Köln | Die Beschäftigung stieg im Jahr 2016 zu einem neuen historischen Höchststand, teilt die Agentur für Arbeit in Köln mit. Die Arbeitslosigkeit soll gesunken sein, trotz der hohen Zuwanderung aus dem Ausland. Die Arbeitskräftenachfrage sei ungebrochen gewesen. Aber konnten beide Geschlechter profitieren?

Beschäftigung der Frauen steigt stärker als bei Männern

Die Beschäftigung der Frauen soll stärker als die der Männer gestiegen sein, so die Agentur für Arbeit. Nicht nur die Teilzeitbeschäftigung soll ausgebaut, auch die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen soll gewachsen sein. Im Juni 2016 waren, nach Angaben der Agentur, 249.112 Frauen beschäftigt, 7.379 oder 3,1 Prozent mehr als im Juni 2015. Vor allem soll die Beschäftigungsquote der Frauen deutlich angestiegen sein, also der Anteil der Frauen im erwerbsfähigen Alter, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien. Die Arbeitslosigkeit reduziere sich ebenfalls in stärkerem Maße als die der Männer.

„Die Zahlen geben die Realität nur verzerrt wieder. Viele Frauen sind lediglich in einem Minijob tätig, nicht alle davon freiwillig. Wenn mehr Frauen die Chance bekämen, diesen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umzuwandeln, könnten wichtige Potenziale für den Arbeitsmarkt erschlossen werden“, so Eva Pohl, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Köln.

Medianentgelt der Frauen deutlich geringer

Gradmesser für gleiche Chancen am Arbeitsmarkt sei das errechnete Medianentgelt. Hierbei werden alle sozialversicherten Vollzeitbeschäftigten nach Verdienst in zwei Hälften geteilt, erklärt die Agentur für Arbeit. Die eine Hälfte verdiene weniger als das Medianentgelt, die andere Hälfte verdiene mehr. Im Ergebnis: Das Medianentgelt der Frauen in Köln sei deutlich geringer als das der Männer, und zwar knapp 640 Euro unter dem der Männer – 3.198 Euro gegenüber 3.836 Euro.

„Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Frauen für die gleiche Tätigkeit weniger Lohn erhalten. Entscheidend ist ein strukturelles Ungleichgewicht. Die Familiensituation beeinflusst in vielen Fällen den beruflichen Lebenslauf und die Karriere-Chancen von Frauen. Zumeist sind sie es, die für die Kinderbetreuung oder für die Pflege Verwandter verantwortlich sind. Die Männer gelten dagegen vielfach noch als die Ernährer der Familie“, so Pohl.

Frauen häufiger in Teilzeitbeschäftigung

Frauen arbeiten deshalb oft in Teilzeit, sagt die Agentur für Arbeit. Von allen Teilzeitbeschäftigten in Köln seien mehr als drei von vier weiblich, 41,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten so. Zudem sei ihr Tätigkeitsniveau im Durchschnitt niedriger als das der Männer. Vor allem höherqualifizierte Tätigkeiten werden deutlich seltener durch Frauen ausgeübt, fügt die Agentur hinzu.

„Es geht voran bei der Chancengleichheit, aber nur in kleinen Schritten. Die Frauen müssen es vor allem selbst in die Hand nehmen. Bildung ist der Schlüssel für gute Arbeitsmarktchancen. Für alle lohnt es sich, Zeit in die eigene Qualifikation zu investieren. Beratung dazu finden Frauen in den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern, darunter spezielle Angebote für Frauen (und Männer), die den beruflichen Wiedereinstieg nach einer Familienphase planen“, fasst Eva Pohl zusammen

Neue Herausforderung: Geflüchtete Frauen

Eine neue Herausforderung seien die Frauen im Kontext mit Fluchtmigration. Rund 30 Prozent der in Köln als arbeitssuchend registrierten Geflüchteten seien Frauen. Im Dezember 2016 waren das 1.895. Ihr Bildungsniveau sei sehr unterschiedlich. Knapp ein Drittel besitze keinen Schulabschluss, ungefähr gleich viele besitzen ein Abitur oder Fachabitur, sagt die Agentur für Arbeit. Förderangebote seien hier notwendig, um am Arbeitsmarkt bestehen zu können – Integrationskurse, Sprachförderung, berufliche Weiterbildung, erklärt die Agentur für Arbeit. „Das dauert seine Zeit. Zusätzlich müssen kulturelle Hürden überwunden werden. Nicht in allen Heimatländern geflüchteter Menschen ist es selbstverständlich, dass Frauen arbeiten. Und Gewalterfahrungen im Heimatland oder auf der Flucht müssen verarbeitet werden. Der Beratung und Unterstützung geflüchteter Frauen kommt daher eine besondere Bedeutung zu“, so Pohl.

Autor: ib