Köln | Die Traumehe ist es nicht. Das wurde schon am Freitag bei der Vorstellung von Superstar Marco Sturm (34) bei den Kölner Haien klar. Ein erfolgsversprechendes Zweckbündnis ist die Zusammenarbeit zwischen Klub und Ex-NHL-Star aber in jedem Fall.

Der Presseauflauf war so groß wie noch nie. In der Sportsbar des Haie-Trainingszentrums standen Freitagmittag gleich mehrere Reihen Stühle parat, wo sonst nur ein runder Tisch für die Pressevertreter steht. Grund der Vorkehrungen: Eis-Superstar Marco Sturm wurde gestern in Köln offiziell vorgestellt. Ein Mann mit satten 1006 Spielen NHL-Erfahrung – und hohen Ansprüchen.

Und da liegt auch das Problem. Denn im Kopf ist Sturm noch ein NHL-Spieler, obwohl er jetzt bei den Haien bis Saisonende unter Vertrag steht. Das merkt man irgendwie. „Ich werde mich in den nächsten zwei, drei Monaten voll auf die Haie konzentrieren“, so Sturm. „Alles andere werde ich dann mit meiner Familie entscheiden, die vorerst in Florida bleibt. Wir fühlen uns dort sehr wohl.“ Heißt: Sturm will zurück in die USA. Wenn er dort einen neuen Vertrag kriegt, ist er sofort wieder weg. Das ließ er sich sogar vertraglich per Klausel zusichern.

Und das ist auch irgendwie verständlich. Denn nur durch zwei schwere Knieverletzungen ist es überhaupt denkbar, dass Sturm jetzt in Köln spielt und nicht in einer der Top-Reihen der Florida Panthers. „In den USA haben die Vereine Angst, sich jemanden wie mich ins Boot zu holen. Die denken, bei der nächsten Verletzung ist Schluss“, so Sturm sympathisch ehrlich. Er selbst ist aber optimistisch und erklärt: „Ich habe zwar über zehn Monate kein Spiel gemacht, bin aber auf einem guten Weg. Eine One-Man-Show wird das hier jetzt trotzdem sicher nicht.“

Dafür ist der aktuelle Kader der Haie auch zu stark. Das weiß auch Sturm zu gut: „Ich hatte Angebote aus Deutschland und der Schweiz. Letztendlich habe ich mich für Köln entschieden, weil ich hier die beste Perspektive sehe. Ich will natürlich um den Titel mitspielen.“ Wenn das klappt, könnte sich Sturm, der neben Trainer Uwe Krupp auch die Teamkollegen John Tripp, Felix Schütz, Philip Gogulla und Mirko Lüdemann schon kennt, vielleicht doch noch durchringen und länger in Köln bleiben.

Aktuell sieht es aber eher nach einem erfolgsversprechenden Zweckbündnis auf Zeit aus. Die Haie bekommen einen der besten deutschen Stürmer aller Zeiten, Sturm die Chance, sich mit guten Leistungen für einen neuen NHL-Vertrag zu empfehlen. Denn da will er hin. Immerhin gibt Sturm ganz offen zu: „Es war ein schwerer Schritt zurück nach Deutschland, wenn Köln auch eine tolle Stadt ist.“ Zumindest eine kleine Liebeserklärung an seine neue Heimat…

Autor: mr
Foto: Marco Sturm (links) wurde heute offiziell als neuer Spieler des KEC vorgestellt.