Köln | Mit Rückenwind soll´s ins nächste Jahr gehen. Die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln) veröffentlichte die Ergebnisse ihrer Herbst-Konjunkturumfrage. Befragt wurden Unternehmen im IHK Köln-Bezirk hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und Erwartung der Betriebe. Euphorie sieht anders aus. Dennoch: Ein Aufwärtstrend sei zu erkennen.

Auf dem Cover des Konjunkturberichts sei nicht ohne Grund ein vorwärts radelnder Fahrradfahrer abgebildet, erklärte Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Ulf Reichardt. Denn vorwärts soll es auch mit der Wirtschaft in Köln und der Region gehen. Reichardt bewertete die Ergebnisse der Umfrage als „eher positive Grundstimmung“. Allerdings gab er auch zu: „Nur der Rückenwind alleine wird nicht ausreichen.“ Die zunehmende Erholung der Eurozone und eine stabile Binnenkonjunktur seien Indikatoren für ein moderates Wachstum. Im Hinblick auf Investitionen seien die Unternehmen jedoch zurückhaltend, auch Impulse fehlen bei Neueinstellungen seitens der Unternehmer.

Die von der IHK Köln durchgeführte Umfrage fand im Spätsommer zwischen 26. August und 30. September statt. Von den 1650 angeschriebenen Unternehmen verschiedener Branchen aus Köln sowie den Teilregionen Leverkusen/Rhein-Berg, Rhein-Erft und Oberberg, haben 476 teilgenommen, 242 allein aus Köln. Die Umfrage umfasste eine Einschätzung der Betriebe über die wirtschaftliche Lage.

Der Leiter für Volkswirtschaft und Statistik der IHK Köln, Simon Hennchen, erklärte einige Punkte noch einmal im Einzelnen. Sowohl Geschäftslage als auch Geschäftserwartungen seien laut der Befragung angestiegen. Als Risiko schätzten die Unternehmen laut Bericht wie auch in der Vorumfrage im Frühjahr die Inlandsnachfrage ein (56,2 Prozent). Deutlich gewachsen sei die Besorgnis um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (um 4,5 Prozentpunkte auf 44 Prozent) und die Auslandsnachfrage (um 8,6 Prozentpunkte gewachsen auf 47,4 Prozent). Gründe hierfür lägen zum Einen darin, dass es in den vergangenen Monaten ein schwächeres Wachstum in den Schwellenländern gegeben habe, andererseits dämpfe die Schuldenkrise die Nachfrage in der Eurozone. Hennchen erwähnte auch den Syrien-Konflikt, der für Unsicherheit sorgte. Die Finanzierung spiele keine so große Rolle, deutlich weniger Unternehmen berichteten von Finanzierungsproblemen (um 3,9 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent gefallen).

Gleichzeitig warnte Reichardt, dass das Thema Mindestlohn in dieser Umfrage noch nicht verarbeitet sei, da die Umfrage größtenteils vor den Bundestagswahlen stattfand. Wie die Einschätzungen der Betriebe nach den Koalitionsverhandlungen aussähen, wüsste auch er nicht. Vorsicht sei auch in puncto Fachkräftemangel geboten. Beim Risiko-Ranking liege dieser Punkt mit 26,4 Prozentpunkten im unteren Bereich. Der Hauptgeschäftsführer betonte, dass es zum Teil deutliche Abweichungen zwischen den Teilregionen gebe. Köln sei besonders für Fachkräfte attraktiv. Im Oberbergischen habe man im Gegensatz zu Köln erhebliche Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden.

Der Start des Jahres war ein wenig holprig, sagte Hennchen. Grund dafür sei auch der lange Winter. Besonders die Baubranche habe darunter gelitten. Die Investitionsdynamik sei zwar intakt, neue Impulse mit Blick auf Investitionspläne der Unternehmen seien rar. Beim Export liege die Region über dem Bundesdurchschnitt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Außenhandel eine zentrale Stütze des konjunkturellen Aufwärtstrends ist. Branchenübergreifend erwarten rund 92 Prozent aller befragten Unternehmen höhere oder gleichbleibende Geschäfte. Auch der Arbeitsmarkt sei stabil, Zurückhaltung gebe es bei den Einstellungen, denn die Mehrheit (61,7 Prozent) möchte an ihrem Beschäftigungsstamm festhalten.

Reichardt fasste noch einmal zusammen: „Die Erwartungen gehen nach oben, man nähert sich langsam etwas besseren Zeiten.“

Autor: Nelli Morkel
Foto: Cover des Konjunkturberichts Herbst 2013. Motto: „Mit Rückenwind ins nächste Jahr.“