Aktualisiert 10.1.2012, 14:35 Uhr > Rewe: Einsatz von Antibiotika soll reduziert werden
"Der Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion sollte auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden. Bei der Behandlung sollte der therapeutische Nutzen im Vordergrund stehen. Erzeuger und Tierärzte müssen beim Antibiotikaeinsatz mit großer Verantwortung vorgehen", erklärte ein Rewe-Sprecher Andreas Krämer gegenüber report-k.de. Das Unternehmen begrüße daher den gesetzlichen Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Änderung des Arzneimittelgesetzes. Die Geflügelwirtschaft habe zudem aus eigenem Antrieb ein Monitoringprogramm auf den Weg gebracht. Im Rahmen des QS-Systems soll künftig eine bundesweite Auswertung sämtlicher Antibiotikagaben in der Geflügelaufzucht möglich sein.
 
Bundesinstitut für Risokobewertung: Antibiotika begünstigt Ausbreitung von Bakterien
Im Dezember veröffentlichte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen Bericht zu den Auswirkungen des Antibiotika-Einsatzes. Danach dürfte Antibiotika nur nach Verschreibung durch einen Tierarzt verwendet werden- Das gesundheitliche Risiko von Verbrauchern durch den Verzehr von Lebensmitteln sei zwar gering, der Einsatz von Antibiotika begünstige allerdings die Resistenzentwicklung und Ausbreitung von Bakterien mit Resistenzen. Die Erreger könnten auch beim Menschen Infektionen auslösen. Das BfR zieht daher das Fazit: Der Einsatz von Antibiotika sollte auf das unbedingt therapeutisch notwendige Maß begrenzt werden.

15:15 Uhr > FDP: Antibiotika nur zur Heilung von Infektionskrankheiten
Kritik an dem Antibiotika-Einsatz äußerte heute die FDP. "Antibiotika in der Tierhaltung sind zur Heilung von Infektionskrankheiten sinnvoll. Jedoch gilt der Grundsatz: Ohne Infektionskrankheit keine Antibiotika. Ihr Einsatz zur Vorbeugung oder zur Überdeckung eines schlechten Managements in der Tierhaltung ist nicht verantwortbar. Das Risiko, die Verbreitung von Bakterien mit Resistenzen gegenüber Antibiotika zu fördern, ist zu groß. Es besteht die Gefahr, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit für die Bekämpfung schwerer Erkrankungen verlieren", erklärte die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Christel Happach-Kasan. Sie appellierte jedoch auch an die Verbraucher selbst: "Verbraucherinnen und Verbraucher können durch ihre Bereitschaft, auf Qualität zu achten und sie auch zu bezahlen, zu einer tiergerechteren Tierhaltung beitragen. Wer nur zu Hähnchen im Sonderangebot greift, unterstützt eine Tierhaltung, die auf Antibiotika angewiesen ist", so Happach-Kasan.

12:00 Uhr > BUND entdeckt Keime in Hähnchenfleisch
Auf zehn von 20 in Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg und in der Region um Stuttgart gekauften Fleischproben hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ESBL-Keime gefunden, zwei Proben waren mit MRSA-Keimen belastet. Die Keime entstehen laut BUND, weil in der industriellen Tierhaltung systematisch große Mengen Antibiotika eingesetzt würden. ESBL-produzierende Darmkeime (Extended Spectrum Beta-Lactamase) und MRSA-Keime (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) könnten bei anfälligen Menschen zu schweren Erkrankungen bis hin zu Todesfällen führen. Antibiotika-resistenzen seien deshalb so gefährlich, weil in der Humanmedizin verabreichte Antibiotika ohne Wirkung bleiben könnten.

Jede zweite  Fleischprobe war belastet
In Köln fand BUND gleich mehrere belastete Fleischproben. Dazu gehörte Hähnchenfleisch des Lieferanten "Wiesenhof" gekauft bei Netto in Köln sowie Fleisch von "Sprehe" bei Rewe in Köln. Insgesamt wurden in 10 von 20 gekauften Hähnchenfleisch-Proben antibiotika-resistente Keime festgestellt. "Jede zweite Hähnchenfleisch-Probe aus deutschen Supermärkten ist mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das ist die erschreckende Folge des fortgesetzten Antibiotika-Missbrauchs. Dieser ist nicht nur dafür verantwortlich, dass wichtige Medikamente ihre lebensrettende Wirkung verlieren können. Das Ausmaß der Kontamination von Lebensmitteln mit Krankenhauskeimen ist ein deutliches Warnsignal vor den Kollateralschäden der industriellen Tierhaltung", erklärte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.

BUND fordert bessere Haltungsbedingungen für Tiere
"Bundesagrarministerin Ilse Aigner muss handeln. Die industrielle Tierhaltung muss endlich zurückgedrängt werden", sagte Weiger. Subventionen für die industrielle Fleischerzeugung müssten abgeschafft und die Haltungsbedingungen für Nutztiere entscheidend verbessert werden. Weiger rief die Handelsketten und Supermärkte auf, mit Keimen belastetes Fleisch aus den Regalen zu verbannen. Von ihren Fleischlieferanten sollten sie verlangen, dass diese umgehend zu Tierhaltungsformen ohne Antibiotika-Missbrauch wechseln. Als Beispiele für umwelt- und tiergerechte Haltungsformen nannte Weiger die Fleischerzeugung in Betrieben der ökologischen Landwirtschaft und in Neulandbetrieben.

[cs, Foto: Viktor Schwabenland | www.pixelio.de]