Langfristig würden die Qualifizierten auf dem Arbeitsmarkt profitieren, erklärte Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln heute bei der Vorstellung der Studie um den Fachkräftemangel. Die IHK Köln befragte dazu in den vergangenen Wochen die Unternehmen in den Städten Köln und Leverkusen, sowie im Rheinisch-Bergischen, im Oberbergischen und im Rhein-Erft-Kreis. Motiv für die Untersuchung sei es gewesen, Panikmache aber Heilsversprechen entgegenzuwirken und
die Unternehmen, Politik und Menschen auf die absehbaren Entwicklungen vorzubereiten, so Ferger.

Bewerber sind zu wenig qualifiziert
Dass derzeit jede vierte Stelle bei den Unternehmen unbesetzt bleibe, hänge vor allem mit der mangelnden Qualifikation der Bewerber zusammen. Diese Angaben machten ganze 71 Prozent der befragten Unternehmen. 58 Prozent weisen abgesehen davon auf die fehlende Anzahl der Bewerber hin. Regionale Unterschiede ließen sich hierbei kaum feststellen. Nur beim Anwerben hochspezialisierter Fachkräfte haben die Städte Köln und Leverkusen momentan einen Vorteil gegenüber dem Umland.

Der Ausbildungsmarkt der Region boomt zeitgleich wie nie: Im Vergleich zum Vorjahr wurden Ende Mai 3.947 neue Ausbildungsverhältnisse verzeichnet (+21,9%), im Bereich der industriell-technischen Berufe hat sich die Zahl sogar fast verdoppelt (48%). Die Agenturen für Arbeit vermeldeten, dass immer noch 4.372 unbesetzte Ausbildungsplätze in der Region frei wären. Noch nie gab es so gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz in der Region, so Ferger. Dennoch klagen die Unternehmen über frei bleibenden Stellen. Entgegen vieler Szenarien, in denen hochqualifizierte Absolventen aus dem Ausland jetzt vermehrt Arbeitsverhältnisse in Deutschland beginnen, entstehe momentan eher der Trend, dass sich die einzelnen, konkurrierenden innerdeutsche Regionen verschärft um die qualifizierten eigenen Arbeitskräfte bemühen.

Köln Ausnahme in der Region
Auch wenn sich die einzelnen Regionen durchaus unterschiedlich entwickeln würden, sei bis 2030 ein Wachstum um 4% bei den Bevölkerungszahlen im IHK Bezirk Köln zu erwarten. Auch wenn dieser Trend entgegen der Prognose für den Bund erfreulich erscheint, so würden alle Kreise, abgesehen von Köln einen deutlichen Rückgang der Zahlen verzeichnen. Die Zahlen der tatsächlich erwerbstätigen Menschen würden dagegen insgesamt sinken. Hier ist ein Rückgang von 4,5% prognostiziert. Besonders dramatisch seinen die zu erwartenden Entwicklungen im Oberbergischen (-21%), im Rheinisch-Bergischen (-14,7%) aber auch im Rhein-Erft-Kreis (-7,9%). Von dieser Entwicklung würden hauptsächlich die Hochqualifizierten profitieren. Der Fachkräftemangel sei aber keinesfalls als direkter Weg zur Vollbeschäftigung zu verstehen. Auch in Zukunft werde die Qualifikation der Berufstätigen von zentraler Bedeutung für die Besetzung aller Stellen sein.

Neue Wege beschreiten
Um angemessen auf die demografischen Entwicklungen zu reagieren, dürfe die Qualifikation der Erwerbstätigen nicht aus den Augen verloren werden, betonte Ferger. Der Fachkräftemangel sei bereits heute spürbar und nach Empfehlung der IHK Köln wird es in Zukunft wichtig sein, sich um eine langfristige Besetzung von Schlüsselpositionen zu kümmern und auch ältere Mitarbeiter zu halten und weiterzubilden. Die Unternehmen könnten nur erfolgreich sein, wenn ein Mix aus verschieben Maßnahmen greife. So müssen vor allem die Chancen und Ausbildungen für Migranten, Geringerqualifizierte und Alleinerziehende ausgebaut werden und auch ältere Mitarbeiter weiter qualifiziert werden. Von zentraler Bedeutung werde es sein, die Position des eigenen Unternehmens richtig zu bewerten. Die IHK Köln bietet in diesem Zusammenhang bereits jetzt die Möglichkeit für die Unternehmen eigene Demographiemanager ausbilden zu lassen und begleitet sie auch in Zukunft durch Umfragen, Studien, Arbeitsmarkt- und Fachkräftemonitoring.

[asch]