Köln | Die Kölnerin Susanne Bohn und ihr Mann Alioune Ndao haben eine Vision. Die SOBNA Öko-Lodge im Senegal. Mit dem Architekturprojekt Öko-Lodge, in der Nähe des Nationalparks „Parc National du Delta du Saloum“ im Senegal, möchten die Initiatoren einen besonderen Ort des interkulturellen Austauschs schaffen. Auch die Kölner Designschule „Ecosign“ in Köln-Ehrenfeld hat sich mit dem Projekt beschäftigt und Designs für Baumhäuser entwickelt. Das erste wurde jetzt realisiert. Report-k.de sprach mit Susanne Bohn der Projektverantwortlichen.

Mehr Fotos vom Projekt [von der SOBNA Öko-Lodge zur Verfügung gestellt]  >

Report-k.de: Wie kommt man in Köln darauf ein Projekt im Senegal zu initiieren?
Susanne Bohn: Ich habe schon seit vielen Jahren grosses Interesse an den vielfältigen Kulturen Afrikas und habe diverse Länder Afrikas bereist. Im Dezember 2010 bin ich in den Senegal gereist und habe dort meinen Mann kennengelernt. 1 Jahr später entstand die Idee nicht hier in Deutschland gemeinsam sesshaft zu werden sondern im Senegal. Die Idee sich einen eigenen Lebensraum zu schaffen in dem wir beide „Welten“ auf ideale und angenehme Weise miteinander verbinden können, war sofort da. Wir hatten dann schnell die Idee uns ein eigenes Stück Land in einer authentischen Gegend, die noch nicht vom Tourismus „verseucht“ ist, zu kaufen. Dieses Land wollen wir bewirtschaften mit Getreide- und Gemüseanbau, so dass wir uns selbst versorgen können. Des weiteren haben wir die Idee darauf Gäste willkommen zu heissen und ihnen die Kultur und die Landschaft näher zu bringen. Die Idee der Öko-Lodge war also geboren. Über einen bekannten Dozenten, der an der Ecosign in Köln lehrt, haben wir das Thema Architektur der Ökolodge zum Thema gemacht und eine Gruppe Studenten haben viele gute nachhaltige Designansätze entwickelt. Den ersten Prototypen des besten Konzepts haben wir von Februar bis Mai diesen Jahres gebaut.

Beschreiben Sie doch mal die Vision die einen antreibt ein nachhaltigesProjekt in Afrika anzustoßen?
Für Afrika haben wir schon immer eine tiefe Leidenschaft empfunden: seine Menschen, sein Leid, seine Landschaften, seine Musik, seine Mystik, seine Kraft, sein Stolz, seine Ohnmacht, seine Anmut, seine Armut….sein Reichtum! Aus dieser Leidenschaft heraus erwuchs eine Vision: ein Stück Land in Afrika zu besitzen, es zu bewirtschaften und das was darauf entsteht mit anderen Menschen zu teilen. So entstand die Idee einernachhaltigen (touristischen) Ökolodge, die es erlaubt, im Einklang mit der Natur und der Kultur der Menschen zu leben und einen Austausch stattfinden zu lassen der auf gegenseitiger Basis beruht – und wir möchten dazu
einladen daran teilzuhaben.

Wer soll die Lodge besuchen? Klassische Touristen?
Die Öko-Lodge richtet sich an Besucher aus Europa, die die einzigartige Region des Nationalpark-Deltas nahe Dakar und ihre Menschen hautnah kennenlernen möchten.

Das Projekt soll einen Raum schaffen, der es sowohl Touristen als auch Einheimischen erlaubt, sich respektvoll zu begegnen und auszutauschen. Dabei sind wir bestrebt, die lokale Kultur nicht zu folklorisieren, sondern echte gelebte Momente zwischen den Völkern zu ermöglichen.

Warum ist das Projekt nachhaltig?
Gleichzeitig hilft die Lodge das sensible Ökosystem vor Ort zu bewahren. Ihre Lage nahe des Nationalparks, an der senegalesischen Atlantikküste, im Delta der Flüsse Saloum und Siné, garantiert einzigartige Natur- und Kulturerlebnisse. So umfasst der Park einen der bedeutendsten Mangroven-Bestände Westafrikas und das weltweit drittgrößte Vogelreservat. Er wurde 2011 in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.

Einen bedeutenden Teil des nachhaltigen Lodge-Konzeptes stellen die Workshops dar, die für und mit den Besuchern der Lodge stattfinden sollen. Einheimische Anwohner bieten Workshops an, die sich mit den verschiedenen Bräuchen, Traditionen und der Erkundung der einmaligen Landschaft beschäftigen. Hiermit wird der Aufenthalt zu einem spannenden, interkulturellen Erlebnis.

Geplante Workshops/Ausflüge:
Kochkurse (traditionelle senegalesische Gerichte)
senegalesischer Ringkampf
Naturerkundungen (Fährtenlesen, etc.)
Arzneimittelherstellung mit traditionellen Heilkräutern
Schneidern (herstellen eines traditionellen senegalesischen Gewandts)
Ausflüge mit Booten ins Flußdelta (Vogelerkundungen, Angeln)
Ausflüge zum Meer inkl. Besuch autentischer Fischerdörfer

Wo steht das Projekt aktuell?
Das Grundstück für die Lodge in der Größe von ca. 1 Hektar haben wir bereits gefunden und gekauft. Es befindet sich in jeweils ca. 4 km Entfernung von den Dörfern Samba Dia und Ndangane.

Wie sollen die Häuser gebaut werden?
Die Lodge soll mit innovativen Techniken der ökologischen Bauweise und erneuerbaren Energien erbaut werden. Um die genannten Ziele zu erreichen und eine lokale wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen, planen wir außerdem eine lokale Integration der benötigten Fachkräfte für den Aufbau, den Betrieb und die Vermarktung der Lodge.

Welche Partner in Europa beteiligen sich am Projekt?
Für die Architektur der Lodge-Gebäude haben wir das Thema „Baumhaus“ definiert. Erfreulicherweise konnten wir die Kölner Akademie für nachhaltiges Design Ecosign dafür gewinnen, unser Projekt im Rahmen einer Semesterarbeit im Sommersemester 2012 zu bearbeiten.

Im Rahmen dieser Semesterarbeit erarbeitete eine Gruppe von 15 Studenten nachhaltige Konzepte für den Bau der Öko-Lodge im Senegal. Die beste Semesterarbeit wurde im Sommer 2012 von einer Jury prämiert. Die Prämie besteht aus einem 3-wöchigen Aufenthalt im Senegal. Während dieses Aufenthalts wird das Gewinner-Team den Bau der Lodge begleiten und bei der Realisierung durch ortsansässige Arbeitskräfte mithelfen. So wird ein interkultureller Austausch schon in der Bauphase gewährleistet.

Wie geht es kurzfristig weiter?
Wir konnten zwei Studenten der Hochschule Koblenz und der HAWK Hildesheim dafür gewinnen, das Thema „statische Tragwerksplanung für ein Gästehaus der Ökolodge Senegal“ als Diplomthema im 2. Halbjahr 2013 zu erarbeiten. Auf Basis dieser Arbeiten haben wir von März bis Mai diesen Jahres den ersten Prototypen eines Gästehauses auf unserem Grundstück im Senegal gebaut.

Ein Haus ist noch keine Lodge. Wie soll das Projekt finanziert werden?
Mit diesem Referenzgebäude wollen wir über Crowdfunding die Finanzierung des Baus von 6 weiteren Baumhäusern pushen. Ein Großteil der Finanzierung erfolgt über unser Privatkapital.

Gibt es schon eine konkrete Zeitplanung wann die ersten Gäste kommen sollen?
Da wir das Projekt größtenteils über eigenes Kapital finanzieren müssen, kann es nur langsam wachsen. Die ersten Gäste können wir, wenn alles gut läuft, in ca. 1 Jahr begrüßen.

Wir sind jetzt erst einmal wieder zurück in Köln und werden die Werbetrommel für das Projekt rühren. Wir hoffen, dass wir so auf interessierte private Investoren stossen, die an uns glauben und das finanzielle und ideelle Potenzial des Projekts erkennen und schätzen. Des Weiteren werden wir versuchen, über Crowdfunding Gelder zu generieren. Die Idee dahinter ist, jedem Spender je nach Höhe seiner Beteiligung einen Urlaubsaufenthalt bei uns als Ausgleich zu garantieren – na wenn das mal kein Anreiz ist!
Frau Bohn, wir danken Ihnen für das Gespräch

[infobox]Die Initiatoren der SOBNA Öko-Lodge im Senegal sind

Susanne Bohn… ist Marketingfachfrau
Alioune Ndao… ist Allrounder, er hat im Vertrieb einer Telekommunikationsfirma gearbeitet,  Bauprojekte geleitet, ein Restaurant geführt, als Tourist-Guide gearbeitet und ist gelernter Elektriker

Mehr und immer aktuelle Infos zum Projekt im Netz:
www.facebook.com/SobnaEcolodge
Wer Kontakt aufnehmen will: post@sobna.org

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Autor: Andi Goral | Fotos: SOBNA Öko-Lodge
Foto: Das erste Baumhaus nach den Entwürfen der Kölner Ecosigner ist im Senegal realisiert. Report-k.de sprach mit Susanne Bohn.