Köln | Seit heute wird im Kölner Clouth-Quartier eine Drehbohr-Maschine, mit der man normalerweise Boden mit Betonpfählen verdichtet, für die Bodensanierung eingesetzt. Die Spezialmaschine solll mit Hilfe eines Rohres, an dessen Ende sich ein Bohrkopf mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Metern befindet, bis zu zwölf Meter tiefe Löcher in die Erde bohren. Danach soll das verseuchte Erdreich innerhalb des Bohrrohres mit einer Förderschnecke an die Oberfläche transportiert, auf Lkw verladen und zu einer speziellen Aufbereitungsfirma transportiert werden.

Anschließend soll das Loch mit sauberen Kies verfüllt werden. Dabei wird nacheinander ein Loch neben dem anderen gebohrt, ausgeschaufelt und verfüllt, so dass am Ende das gesamte Erdreich ausgetauscht ist, so das Vorhaben. Der Boden soll also mit Löchern durchsiebt werden wie ein Schweizer Käse.

Bei dem Schadstoff im Erdreich handle es sich um Toluol, das in geringen Mengen auch in Benzin enthalten sei, so der für das Clouth-Quartier verantwortliche Entwickler, die moderne Stadt GmbH. Toluol sei in der damaligen Clouth-Fabrik beispielsweise als Lösungsmittel für die Gummierung von Walzen verwendet und in bodenliegenden Tanks gelagert worden. Diese seien mit den Jahrzehnten undicht geworden, so dass der Stoff an manchen Stellen in den Boden einsickerte. Ohne Sanierung wäre auf dem Gelände das Grundwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. „Um dies auszuschließen wird der betroffene Boden weiträumig abgetragen“, erläutert Bernd Streitberger, Geschäftsführer der Gesellschaft Moderne Stadt, der Entwicklungsgesellschaft der Stadtwerke Köln und der Stadt Köln. Ein Ausbaggern des verseuchten Bodens sei von den Planern verworfen worden. „Wegen der notwenigen Tiefe wäre Wasser in die Grube gelaufen und wir hätten am Ende ungewollt einen See auf dem Gelände“, so Streitberger.

Das Entsorgen des chemischen Stoffes sei Routine. „Toluol kann mit dem Bohrverfahren ohne relevante Freisetzungen entfernt werden. Weder die Gesundheit der Anwohner noch die der Bauarbeiter wird beeinträchtigt“, ergänzt Axel Fahrenwaldt, Prokurist der Kölner Mull und Partner Ingenieurgesellschaft, die die Abriss- und Sanierungsarbeiten auf dem Ex-Industrieareal im Stadtteil Nippes leitet.

Nach der Maßnahme, die laut Moderne Stadt über vier Wochen dauert, soll die Boden- und Wasserqualität in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. So werde eine erfolgreiche Bodensanierung sichergestellt. Die Toluol-Belastung sei im Vorfeld der Abrissarbeiten entdeckt worden, als das 14,5 Hektar große Gelände routinemäßig auf Schadstoffe untersucht wurde.
Diese 200 Quadratmeter große Parzelle sei die einzige, bei der eine kompliziert zu entsorgende Verunreinigung aufgetreten sei, so Moderne Stadt. Der Zeitplan werde nicht beeinträchtigt, Anfang 2015 sollen die ersten Bewohner in ihre Wohnungen einziehen können.

Autor: dd