Köln | Im prestigeträchtigen Deutschen Aktienindex (DAX) steht erstmals seit zwei Jahren wieder ein Wechsel an.  Der Arbeitskreis Aktienindex dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern nach seiner Sitzung am Mittwochabend die Namen von je zwei Ab- und Aufsteigern bekanntgeben. Abstiegsbedroht sind der Maschinenbauer MAN und der Handelskonzern Metro. Aufsteigen könnten der Autozulieferer Continental und das Spezialchemieunternehmen Lanxess.

Eine Sprecherin der Deutsche Börse AG kündigte eine Mitteilung des Arbeitskreises nach Schließung der New Yorker Börse am späten Mittwochabend (22.00 Uhr) an. Im DAX mit den 30 wichtigsten deutschen Aktienunternehmen würden die neuen Mitglieder ab 24. September gelistet. Analysten gingen am Mittwoch davon aus, dass es Continental vom langfristigen Trend her ziemlich sicher schaffen dürfte, erneut in das Aktienoberhaus aufzusteigen. Das Unternehmen hatte den DAX 2008 verlassen müssen, nachdem es vom Rivalen Schaeffler bedrängt worden war. „Während es für Continental wohl sehr gut aussieht, gibt es bei Lanxess noch Unwägbarkeiten“, sagte der Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Berndt Fernow, der Nachrichtenagentur dapd.

Unklar war vor Sitzungsbeginn des Arbeitskreises, ob Metro seine Position doch noch verbessern und im Index verbleiben kann. Da beim Börsenwert nur die in Streubesitz befindlichen Aktien eingerechnet werden, könnte Metro noch eine Chance haben. „Eine Steigerung der Streubesitzquote wäre bei Metro noch denkbar“, sagte Fernow. „Dies könnte bei der Neuberechnung für Metro eine Rolle spielen.“ Die Quote wird auf etwa 40 Prozent geschätzt. Der Handelskonzern macht durch seine vielen Baustellen negative Schlagzeilen.Ein Verbleib von Metro im DAX wäre schlecht für Lanxess.

Erstmals seit 2010 wieder Plätze im DAX frei

Ganz schlecht für einen Stammplatz im DAX sieht es für MAN aus, an dem Volkswagen schon drei Viertel der Anteile hält. Das hat den Streubesitz deutlich reduziert. Das Unternehmen mit Sitz in München weist auch eine schlechte Performance an der Börse vor. Da im zweiten Quartal dieses Jahres der Gewinn deutlich gesunken ist, stoßen Anleger die Aktie ab, die bisher immer im DAX gelistet war. Der Platz im wichtigsten deutschen Aktienindex ist für die Unternehmen von hoher Bedeutung. Wer zu den „Blue Chips“ gehört, wird nachgefragt, Absteiger von Anlegern abgestraft. Die Sitzung des Arbeitskreises am Mittwoch wurde auch deswegen als bedeutend bewertet, da seit 21. Juni 2010 erstmals wieder Plätze frei werden können. Damals musste Salzgitter die Position mit HeidelbergCement tauschen. Der Stahlkonzern ist jetzt im 50 Werte umfassenden MDAX, also in der zweiten Liga gelistet, was deutlich weniger attraktiv für Investoren ist. So könnte es nun auch MAN und Metro ergehen.

Hintergrund: Lanxess

Lanxess ist ein ehemaliges Bayer-Unternehmen, das 2004 die Eigenständigkeit wagte. Ein Gewinn stellte sich bei dem Spezialchemieunternehmen erst zwei Jahre später ein, nachdem es gründlich saniert worden war. Ende Januar 2011 war Lanxess an die Börse gegangen. Inzwischen hat sich der damalige Einstiegskurs von 15,75 Euro je Aktie ungefähr vervierfacht.

Nach eigenen Angaben ist Lanxess heute auf allen wichtigen Märkten der Welt präsent und erzielte 2011 einen Umsatz von 8,7 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis war 2011 um 34 Prozent auf 506 Millionen Euro gestiegen. Nach der Umstrukturierung, die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und dem Abstoßen ergebnisschwacher Unternehmensteile einherging und mit der das Chemiegeschäft völlig umgebaut wurde, sieht sich das Unternehmen nun auf Premium-Produkte konzentriert. Das Kerngeschäft bilden danach Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Kunststoffen, Kautschuken, Spezialchemikalien und Zwischenprodukten. Das Unternehmen beschäftigt fast 17.000 Mitarbeiter weltweit an 48 Produktionsstandorten. Im kommenden Jahr will es seinen Hauptsitz von Leverkusen nach Köln verlegen.

Grund für den erwarteten Aufstieg in den DAX der 30 größten börsennotierten Konzerne sind die seit 2005 abgelieferten Ergebnisse von Lanxess, die sich stetig verbessert haben. Erst im August wurde nach einem starken zweiten Quartal die Prognose für 2012 in ähnlicher Höhe wie im Vorjahr bekräftigt. In allen Regionen bis auf Europa wurden Umsatzzuwächse verbucht. Lediglich in der Region Europa ohne Deutschland, Mittlerer Osten und Afrika gab es einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um gut zwei Prozent, vor allem wegen der negativen Entwicklung in Italien und Spanien. In Deutschland ging der Umsatz sogar um knapp vier Prozent auf 396 Millionen Euro zurück. Das waren rund 16 Prozent des Konzernumsatzes.

Autor: dapd
Foto: Lanxess Arena in Köln