Köln | An der Deutz-Mülheimer Straße prangt ein Transparent im Lufthansadesign, darauf steht: „Walk of Shame“. Darum gruppiert Holzkreuze, weiße, schwarze oder aus im Wald gefundenen Stöcken. Daran hängen Kopien von Porträts von Menschen und deren Dienstausweisen. Grabkerzen illuminieren die düstere Szene. Hinter dem Gebäude befinden sich rund 400 Bedienstete der Lufthansa im Warnstreik. Die Lufthansa wird heute deutschlandweit von einem Warnstreik getroffen und hat aus diesem Grund fast alle Verbindungen gestrichen. Verdi hat das Bodenpersonal, rund 33.000 Mitarbeiter in den Streik gerufen.

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In Lufthansablau, also edlem Zwirn, dazu die bekannten dunkelgelben Halstücher und darüber die grellfarbige Warnweste von Verdi demonstrieren heute rund 400 Mitarbeiter aus Düsseldorf, Köln und der noch in Köln ansässigen Hauptverwaltung für mehr Gehalt. Verdi fordert 5,2 Perozent. In der Kölner Hauptverwaltung, deren Schließung das Lufthansa Management angekündigt hat, geht es aber auch um rund 350 Jobs. Mittlerweile zeichnen sich, so eine Gewerkschafterin, konkretere Pläne des Lufthansa Managements ab. Ein Teil der Kölner Jobs sollen nach Frankfurt in eine neue Gesellschaft mit dem Namen GBS wandern. Dort haben die Kölner Mitarbeiter vielleicht die Chance mit hin zu wechseln, wenn etwa die familiären Rahmenbedingungen dies zuließen, oder man sich vielleicht das teure Pendeln mit dem ICE leisten kann. Ein anderer Teil der Kölner Jobs sind allerdings unwiderbringlich verloren, denn sie sollen nach Krakau in Polen verlagert werden. In welchem prozentualen Anteil dies geschehen wird, muss man abwarten. Bei Verdi befürchtet man, dass den Mitarbeitern die in die neue Gesellschaft GBS wechseln, ein Tarifvertrag zu wesentlich schlechteren Bedingungen angeboten werde. Das Lufthansa City-Büro in Köln soll bereits 2014 geschlossen und nach Düsseldorf verlagert werden.

In Köln soll der Warnstreik den ganzen Tag andauern, die Kundgebung an der Lufthansa Hauptverwaltung soll bis 11 Uhr andauern.

Hintergrund und Auswirkungen – 36 Flüge in Köln Bonn gestrichen

Aufgrund Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi wird die Lufthansa am Montag (22.04.2013) nahezu alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas streichen. Insgesamt können von den für Montag geplanten über 1.650 Kurzstreckenverbindungen nur rund 20 angeboten werden, teilte das Unternehmen mit. Beispielsweise können ab Berlin einzelne Maschinen starten, weil der Warnstreik dort bereits um 14:30 Uhr enden soll.

Bei den Langstreckenflügen werden von 50 geplanten Interkontinentalverbindungen voraussichtlich sechs starten, von München aus werden von 17 geplanten Langstreckenverbindungen nur drei durchgeführt. In Düsseldorf können dagegen alle drei geplanten Langstreckenflüge wie vorgesehen verkehren.

Fluggäste, die einen Flug nach oder über Deutschland mit Flugdatum vom 22. April 2013 gebucht haben, können einmalig kostenfrei auf einen anderen Lufthansa-Flug oder einen Flug der Lufthansa Verbundairlines umbuchen. Voraussetzung hierfür ist, dass das Ticket bis zum 20. April 2013 ausgestellt worden ist, das neue Reisedatum innerhalb der Ticketgültigkeit und vor dem 31. Juli 2013 liegt und die Start- und Zielpunkte der Reise nicht verändert werden. Die Gewerkschaft Verdi warb unterdessen um Verständnis für die Warnstreiks.

Die Arbeitgeber hätten es in der Hand, den Tarifkonflikt zu entschärfen. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten bei der Lufthansa 5,2 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Verbesserungen für die Auszubildenden. Verhandelt wird für rund 33.000 Beschäftigte am Boden sowie bei Lufthansa-Systems, der Lufthansa Service Group (LSG), der Lufthansa Technik, der Lufthansa Cargo und für Verdi-Mitglieder in der Kabine.

„Länger arbeiten, kürzeres Weihnachtsgeld und Lohnverlust durch die Hintertür, so stellt sich die Lufthansa die Zukunft ihrer Beschäftigten vor“, hieß es in einer Mitteilung. Tatsächlich sei das Angebot der Arbeitgeber, das sich zwischen 0,4 und 0,6 Prozent in den ersten zwölf Monaten bewegt, eine Lohnkürzung, lege man es auf die Stunden um.

Der für den heutigen Montag, den 22. April, von der Gewerkschaft Verdi angekündigte Streik bei Lufthansa führt zu Flugausfällen am Köln Bonn Airport. Die Lufthansa hat insgesamt 36 Verbindungen von beziehungsweise nach Köln/Bonn gestrichen. Betroffen sind alle für Montag geplanten Flüge auf den Strecken nach München. (10 Abflüge/10 Ankünfte) und Hamburg (8 Abflüge/8 Ankünfte).

Die Lufthansa-Tochter Germanwings ist vom Streik am Montag nicht betroffen. Alle Flüge finden statt. Dasselbe gilt für die Flüge aller anderen Airlines.

Bahn setzt wegen Lufthansa-Streik mehr Züge ein

Die Bahn fühlt sich auf den angekündigten bundesweiten Warnstreik bei der Lufthansa gut vorbereitet. Die Bahn stellt nach eigenen Angaben alle zur Verfügung stehenden Züge bereit und setzt im Flughafen Fernbahnhof in Frankfurt/Main und in weiteren Bahnhöfen zusätzliche Mitarbeiter ein. Reisenden wird für den Montag eine Sitzplatzreservierung empfohlen.

Die Lufthansa hatte für Flugausfälle oder verpasste Anschlussflüge mit der Deutschen Bahn zudem das Kooperationsangebot „Good for Train“ abgeschlossen. Passagiere des innerdeutschen Flugverkehrs können ihr elektronisches Ticket (etix) für die eingetragene Strecke online über die Lufthansa-Internetseite, am Check-In-Automaten oder Lufthansa-Schalter in einen Reisegutschein für die Bahn umwandeln lassen.

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Kompakt: Die Forderungen der Gewerkschaft

Verdi fordert für die Beschäftigten bei der Lufthansa 5,2 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem sollen Verbesserungen für die Auszubildenden im Konzern erreicht werden. Hohe Priorität hat die Forderung der Gewerkschaft nach Beschäftigungssicherung.

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Autor: Andi Goral, dts
Foto: Vor der Lufthansa Hauptverwaltung hängt ein großes Transparent mit der Aufschrift „Walk of shame“