Köln | Die GAG Bilanz, also die Bilanz des städtischen Wohnungsbauunternehmens, denn die GAG AG befindet sich zu über 80 Prozent in städtischem Eigentum, fällt ernüchternd aus, wenn man die stadtpolitische Brille aufsetzt. Lediglich 354 neue Wohnungen wurden 2012 fertiggestellt und auch mittelfristig im Zeitraum 2013 bis 2015 werden es lediglich 709 neue Wohnungen sein. In der wachsenden Stadt Köln, immerhin nahm die Bevölkerung letztes Jahr über 11.000 Menschen zu, sind das viel zu wenig. Interessant ist, dass zumindest ein Argument nicht neu ist: Fehlende Grundstücke. Freuen darf sich die Kämmerin der Stadt Köln, die bekommt über 14 Millionen Euro Dividende ins leere Stadtsäckel gespült. Die sind übrigens schon im Haushalt eingeplant.

Wenig neue Wohnungen

In Köln fehlen Wohnungen. Sozial geförderte, genauso, wie frei finanzierte zu bezahlbaren Konditionen. Wie schon vor einigen Jahren fehlen dem städtischen Wohnungsbauunternehmen GAG Grundstücke. Nicht einzelne Grundstücke, sondern Flächen, wie man bei der GAG sagt, auf denen Quartiere entwickelt werden können. Dazu käme schlechte Förderung und lange Planungszeiten, die das Entstehen von neuen Wohnungen verhindere und zu einer Delle führe. Das ist insofern bemerkenswert, als es sich um politisch steuerbare Elemente handelt, denn die Stadt Köln könnte Flächen entwickeln und hat auch einen nicht geringen Einfluss auf Planungszeiten. Noch dazu ist die Kölner Politik intensiv im Aufsichtsrat vertreten. Derzeit, so die GAG, sei man allerdings in Verhandlungen bei 15 neuen Grundstücken beteiligt, von denen man sich erhoffe, dass einige, zu solchen Konditionen erworben werden können, dass sich auch sozialer Wohnungsbau rechne. Denn dieser rechne sich nur bei annehmbaren Grundstückspreisen und auch diese seien in den letzten Jahren immer teurer geworden. Man gibt auch zu bedenken, dass man als Unternehmen bei der derzeitigen Sollmiete von etwa 200 Millionen Euro bei Investitionen von 300 Millionen Euro im Jahr in Neubau und Modernisierung an einer finanzierbaren Grenze angekommen sei.

Auch bei der GAG steigen die Durchschnittsmieten kontinuierlich

Im Jahr 2008 lagen die Durchschnittsmieten der GAG bei rund 5,30 Euro pro Quadratmeter, heute sind sie um 73 Cent auf 5,93 Euro geklettert. Damit liegen sie unter dem in Köln üblichen Kaltmietendurchschnitt von 8,85 Euro/qm, die Jones, Lang LaSalle errechnet hat. Erfreulich für die Aktionäre dürfte sein, dass man die Mietrückstände im letzten Jahr um 1,5 Millionen Euro verringert und man die Leerstandsquote halbiert habe. Am 31.12.2012 habe man nur 129 Wohnungen nicht vermieten können, ein weiteres Indiz für einen schwierigen Wohnungsmarkt.

Konzernergebnis gesteigert

Die GAG ist wertvoll und steigert ihren Wert kontinuierlich. 3,7 Milliarden Euro gibt man an. Die Eigenkapitalquote liegt mit 20,9 Prozent so hoch wie in den letzten vier Jahren nicht mehr. Der Wert der Aktie betrug am 31.12.2013 exakt 35,90 Euro. Der Umsatz wird mit 299,2 Millionen Euro angegeben und im Ergebnis erwirtschaftete das Unternehmen 22,3 Millionen Euro. Im Jubiläumsjahr wird man auch statt der bisher üblichen 50 Cent den Aktionären einen Euro gönnen und 16,7 Millionen Euro ausschütten, wenn die Hauptversammlung dies so beschließt. Darüber freut man sich sicherlich besonders im Rathaus und in der Kämmerei, denn Hauptaktionär ist die Stadt Köln, die 14,7 Millionen Euro erwarten kann. Die Erhöhung der Dividende wurde schon im Oktober des vergangenen Jahres vom Vorstand der GAG vorgeschlagen und den Gremien bekannt gegeben. Insgesamt befinden sich derzeit geringfügig weniger Wohnungen im Bestand der GAG mit 41.958. Dazu kommen 637 Gewerbeobjekte.

Die Großprojekte 2013

Im Jahr 2013 sind die Großprojekte der GAG, das Waldbadviertel in Köln Ostheim, der Grüne Weg in Ehrenfeld oder der Dansweilerweg in Müngersdorf. Neu bauen wird man auch an der Alten Wipperfürther Straße in Buchheim, am Baufeld 4 in Kalk und der Moses-Heß-Straße in Stammheim. Die GAG Bilanz fällt je nachdem welche Brille man aufsetzt gemischt auf. Auf der einen Seite ist die GAG ein prosperierendes Unternehmen, dass auch seinen Aktionären Spaß bringt, auf der anderen Seite, da die Kölner Politik viel Einfluss hat, wird sie ihrer Rolle als Motor für bezahlbaren Wohnraum in der wachsenden Stadt Köln nicht wirklich gerecht. Das dies unter anderem an fehlenden Flächen liegt, einem Problem, dass unter dem Vorsitz des letzten GAG Vorstandes Günter Ott schon thematisiert wurde, ist nur schwer nachvollziehbar.

Autor: ag
Foto: Das Kölner Panorama – die GAG sucht neue Flächen um Quartiere zu entwickeln