Köln | Vom 23. bis zum 25. April findet in der Koelnmesse die Internationale Süßwarenmesse (ISM) 2023 unter dem Leitthema „Encourage. Enable. Excite!“ statt. In diesem Jahr findet die „ISM“ gemeinsam mit der „ProSweets“, der internationalen Zuliefermesse für die Süßwaren- und Snackindustrie als Special Edition statt. Die einmalige Verschiebung des Standardtermin im Januar/Februar in den April ist auf die Herausforderungen für die Süßwarenbranche der letzten Monate zurückzuführen.
„ISM“ 2023: Nachhaltigkeit – Trend oder Mainstream?
Bereits im letzten Jahr waren Thema wie Gesundheit, Nachhaltigkeit und kreative Geschmacksrichtungen ein wichtiger Bestandteil der „ISM“. In diesem Jahr werden Produkte vorgestellt, die diesen Themen nicht nur nachkommen, sondern auch neue Trends präsentieren. Die Hersteller reagieren auf die aktuellen Nachfragen der Verbraucher mit entsprechenden Angeboten: Fruchtgummis mit Vitamin C und Zink, pflanzenbasierte Produkte, Gemüseriegel mit Pastinaken oder neue Geschmacksrichtungen wie Muscheln in Weißwein und Bloody Mary.
Besonders im Trend liegen dieses Jahr pflanzenbasierte Produkte. Mit Neuheiten wie bulgarischer, veganer Schokolade mit Rosenblättern oder Lebkuchenkonfekt in den Geschmackrichtungen Zitrone-Ingwer und Bratapfel, geben die Veranstalter der „ISM“ einen kleinen Vorgeschmack auf das, was noch kommt.
Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse betonte, dass insbesondere das Upcycling ein wichtiges Thema sei. Hier setzen Hersteller besonders auf die ganzheitliche Nutzung von Rohstoffen und die nachhaltige Verwendung regionaler Zutaten.
Highlights der ISM 2023
In diesem Jahr gibt es ein tägliches Bühnenprogramm auf der Expert-Stage, bei dem sich Interessierte informieren können. Am Sonntag werden Themen wie „Süßwaren auf pflanzlicher Basis“ oder „Verbrauchererwartungen bei Süßwaren als Leitlinie für Produktinnovationen“. Der Montag steht im Zeichen „neuer Strategien“. Besucher:innen können sich auf Gespräche und Präsentationen wie „Herausforderungen in der globalen bzw. europäischen Snackindustrie“ freuen. Nach den Strategien folgen am Dienstag die „Technologien“. Thematisiert werden Nachhaltigkeit, Lieferkettentransparenz, Sicherheit und Energieversorgung.
Ein weiteres Highlight der „ISM“ 2023 ist zum einen die Verleihung des „ISM Awards für außergewöhnliche Verdienste in der Süßwaren- und Knabberartikel-Industrie“. Diesen gewann in diesem Jahr Majlen Frazer, Senior Specialist in Product Quality ,Cocoa and Chocolate des größten finnischen Lebensmittelkonzerns „Fazer“. Zum anderen findet am „ISM-Sonntag“ erstmalig die Preisverleihung des neuen „ISM Consumer Awards“ statt. Das Gewinner-Produkt soll unter allen für den „Newcomer Product Showcase“ eingereichten Produkten in einem Verbraucher-Voting auf Instagram ermittelt werden.
In der Halle 5.2 können Besucher:innen in der neuen Location „Lab5“ süße Überraschungen entdecken und bei entspannter Musik eine Auswahl an Süßigkeiten genießen.
Daten und Fakten
Laut Böse präsentieren in diesem Jahr 1.300 Unternehmen aus rund 70 Ländern ihre Köstlichkeiten. Erstmals stellen Länder wie etwa Costa Rica, Ghana oder Trinidad ihren Gaumenschmaus vor. Die internationale Beteiligung liege laut Böse bei 88 Prozent. Böse benannte zudem die wichtigsten ausländischen Beteiligungen: Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Spanien, Türkei und die USA. Er erklärte, dass bereits wichtige nationale und internationale Handelshäuser und deren Einkäufer sich für die „ISM“ registriert haben, wie etwa: Aldi, Mercadona, Metro, Rewe und Spar.
„ISM“ 2023 & „ProSweets“
In diesem Jahr findet die „ISM“ gemeinsam mit der „ProSweets“ als eine Special Edition statt. Somit decken die beiden Messen, die gesamte Wertschöpfungskette für Süßwaren und Snacks ab. Die „ProSweets“ beschäftigt sich etwa mit Verpackungsmaterialien, Zutaten, Rohstoffe, sowie Lebensmittelsicherheit. Die Verschiebung beider Messen in den April habe sich laut Böse aus verschiedenen Komponenten wie die Preissteigerungen von Rohstoffen, Energie und Logistik in der Süßwarenbranche zusammengesetzt.
Herausforderungen der Süßwarenbranche
Bastian Fassin, Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM) und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), erklärte, dass insbesondere das vergangene Jahr, sowie das erste Quartal dieses Jahres von großen Unsicherheiten auf den Beschaffungsmärkten geprägt war. Gerade die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten seien eine schwere Belastung für die Süßwarenbranche und die Hersteller.
„Besonders in Deutschland befinden sich die Energiepreise weiterhin auf hohem Niveau und liegen deutlich über denjenigen der europäischen und außereuropäischen Wettbewerber, was für uns zu einen Wettbewerbsnachteil führt,“ so Fassin heute.
Zusätzlich seien die Preissprünge auf den Märkten für Zucker, Glukose und Dextrose. Fassin erklärte, dass Unternehmen daher ihren Bedarf an Zucker als Rohstoff nicht mehr ausreichend decken könnten. Dadurch sei es gerade für mittelständische und kleine Unternehmen schwierig, eine vernünftige Preiskalkulation und Produktionsplanung zu erarbeiten.
Leicht kompensiert werde das rückläufige Inlandsgeschäft durch den starken Exportsektor. Der Hauptabsatzmarkt sei der europäische Binnenmarkt, wobei laut Bassin auch die Ausfuhren in weltweite Exportmärkte wachsen. Dies werde jedoch oftmals durch Freihandelsabkommen gehemmt. Das bedeutet, dass Deutschland ein Freihandelsabkommen mit etwa Vietnam hat, das besagt, dass der in den Produkten verwendete Zucker nur aus der EU kommen darf. Bassin erklärte, dass es aufgrund der Klimaveränderungen immer weniger Länder gebe, in denen Zucker angebaut werden könne. Dies führe bei solchen Freihandelsabkommen zu Lieferengpässen und erhöhten Preisen.
„Aufgrund der klimatischen Veränderungen kann die EU keine Selbstversorgung bei Weißzucker mehr garantieren. Ohne einen klaren Kurswechsel seitens der Wirtschaftspolitik sind alle Drittlandexporte der Süßwarenbranche dauerhaft gefährdet“, erklärte Bassin.
Süßwarenpreise steigen in allen europäischen Märkten
Im Auftrag von Sweet Global Network erstellte „Nielsen IQ“ einen sogenannten „Europäischen Süßwarenkorb“. Der Süßwarenkorb umfasst 21 Länder, 16 Premiummarken-Produkte und einen Vergleich der Preise von Januar 2022 mit Januar 2023. Ulrich Zuenelli, Aufsichtsratsvorsitzender des internationalen Süßwarenhandelsverbandes Sweets Globals Network und stellvertretender Vorsitzender des AISM stellte die Details heute vor.
Die 16 ausgewählten Produkte sind in folgender Tabelle aufgelistet:
Die Preise für die 16 Produkte haben sich nach Angaben von „Nielsen IQ“ in Deutschland im vergangenen Jahr um 11,8 Prozent erhöht. Die Endverbraucherpreise lagen hingegen noch bei einer dreiprozentigen Preissteigerung. Im Zeitraum Januar/ Februar 2023 stiegen dann auch die Endverbraucherpreise um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Mit einer Preissteigerung von knapp 12 Prozent liege Deutschland laut Zuenelli etwas über dem Durchschnitt von +9,7 Prozent in allen europäischen Ländern mit dem Süßwarenkorb. Die geringsten Preiserhöhungen wurden in Griechenland mit rund +0,8 Prozent und in Norwegen mit +1,2 Prozent verzeichnet. Ungarn wies mit etwa +25 Prozent die höchste Preissteigerung auf.
Özdemir gegen Werbung für Süßwaren
Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer von „Der Mittelstandsverbund“ und Mitglied des AISM ging auf ein Statement des Bundeslandwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir ein. Laut Özdemir solle Werbung für Süßwaren verboten werden, da diese vermeintlich schädlich sein könne. Er verwies hier auf die 15 Prozent der Kinder in Deutschland, die an Adipositas leiden. Veltmann hingegen sprach sich gegen ein solches Verbot aus. Er befürwortete ein Aufklärungs- und Anreizsystem für gesunde Ernährung. Zusätzlich betonte er, dass Adipositas besser durch Aufklärung der Eltern und ausreichende Sport- und Bewegungsangebote in etwa Schulen entgegengewirkt werden könne.
Zusätzlich ging er auf das aktuelle Konsumverhalten der Kund:innen ein. Laut Veltmann sei der Konsum zurückhaltend. Er machte dafür die Inflation, sowie die hohen Gas- und Strompreise verantwortlich. Abschließend erklärte er, dass es noch nicht absehbar sei, ob und wann die Ausgabebereitschaft früherer Jahre wieder erreicht werde.