Köln | Am Dienstag, 1. Juli 2014 äußerten Vertreter der Journalistengewerkschaft DJV (Deutscher Journalisten-Verband) in NRW ihre Kritik an der am selben Tag vorgestellten neuen Haushaltspolitik des Westdeutschen Rundfunks (WDR), die laut ihrer Meinung Kürzungen „nach dem Rasenmäherprinzip“ vorsehe. Symbolisch packten sie deshalb einen Rasenmäher in einen blauen Müllsack. Bis 2020 will die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt rund 500 Stellen streichen.

Anlass für die Aktion war die Bekanntgabe der konkreten Sparpläne des WDR. Weil der Rundfunkanstalt ab 2016 langfristig rund 100 Millionen Euro im Budget fehlen, will der WDR bis 2020 rund 500 Stellen einsparen. Um dennoch handlungsfähig zu bleiben, will der Sender in der Programm- und Senderplanung Prioritäten setzen. Wie diese aussehen, gab die Senderleitung am Montag in Köln bekannt.

Regionalausgaben der „Lokalzeit“ am Samstag sollen entfallen

Erstes Opfer der Einsparungen: die “Lokalzeit” am Samstag mit ihren insgesamt elf Regionalausgaben soll es ab Januar 2015 nicht mehr geben. Das kündigte Fernsehchef Jörg Schönenborn an. Stattdessen ist eine neue landesweite “Lokalzeit Weekend” mit starkem Fokus auf Service geplant. Anderenfalls hätte die Zahl der Studios verringert werden müssen, so die Begründung. Der Sender will damit jährlich rund 60 Millionen Euro einsparen.

Neue Show-Formate mit Böhmermann

Neuinvestitionen plant man bei den Serien, um damit das Durchschnittsalter des Publikums – derzeit liegt es etwa bei 60 Jahren – zu drücken. Bei neuen Show-Konzepten in Verbindung mit dem Internet will man auf Jan Böhmermann setzen.

Bei den Radiosendern WDR 1 bis 5 soll laut Rundfunkchefin Valeria Weber vor allem beim Nachtprogramm eingespart werden, an der Qualität der Sendungen solle das allerdings nichts ändern. Darüber hinaus soll das Programm stärker regionalisiert werden. Wie diese Regionalisierungspläne konkret aussehen sollen, ließ der WDR bis dato noch offen.

DJV fordert „Ende des Rasenmäher-Prinzips“

Das Loch im Haushalt könne nicht wegdiskutiert werden, so die Vertreter des DJV, aber Planstellenabbau, Kürzung des Honoraretats, schlankere Strukturen und Organisationsänderungen seien „keine neuen Rezepte“.

Der DJV im WDR fordert deshalb ein Ende des sogenannten „Rasenmäher-Prinzips“. Der WDR solle sein „Öffentlich-rechtliches Profil stärken statt aushöhlen“. Was den Stellenabbau anbelange, erwarte die Belegschaft klare Aussagen und „keine monatelang tagenden Arbeitskreise und Projektgruppen.“ Der DJV im WDR fordert deshalb eine Beteiligung aller Mitarbeiter an den geplanten Sparvorhaben, außerdem sollen Aufträge an externe Berater begrenzt werden.

Viele freie Mitarbeiter litten bereits jetzt unter dem Sparkurs des Senders, so der DJV. Sie seien eine wichtige Säule des Programms. Der DJV erwarte einen sozialverträglichen Umgang mit allen Mitarbeitern „auch in Zeiten des Sparens“.

Frank Überall, Mitglied des DJV-Bundesvorstandes, zu der Aktion vor dem WDR-Funkhaus in der Kölner Innenstadt:

„Wir haben heute stellvertretend für WDR und KEF den Rasenmäher weg gepackt. Pauschale Kürzungen machen keinen Sinn. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir intelligent sparen können. Bei den scharfen Einschnitten, die wegen des Lochs im WDR-Etat zu erwarten sind, haben wir die ernste Sorge, dass darunter die journalistische Qualität des WDR-Angebots leiden werden. Wir brauchen auch eine gesamtgesellschaftliche Debatte darüber, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk leisten kann und muss – und wie das zukunftsfähig finanziert werden kann. Inflation und Kostensteigerungen gehen auch am WDR nicht vorbei. Wenn der Rundfunkbeitrag nicht erhöht wird, ist das faktisch ein Minus: Wenn das eingenommene Geld weniger wert ist, kann damit weniger Programm gemacht werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesellschaftlich gewollt ist. Die Arbeitsbelastung für Feste beim WDR wird immer höher, die Honorare für Freie werden immer prekärer – so kann ein unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk auf Dauer seinen Auftrag nicht mehr erfüllen. Guter Journalismus, gute Arbeit ist gutes Geld wert. Dafür haben wir heute hier gestanden.“

Autor: dd | Foto: Christian Esser
Foto: Packten symbolisch den Rasenmäher weg: Vertreter des DJV im WDR am 1. Juli vor dem WDR-Funkhaus.