Köln | Die Gamescom 2018 wird auch im zehnten Jahr am Standort Köln ihr kontinuierliches Wachstum weiter fortsetzen. Mit 1.035 Ausstellern wird die magische Marke von 1.000 erstmals übertroffen. Angefangen hatte die Messe 2009 in Köln mit weniger als 500 Ausstellern.

„Keiner ist besser auf den Wandel eingestellt wie die Gamer“, erklärte Katharina Hamma, Geschäftsführerin der Kölnmesse GmbH, bei der heutigen Pressekonferenz zum bevorstehenden Highlight. Mit zuletzt weit über 300.000 Besucherinnen und Besuchern in den Messehallen 1 bis 10 sowie weiteren Tausenden, die in der kommenden Woche die verschiedenen Events besuchen werden, erwartet Hamma rund eine halbe Million Menschen zur Gamescom. Immerhin feiert die Messe in diesem Jahr ihren ersten runden Geburtstag.

Auch die Messe selbst habe sich kontinuierlich weiterentwickelt und dabei ihren Charakter von einer anfangs „klassischen Messe“ hin zu einem „360-Grad-Erlebnisevent“ verändert. Damit habe man es geschafft, zur führenden Businessplattform der Branche in Europa, wenn nicht in der Welt zu werden. Das schlägt sich auch in der Zahl der Aussteller nieder. Waren es bei der Premiere im Jahr 2009 458 ausstellende Anbieter, übertrifft die Gamescom in diesem Jahr mit 1.035 erstmals die magische Marke von 1.000 Ausstellern.

Mehr als zwei Drittel der Aussteller aus dem Ausland

Dabei wurde die Gamescom immer internationaler. So gehört es inzwischen zur gelebten Tradition, ein Partnerland für die Messe mit ins Boot zu holen. In diesem Jahr wird das Spanien sein. Dessen Kulturminister wird bei der Eröffnung der Messe am kommenden Dienstag ebenso an den Rhein kommen wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, die Staatssekretärin und Digitalisierungsbeauftragte Dorothea Bär und weitere Politprominenz aus dem In- und Ausland.

Mit aktuell rund 700 Ausstellern aus 50 Ländern gewinnt die Gamescom auch international weiter an Bedeutung. 2009 und 2010 war die Mehrheit der Aussteller noch aus Deutschland, 2011 hat sich das Verhältnis umgedreht und mit 70 Prozent Auslandsanteil ist die Gamescom eine der internationalsten Großveranstaltungen im Portfolio der Kölnmesse.

Leitthema der Games-Branche – Vielfalt gewinnt!

Mit einem Gesamtumsatz im ersten Halbjahr 2018 von mehr als 1,5 Milliarden Euro gehört der deutsche Markt zu den großen Zielländern der Branche. Gerade im ersten Halbjahr hat sich das Wachstum aus dem Vorjahr, das mit 15 Prozent im Gesamtjahr 2017 bereits ausgesprochen dynamisch daherkam, noch einmal auf 17 Prozent beschleunigt. Damit einher geht eine weiter ausfächernde Fülle unterschiedlicher Spiele, was die Verantwortlichen dazu bewog das Leitthema unter die Überschrift „Vielfalt gewinnt!“ zu stellen.

Besonders die Segmente Virtuelle Güter und Inhalte (+ 40 Prozent) sowie Gebühren für Onlinedienste (+ 92 Prozent) stechen als neueste Trends hervor, verriet Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbandes GAMES, ideeller Partner der Kölnmesse. Die Umsätze im klassischen Kaufsegment gingen hingegen um zwölf Prozent zurück, sicher auch bedingt durch wenige neue Spielepremieren im ersten Halbjahr, wie Falk einräumen musste.

Bei den Endgeräten scheint sich 2018 endgültig das Smartphone durchgesetzt zu haben. Während die Zahl der Spielerinnen und Spieler hier von 17,3 auf 18,2 Millionen wuchs, blieb sie mit 17,3 nach 17,4 Millionen Euro am PC nahezu konstant. Auf den weiteren Plätzen folgen Konsolen (16 Millionen) und Tablets (11,5 Millionen).

Bei einem Durchschnittsalter von mehr als 36 Jahren ist der Spielemarkt längst mitten in der Gesellschaft angekommen. Das Bild vom jungen männlichen Spiele-Nerd stimmt nicht mehr, längst haben auch Senioren und Frauen aller Altersklassen Games für sich entdeckt. Und mit dem Smartphone als führendes Endgerät gewinnen neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise „Abo-Games“ oder „Cloud Gaming“ zunehmend an Bedeutung. In einer Umfrage konnten 32 bzw. 26 Prozent der Befragten etwas mit diesen Begriffen anfangen oder haben es bereits ausprobiert.

Rahmenbedingungen verbessern als Forderung an die Politik

Wie schon in den Vorjahren wird es auch 2018 wieder viel Polit-Prominenz geben. Neben den bereits genannten Ehrengästen zur Eröffnung soll am Mittwoch auf dem Gamescom congress ein so genannter „Debatt(l)e“ stattfinden. Geladen dazu sind führende Bundespolitiker von Union, SPD, Grünen, FDP und Linkspartei. Die AfD wurde nicht eingeladen, wie Falk auf Nachfragen bestätigte.

Warten auf den Ansturm: Die Logos für die führende Businessplattform der Games-Industrie sind schon gehisst.

Angesichts der wieder steigenden Umsätze treten deutsche Spieleentwickler etwas auf der Stelle. Bei gleichbleibenden Umsätze sank aber der Marktanteil der Spiele aus deutschen Entwicklerstudios binnen eines Jahres von 6,4 auf nur noch 5,4 Prozent. Hier forderte Falk eine passgenauere Finanzierung der Entwickler. Daneben spielen hier auch der Fachkräftemangel und der Breitbandausbau eine wichtige Rolle.

Die Förderung der Spieleentwickler folgt damit zugleich auch einem schleichenden Trend, den Falk als „Imagewandel“ umschreibt. Selbst ältere Befragte räumen inzwischen ein, dass Spieleentwickler innovativ sind und die Branche als interessanter Arbeitgeber genannt wird. „Mit Spielen Zukunft gestalten“, lautet folgerichtig ein weiterer Trend.

Visionen und die Standortfrage

Längst haben die Verantwortlichen auch angrenzende Branchen im Visier. So haben sich auch in diesem Jahr mit den Internet-Giganten Facebook und Amazon zwei Unternehmen als Aussteller platziert, für die Games nur ein Teil des eigenen Portfolios ausmacht. Die Gamescom wiederum stärkt damit ihren Status als Businessplattform für digitale Erlebniswelten. „Die Inszenierungen der Aussteller werden von Jahr zu Jahr spektakulärer“, bestätigte Hamma.

Für diese Messe bleibt Köln der ideale Standort. „Wir freuen uns über besondere Strahlkraft und das hör- und sichtbare Programm in der Innenstadt“, so die Kölnmesse-Chefin weiter. Und anlässlich des Zehnjährigen wird die Gamescom mit ihrer Leitfarbe Blau auch ab Dienstag entlang des Rheinufers zu sehen sein. Zu Wochenbeginn hatte die Stadt Köln und der Hamburger Lichtkünstler Michael Batz einen ersten Probelauf gestartet. Dann gilt in Köln: „Light it up!“ (Report-k.de berichtete).

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Katharina Hamma (rechts) und Felix Falk (links) blicken voller Zuversicht auf die kommende Woche.