Köln | Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) stellte gestern ihre Herbstumfrage vor, an der sich rund 800 Unternehmen beteiligt haben. Die IHK überschrieb die Umfrage mit der Frage „Sand im Getriebe?“, denn sowohl in ihrer Lagebewertung, als auch den Erwartungen sind die Unternehmen in der Kölner Region nicht euphorisch, sondern eher gedämpft. Gründe sind die Unsicherheiten in der Auslandsnachfrage, der drohende Brexit oder auch der Fachkräftemangel.
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Im report-K 1:1 Video-Interview: IHK Hauptgeschäftsführer Ulf. C. Reichardt zur Herbstumfrage 2016 >
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Im August bis September verschickte die IHK rund 3.000 Fragebögen an Unternehmen in ihrem Kammerbezirk. Rund 800 Unternehmen beteiligten sich, rund die Hälfte aus Köln. Beide Indikatoren, sowohl die aktuelle Geschäftslage, als auch die Erwartungen weisen nach unten, liegen aber noch im positiven Bereich. Daher spricht IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf C. Reichardt von einer gedämpften Stimmung, vor allem wenn man sie mit der zum Frühjahr vergleicht. Als Ursache benennt die IHK Risiken bei der Auslandsnachfrage, etwa durch den Brexit oder die Konflikte in Russland und der Türkei. Die Industrie in der Kölner Region ist mit mehr als der Hälfte der Unternehmen stark exportorientiert.

Zudem berichtet die IHK, dass auch in der Kapazitätsauslastung durchaus noch Luft nach oben besteht. Die starke Binnenkonjunktur sei der Treiber, die aber – vor dem Hintergrund der Verhandlungen der OPEC-Staaten und einer möglichen Erhöhung der Rohölpreise – die Unsicherheiten im Export nicht ausgleichen könne. Dies trifft vor allem die Industrie, die weniger Aufträge aus den Schwellenländern und China erhält. China strukturiert zudem um und will in Zukunft selbst mehr produzieren.

Neben der Auslandsnachfrage melden vor allem die Unternehmen im Umland, dass sie den Fachkräftemangel als Risiko sehen. Bei vielen findet aber kein Aufbau von Belegschaften statt, sondern vakante Stellen werden nachbesetzt. Bei den Innovationen sind die Unternehmen zurückhaltend und tätigen diese vor allem in Ersatzbeschaffung und Produktinnovationen wie der Digitalisierung.

Konjunkturaussichten in Köln im Herbst 2016

Die Konjunkturdaten in Köln unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Umlandes. Auch die Kölner Unternehmen schätzen die Lage nicht als schlecht ein. Aber der Anteil derer, die von einer guten zu einer befriedigende Einschätzung wechselten, ist gestiegen. Dies gilt auch für die Erwartungen. Aktuell gibt es in Köln 9.732 freie Stellen – mehr als in den Vormonaten – aber diese Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt sei der Normalfall, so die Experten der IHK. In Köln spricht vor allem der Handel und die Dienstleistungsbranche von einer schlechteren Lage, während Industrieunternehmen eine leichte Verbesserung melden.

Autor: Andi Goral