Frankfurt/Main | Die Lufthansa teilte heute mit, dass Sie mehr Umsatz, aber weniger Gewinn gemacht habe. Im Rahmen ihres Restrukturierungsprogrammes Score soll die Hauptverwaltung in Köln und die Zentrale der Lufthansa City Line verlagert und geschlossen werden. Damit zieht das lange Zeit einzige DAX 30 Unternehmen sich aus der viertgrößten deutschen Stadt zurück. Die Lufthansa wurde nach dem Krieg in Köln neu gegründet. Mit Lanxess gewinnt die Stadt allerdings ein Neues und das zieht in die ehemalige Lufthansa Zentrale. Ein harter Schlag für den Wirtschaftsstandort Köln.

Lufthansa mit mehr Umsatz aber weniger operativem Gewinn

Die Lufthansa Group hat im Geschäftsjahr 2012 gemäß vorläufigem Konzernabschluss einen Umsatz in Höhe von 30,1 Milliarden Euro (Vorjahr 28,7 Milliarden Euro) erwirtschaftet. Das Nettokonzernergebnis stieg insbesondere aufgrund von Sondereffekten durch Beteiligungsverkäufe auf 990 Millionen Euro (Vorjahr -13 Millionen Euro), der operative Gewinn belief sich aber nur auf 524 Millionen Euro (Vorjahr 820 Millionen Euro). Darin enthalten sind Restrukturierungskosten für das Konzernprogramm Score in Höhe von 160 Millionen Euro.

Der Teilbetriebsübergang des Flugbetriebs der Austrian Airlines auf Tyrolean Airways wirkte sich mit einmalig 115 Millionen Euro positiv auf das operative Ergebnis aus. Der Vorstand schlug dem Aufsichtsrat das Aussetzen der Dividende vor. Das Nettokonzernergebnis soll vollumfänglich thesauriert werden.

Der Vorstand plant Standortschließungen sowie Maßnahmen zur Bündelung von administrativen Tätigkeiten. Gleichzeitig kündigte der Vorstand an, acht Langstrecken- sowie 100 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge mit einem Gesamtvolumen von rund 9 Milliarden Euro bestellen zu wollen. Die Auslieferung soll sich über den Zeitraum von 2015 bis 2025 erstrecken.

Score-Programm hat negative Auswirkungen für Köln

Die Lufthansa will ihre administrativen Tätigkeiten bündeln. Betroffen seien die Standorte Köln, Norderstedt und Hamburg. 2017 soll die Kölner Hauptverwaltung geschlossen werden. 365 Arbeitsplätze sollen entfallen. Die Lufthansa will ihre Personalkosten insgesamt um 500 Millionen Euro senken, die Pläne sollen mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden.

Es kommt aber noch schlimmer für Köln. Denn auch die 300 Arbeitsplätze in der Zentrale der Lufthansa City Line sind gefährdet. Hier werde geprüft, den Schwerpunkt in München zusammenzuführen. Eine Entscheidung, so das Unternehmen sei aber noch nicht gefallen.

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Stimmen aus der Kölner Politik zur geplanten Schließung des Standortes

CDU: Stadtspitze muss jetzt retten, was zu retten ist 

„Die geplante Schließung der Kölner Lufthansa-Zentrale trifft nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es hat auch eine gewisse Symbolik für den Unternehmensstandort Köln, wenn ein renomiertes DAX30 -Unternehmen die Stadt verlässt“, so Bernd Petelkau, Vorsitzender der CDU Köln. „Jetzt ist vor allem die Stadtspitze gefordert zu retten, was zu retten ist, damit wenigstens die Lufthansa CityLine-Zentrale mit ihren 300 Arbeitsplätzen in der Wiege der deutschen zivilen Luftfahrt verbleibt. Die Stadtverantwortlichen, allen voran der Oberbürgermeister,  müssen zeigen und Farbe bekennen, dass ihnen der Verbleib der Lufthansa in Köln am Herzen liegt.“

Die Spitzenmanager der Lufthansa davon zu überzeugen, dass sich ein Verbleib am Kölner Standort lohnt, wäre vor allem Aufgabe der Wirtschaftsdezernentin Berg gewesen. Das Köln nach dem DFB-Campus schont wieder gegen Frankfurt verliert, zeigt, dass das Standortmarketing extreme Schwachstellen aufweist. Petelkau fordert die Wirtschaftsdezernentin auf, endlich ihre Hausaufgaben zu machen und ein überzeugendes Marketingkonzept vorzulegen. „Es reicht nicht aus, nur Geld für ein Allerweltsgutachten auszugeben, sondern es muss endlich gehandelt werden“, so Petelkau weiter.

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Ursula Heinen-Esser, CDU, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium: „Die Pläne der Deutschen Lufthansa zur geplanten Schließung der Kölner Lufthansa-Zentrale sind ein herber Schlag für Köln und die Region“, so Ursula Heinen-Esser MdB. „Ich habe mich daher an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Lufthansa AG, Dr. Christoph Franz, gewandt, um zu prüfen, ob möglicherweise bestimmte Rahmenbedingungen positiv verändert werden können, damit zumindest die noch ausstehende Entscheidung zur Verlagerung der CityLine-Zentrale zugunsten Kölns getroffen werden kann“.
Die Deutsche Lufthansa hat gestern angekündigt, nach 60 Jahren die Kölner Hauptverwaltung mit etwa 365 Arbeitsplätzen bis Ende 2017 zu schließen. Die Situation würde zusätzlich noch verschärft, wenn auch die Lufthansa CityLine-Zentrale mit weiteren 300 Arbeitsplätzen von Köln nach München verlagert würde. Diese Entscheidung ist laut Lufthansa-Vorstand bislang noch offen.

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Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion und Vorsitzende des Wirtschaftsausschuss, Reinhard Houben erklärt schriftlich:

„Der Verlust des Firmensitzes der Lufthansa AG ist für Köln ein ganz herber Schlag. Die Lufthansa hat sich ein drastisches Sparkonzept aufgelegt und da macht es Sinn, seine Verwaltung an einen Standort zu konzentrieren. Damit verliert Köln nicht nur qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze, sondern auch sein einziges DAX-Unternehmen. Auch wenn Lanxess als ein DAX-Unternehmen demnächst seine Konzernzentrale aus Leverkusen nach Köln verlagert, schwächt der Weggang den Ruf Kölns als Wirtschaftsstandort.

Dabei ist der Ruf Kölns als Wirtschaftsstandort schon arg ramponiert. Drastische Gewerbesteuererhöhungen, Bettensteuer, marode Infrastruktur mit kaputten Straßen und Brücken, hohe Straßenkriminalität und „Hauptstadt“ der Wohnungseinbrüche in Deutschland laden Unternehmen nicht gerade ein, in Köln einen Standort aufzumachen. Wenn sich dann doch Industrieunternehmen in Köln ansiedeln wollen, hat die Wirtschaftsdezernentin Ute Berg kein Industriegrundstück parat, da dort Kreuzkröten siedeln und Frau Berg es bis heute nicht schafft, diese umzusiedeln.

Hier sind neben der Wirtschaftsdezernentin auch der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters gefragt, endlich das Ruder rumzureißen. Anstatt die Kölner Wirtschaft als reine finanzielle Melkkuh zu verstehen und mit immer höheren Steuern und Gebühren zu belasten, erwartet ich endlich, dass der OB und seiner Wirtschaftsdezernentin mehr wirtschaftsfreundlichere Vorlagen in den Rat einzubringen.

Denn Köln sollte nun alles unternehmen, wenigstens Germanwings in Köln zu halten. Das Tochterunternehmen der Lufthansa hat in Köln nicht nur seinen Firmensitz, sondern auch seinen Heimatflughafen. Die Kölner Politik ist nun in ihrer Gesamtheit gefordert, eine Wohlfühlkultur für dieses und alle anderen Unternehmen in dieser Stadt aufzubauen, damit aus dem Weggang der Lufthansa kein Rutschbahneffekt entsteht. Immerhin hängen an diesen großen Unternehmen viele Arbeitsplätze. Daran sollte Oberbürgermeister Jürgen Roters denken, wenn er zum wiederholten Mal an der Steuer- und Gebührenschraube für die Kölner Wirtschaft dreht.“

Autor: ag
Foto: Die Lufthansa Hauptverwaltung in Deutz