Köln | Die Shell Raffinerie hat heute den Sanierungsbrunnen an der Leckage-Stelle der havarierten Kerosinleitung in Betrieb genommen. Damit wird das derzeit auf dem Grundwasser schwimmende Flugturbinenenbenzin abgepumpt. Die Bezirksregierung Köln, die die Aufsicht führt spricht von einer professionellen Zusammenarbeit auf beiden Seiten und hat heute Morgen den Brunnen in Augenschein genommen.

Was war passiert

An einer 800 m langen Flugbenzinversorgungsleitung zwischen Raffinerie und Tanklager war im Frühjahr diesen Jahres ein Leck festgestellt worden. Die Leitung hat einen Durchmesser von 10 cm. Wieviel Flugbenzin in den Boden gelangt ist, ist derzeit unklar. Aufgefallen war dies bei einer Überprüfung des Tankstandes. Nach der Lokalisierung wurde die Leitung freigelegt und die Leckage beseitigt. Die Leitung ist allerdings derzeit, trotz Reparatur noch nicht wieder in Betrieb, so Shell-Sprecher Constantin von Hoensbroech.

Durch das Leck in der Leitung trat eine unbestimmte Menge an Kerosin aus, drang durch die Kiesschicht bis zur wasserführenden Grundwasserschicht vor, die etwa in sieben Meter Tiefe beginnt. Dort hat sich jetzt wie Fachleute es nennen, eine Kerosinphase gebildet. Da Kerosin leichter als Wasser ist, schwimmt es oben auf und vermischt sich nicht mit dem Grundwasser. Bei der Shell geht man davon aus, dass der Zustand der Kerosinphase eher statisch ist, da die Grundwasserfließgeschwindigkeit nur bei 1-2 Meter liege. Zudem fließe das Grundwasser in Richtung Raffinerie, erklärte Hoensbroech und dort prüfe man – übrigens bevor es in den Rhein gelangt – mit einer großen Anzahl Brunnen die Qualität. Dort habe man, so der Shell-Sprecher bislang keine Auffälligkeiten festgestellt. Die Brunnen auf dem Raffineriegelände würden 24 Stunden beobachtet. Hoensbroch stellte gegenüber report-k.de auch fest, dass die Leckage außerhalb eine Trinkwasserschutzgebietes läge und man mit den zuständigen Wasserwerken und Behörden in ständigem Kontakt stehe.

Der Sanierungsbrunnen

Jetzt hat die Shell direkt an der Leckagestelle an der Waldstraße in Wesseling einen Brunnen angelegt. Der hat 1,20m Durchmesser und ist 25 Meter tief. In 22 Meter Tiefe (siehe auch Schaubilder) pumpt man das Grundwasser ab und führt dies dem Werkseigenen Kühlsystem zu. Durch den Brunnen und das Abpumpen dreht man an dieser Stelle die Fließrichtung des Grundwassers um und erzeugt einen Sog. Dadurch bildet sich ein kleiner Trichter in den auch das Kerosin gezogen wird. Auf dem Wasser schwimmt eine zweite Pumpe die das Flugbenzin abpumpt und durch die Trichterwirkung immer genügend Nachschub bekommt, bis das Kerosin abgepumpt ist. Das Flugbenzin wird in einem separaten Behälter gesammelt und dann mit einem Tankwagen wieder der Raffinerie zugeführt, wo es erneut in den Verwertungskreislauf eingeschleust wird.

Gebaut und geplant hat man rund fünf Wochen und damit auch die ordnungsbehördliche Verfügung eingehalten betont man bei der Shell. Die Raffinerie unterliegt als Betrieb der Störfallverordnung der Aufsicht der Bezirksregierung in Köln. Deren Sprecher Moritz erklärte gegenüber report-k.de, dass man heute Morgen die Anlage besichtigt habe und keine Auffälligkeiten wahrgenommen habe. Die Zusammenarbeit mit der Shell, so Moritz, verlaufe in beiderseitige Richtung professionell.

Wie lange die Pumparbeiten dauern, kann man noch nicht sagen, da man nicht wisse wie viel Kerosin ausgetreten sei. Parallel habe man noch vier Peilbohrungen begonnen und werde an diesen Stellen messen. Hoensbroech: „Heute haben wir das Herzstück der Sanierung realisiert.“

Das Flugbenzin, das aktuell bei Shell produziert wird, wird über eine andere Leitung dem Tanklager in Wesseling zugeführt. Von dort geht es über eine Fernleitung, die übrigens anderen Bestimmungen und Überwachungen unterliegt, weiter zum Flughafen Frankfurt.

Autor: Andi Goral
Foto: Projektingenieur Hammes und Shell-Sprecher Hoensbroech zeigen abgepumptes Kerosin und Grundwasser