Der nach der Kölner Komödiantin Gertrud "Trude" Herr (1927-1991) benannte Park in Köln-Altstadt-Süd. Foto: Eppinger

Köln | In dem kleinen Park vor dem durch ein Gerüst verhüllten Bürgerhaus Stollwerck ist auch im Winter mächtig was los. Das sonnige Wetter zieht die Menschen in der Südstadt nach draußen.

Viele Pänz vom benachbarten Kindergarten toben durch den Park, dem eine bekannte Kölnerin ihren Namen gab. Mittendrin steht ihr Denkmal, das von den Kindern gerne als Sitzgelegenheit oder auch als Spielgerät benutzt wird.

Trude Herr’s bekanntestes Lied „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann!“ passt zu diesem Ort, an dem die Stollwerck AG über mehr als 100 Jahre Schokolade produziert hat, bevor das Werk Mitte der 70er Jahre endgültig geschlossen wurde. Schon bald nach der Schließung siedelte sich dort die alternative Kulturszene der an.

Trude Herr-Denkmal seit 2002 in der Südstadt

Die Besetzung des Stollwerck-Geländes ging in die Stadtgeschichte ein. Viele Gebäude des ehemaligen Werks sind heute verschwunden. Mit dem Bürgerhaus blieb die Kultur im Veedel. Darum herum entstand ein ruhiges Wohnviertel, dessen Herz der7000 Quadratmeter große Trude-Herr-Park ist.

Seinen Namen hat der Park 1995 bekommen. Das Denkmal kam 2002 in die Südstadt. Es zeigt Trude Herr in drei verschiedenen, für sie typischen Posen. Allerdings fehlte der Skulptur zunächst die Glasur und so drohte es zu verrotten. Erst ab 2012 nahte die Rettung durch den lokalen Fanclub der Kölnerin, die über viele Facetten und Fähigkeiten verfügte.

Die Schauspielerin, Schlagersängerin und Theaterdirektorin Gertrud „Trude“ Herr gehörte zu den bekannten Gesichtern der Domstadt. Sie wurde 1927 als die Tochter eines Lokomotivführers in Köln geboren. Sie wächst in einer kleinen Siedlung auf den Feldern zwischen Kalk, Deutz und Mülheim auf.

Corona Köln Deutschland 01.05.2020 Spielplatz Trude Herr Park Copyright Eduard Bopp Sportfotografie mail@fotobopp.de

Schon früh war der Beruf der Schauspielerin ihr Lebenstraum. Mit 22 gründet sie mit Kollegen ihr Theater, die Kölner Lustbühne. Dies geht allerdings schon nach kurzer Zeit pleite. Zeitweise arbeitet Herr als Bardame in der Barbarina.

Den Schauspielerberuf behält sie aber weiter im Blick. In den 50er Jahren gehört Herr zu den ersten Büttenrednerinnen im Kölner Karneval. Ihr kompromisslosen Reden sorgen bei so manchem traditionellen Karnevalisten für Unverständnis.

Ihre jecke Karriere endet, in der Variétébühne des Kaiserhofs wird sie zur Nachfolgerin von Grete Fluss. Ende der 50er Jahre kommt sie zum deutschen Film und dreht mit Kollegen wie Bill Ramsey, Heinz Ehrhardt und Gunther Philipp. Auch als Sängerin macht sie Karriere.

Trude Herr: Ein Leben fürs Veedel und Theater

Herr dreht zudem auf ihren ausgiebigen Wüstenreisen auch selbst Filme. 1977 eröffnet sie ihr neues Theater an der Severinstraße in der Südstadt, das „Theater im Vringsveedel“. Dort bringt sie eine neue Form des Volkstheaters auf die Bühne.

Neben „Die Stadt“ wird auch „Niemals geht man so ganz“ zu ihren musikalischen Erfolgen. Für ihre neue Karriere als Schriftstellerin zieht sich Herr in den 80ern auf die Fidschi-Inseln zurück. Nach ihrer Rückkehr stirbt sie 1991 in ihrem Domizil in Südfrankreich. Ihr Grab findet sich auf dem Nordfriedhof. Der Bildband „Trude Herr. Ein Leben“ aus dem Kölner Emons-Verlag erinnert an die Kölnerin.

DIE SERIE „KÖLNER KÖPFE UND ORTE“

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/

Ein Kölner Komponist erlangt Weltruhm Jacques Offenbachhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-ein-koelner-komponist-mit-weltruhm/

Der Kölner Bundeskanzler – Konrad Adenauerhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-konrad-adenauer/

Kölns Stadtgründerin Agrippinahttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-die-koelsche-stadtgruenderin-am-rathausturm/

Der Mann mit dem Denkmal vor der Universität zu Köln – Albertus Magnushttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-albertus-magnus/

Wer war Edith Stein? https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-edith-stein/

In der nächsten Folge unserer Köpfeserie stellen wir den Kölner Unternehmer Leonhard Tietz vor.