin der Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr, 1996 Programmchefin der Welle WDR 2. Es folgte 1997 die Ernennung zur Chefredakteurin und noch im selben Jahr zur stellvertretenden Hörfunkdirektorin. 1998 wurde Piel Hörfunkdirektorin des WDR. Während der ARD-Geschäftsführung 2001/2002 leitete sie die ARD-Hörfunk¬kommission. Piel gehörte von 2001 bis 2007 zu den Moderatoren des „Presseclub“ im Ersten und des „Internationalen Frühschoppen“ (PHOENIX). Seit Anfang 2011 ist Monika Piel als erste Frau in der Geschichte der ARD Vorsitzende des Senderverbundes. Für PHOENIX moderiert sie das „Forum Wirtschaft“ sowie die in loser Folge gesendete Reihe „Zeitzeugen“.

Autor: cs | dapd | Foto: WDR
Foto: WDR Intendantin Monika Piel