Köln | aktualisiert | Sie fahren bei Wind und Wetter, um leckeres Essen ins Haus zu liefern. Doch Bezahlung und Arbeitsbedingungen für die Fahrradkuriere von foodora und Deliveroo sind mies. Am Samstag demonstrierten sie in Köln ebenso wie in München, Stuttgart, Augsburg, Hamburg und Berlin mit Unterstützung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) dagegen und gegen zahlreiche Gesetzesverstöße der Arbeitgeber.

So wirft die Gewerkschaft „foodora“ vor, „Lohnprellerei zum Geschäftsmodell“ gemacht zu machen. Regelmäßig passieren „Pannen“ bei der Abrechung: Überstunden, Kranken- und Urlaubsgeld werden nicht korrekt abgerechnet. „Es folgen Floskeln, dazwischen das Wort ‚Entschuldigung‘. Dazu eine kurzfristige Abschlagszahlung, die im besten Fall für die Miete reicht“, so Keno Böhme, Projektsekretär der Gewerkschaft NGG, der die von Fahrradkurieren der Lieferdienste ins Leben gerufene internationale Facebook-Kampagne „Liefern am Limit“ mitbegründete.

Die Lieferdienste stellen keine Firmenfahrräder

Gezahlt wird knapp der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn, für Winterausrüstung, Fahrräder und deren Instandhaltung müssen die Fahrer selber aufkommen. Zwar erhalten sie pro Rad gefahrene Stunde 25 Cent für Fahrradreparaturen. Das Geld kann aber nur bei einem „extrem teuren“ Vertragshändler eingelöst werden, beklagt ein Fahrer, der wie die anderen Teilnehmer der Protestaktion anonym bleiben will.

Weil für diesen Tag schon alle „guten“ Plätze in Köln an Weihnachtsmärkte und die Kohle-Ausstiegs-Demonstration vergeben waren, musste die Protestaktion etwas abseits an der Kreuzung Bonner Straße/Elsaßstraße stattfinden. Gut ausgesucht war dagegen das Datum: Am 1. Dezember feiert „Deliveroo“-Gründer Will Shu seinen Geburtstag. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland inzwischen nur noch freie Fahrradkuriere. Für negative Schlagzeilen sorgte es durch die Zerschlagung des Kölner Betriebsrates – des ersten und bislang einzigen. Die Klage dagegen läuft.

Autor: Andi Goral
Foto: Fahrradkuriere von „foodora“ und „Deliveroo“ demonstrieren in Köln für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung.