Köln | Der Geschäftsführer von Kölntourismus nimmt es gelassen: „Moderat“ nennt er den Rückgang der Gästezahlen, den er erstmals seit vielen Jahren vermelden muss. 2,9 Prozent weniger Besucher waren es 2016 gegenüber 2015 – immerhin noch 3,35 Millionen. Auch die Zahl der Übernachtungen sank um 3,5 Prozent auf 5,8 Millionen.

Josef Sommers Trost: Die Bilanz 2016 ist immer noch die zweitbeste in der Geschichte von Kölntourismus, sie entspricht etwa der für das Jahr 2014. Außerdem stehe Köln im nationalen und internationalen Städtevergleich gut da. Als ein Zeichen für letztlich ungebrochene Attraktivität sieht er auch, dass der durchschnittliche Übernachtungspreis auf durchschnittlich etwa 115 Euro erhöht werden konnte.

Den Rückgang bei den Gästezahlen sieht er weniger bei Geschäftsreisenden, eher im Städtetourismus. Erstere seine an langfristige Termine wie Messen oder Kongresse gebunden, Individual- und Gruppentouristen dagegen könnten sich eher kurzfristig für ein Reiseziel entscheiden. Zwar habe es kaum Stornierungen gegeben, es seien aber schon geplante Reisen nicht gebucht worden, habe er von Reiseveranstaltern erfahren.

Die Attentate von Paris, Brüssel und zuletzt Berlin beeinflusste die Touristenwahl

„Globale Einflussfaktoren“ – so Sommer – seien für den Rückgang verantwortlich und nennt vor allem Sicherheitsbedenken nach den Attentaten von Paris, Brüssel, Nizza und zuletzt von Berlin. Nicht zu vergessen die Kölner Ereignisse von Silvester 2015. Dazu der Putsch in der Türkei sowie die Abwertung des britischen Pfunds infolge der Brexit-Entscheidung und die Präsidentschaftswahl in den USA – in einem Wahljahr kämen erfahrungsgemäß weniger Touristen.

In der Rangfolge der Herkunftsländer gab es an der Spitze keine Verschiebungen, allerdings sanken die Zahlen gegenüber 2015 fast durchgehend. Zwei von drei Besuchern kamen aus Deutschland (3,8 Millionen Übernachtungen, minus 2,8 Prozent gegenüber 2015). An zweiter Stelle kommt Großbritannien (226.000, minus 12,1), gefolgt von den USA (189.00, minus 2,3) und den Niederlanden (158.000, minus 8,5). Es gab aber auch Zuwächse aus China (88.000 Übernachtungen, plus 8,7 Prozent) und Japan (31.000, plus 1,6).

Die Kongress- und Messestadt Köln sorgte für positive Zahlen

Im Gegensatz zum Touristenziel Köln konnte die Kongress- und Messestadt mit positiven Zahlen aufwarten. Danach nahm nicht nur die Zahl der Veranstaltungen um 1,6 Prozent auf rund 48.700 zu. Auch die Zahl der Teilnehmer stieg um 1,7 Prozent auf 3,82 Millionen, die meisten ausländischen kommen nach wie vor aus Großbritannien und den Niederlanden. Mehr als drei Viertel der Veranstaltungen kommen aus der Wirtschaft, vor allem von Banken und Versicherungen, gefolgt vom Medizin- und Pharmasektor. Den Rest richten Verbände und andere Non-profit-Organisationen aus.

Eishockey-Weltmeisterschaft und exklusive Konzerte sollen Besucher locken

In diesem Jahr rechnet Stephanie Kleine Klausing, Marketing-Chefin von Kölntourismus, dass vor allem die Eishockey-WM im Mai viele Besucher anzieht. Das Sportereignis findet in der Lanxess-Arena statt – die einzige deutsche Halle, die es nach dem Ticketverkauf in die weltweiten Top Ten geschafft habe. Hier finden auch zahlreiche Exklusiv-Konzerte statt wie gleich fünf Mal von Phil Collins.

Kultur ist für Kleine Klausing neben den Wirtschaftsveranstaltungen ein wichtiges Werbeargument für einen Besuch. So wirbt Kölntourismus seit einem Jahr mit #urbanCGN – „weltweit einmalig“ – und dem Blog visit.koeln „jenseits touristischer Hauptrouten für die versteckten Schätze in den Veedeln und Kreativ-Zentren“. Der Hashtag soll als #urbanana mit anderen Tourismusbüros auf ganz Nordrhein-Westfalen ausgedehnt werden. Die Fördermittel dafür seien bis 2019 gesichert. In landesweiter Kooperation wurden auch schon Printmagazine zu Design und Kultur in NRW veröffentlicht.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Ein Erinnerungsfoto vorm Dom gehört zum touristischen Pflichtprogramm. Im Vorjahr dürften es aber ein paar weniger gewesen sein. Foto: ehu