Köln | Unmittelbar vor der Wiederwahl von WDR-Intendantin Monika Piel hat der Rundfunkrat den Verzicht auf einen Gegenkandidaten verteidigt. „Bei anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist das in der Regel nicht anders“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi am Dienstag im dapd-Interview. Bei einer Wiederwahl sei es im WDR bisher immer so gewesen, dass es bei einer Verständigung zwischen dem Gremium und dem amtierenden Intendanten keine Ausschreibung gegeben habe.

Piel soll am Mittwoch (30. Mai) für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt werden. Die 61-Jährige, die den Posten 2007 übernommen hatte und derzeit auch ARD-Vorsitzende ist, bliebe dann noch bis 2019 an der Spitze der größten ARD-Senderanstalt. Ihr jetziger Vertrag läuft noch bis 2013.

Hieronymi sagte: „Wenn ein Intendant das erste Mal neu gewählt wird, dann wird eine Findungskommission eingesetzt oder eine Ausschreibung gemacht.“ Bei einer Wiederwahl sei dies anders. „Dass die Wiederwahl jetzt so thematisiert wird, überrascht mich.“

Zuletzt war Kritik an Piel laut geworden. Rund 19.000 Bürger, darunter Prominente wie Günter Wallraff, Richard David Precht und Elke Heidenreich, haben einen Offenen Brief gegen eine Reform der Kulturradiowelle WDR3 unterzeichnet. Über die Pläne will der Rundfunkrat ebenfalls am Mittwoch entscheiden. Zudem steht Piel als ARD-Vorsitzende wegen der Pleite von „Gottschalk Live“ und dem Streit mit Verlegern über die „Tagesschau“-App in der Kritik.

Innovationen im Ersten

„Der ARD-Vorsitz von Monika Piel hat keine Rolle bei der Entscheidung gespielt“, sagte Hieronymi. „Frau Piel trägt für das Erste nicht alleine die Verantwortung. Es sind immer Gemeinschaftsentscheidungen.“

Die Rundfunkratsvorsitzende geht fest davon aus, dass Piel am Mittwoch vom Rundfunkrat bestätigt wird. Bei den Beratungen des Gremiums habe sich eine grundsätzliche Bereitschaft für Piels Wiederwahl abgezeichnet, sagte sie. „Der WDR ist in der Amtszeit von Frau Piel in einem schwierigen digitalen Umfeld gut positioniert geblieben.“ Die Intendantin habe Innovationen für das Erste erreicht. Außerdem habe sie sich dafür eingesetzt, dass das Informationsprofil des Senders erhalten geblieben und es dort keine Kürzungen gegeben habe.

Autor: Fabian Wahl, dapd | Foto: WDR
Foto: WDR Intendantin Monika Piel