Kultur über und für Demenz-Erkrankte
"Wir präsentieren schwierige Themen mit Leichtigkeit", betonte heute Festivalleiter Rolf Emmerich. Bewusst wolle man keine "Betroffenheits-Abende" veranstalten. Dennoch bringt "Sommerblut" 2012 durchaus schwierige Themen auf die Bühne. Als thematischen Schwerpunkte wählte Emerich dabei "Demenz". Mit dem Theaterprojekt "Anderland" beschäftigt sich Regisseurin Barbara Wachendorff dabei mit der Situation der Angehörigen von Menschen mit Demenz und insbesondere mit der Kommunikation mit Demenz-Erkrankten. Erarbeitet wird das Stück dabei gemeinsam von Schauspielern und fünf Menschen mit demenzieller Veränderung. Ein weiteres intensives Theaterstück präsentiert der niederländische Schauspieler Joop. In dem Stück "Du bist meine Mutter" stellt er zugleich sich selbst und seine Mutter dar. Aus eigenen Erfahrungen erzählte er die schwierige Familien-Situation.

Doch das Festival versteht sich nicht allein als Veranstaltung über Demenz. So hat Sommerblut in Kooperation mit dementia + art ein  Rahmenprogramm für Demenz-Erkrankte selbst organisiert. In über 30 Konzerten, Theaterstücken und Führungen ermöglicht es das Festival Betroffenen Kultur zu erleben. Auch über das Festival hinaus sollen Veranstaltungen das gesamte Jahr über angeboten werden. In Deutschland leben laut dementia + art rund 1,2 Millionen Menschen mit Demenz. Rund 75 Prozent wohnen dabei weiterhin Zuhause. Weil die Vergesslichkeit jedoch jederzeit einsetzen kann, ist es schwierig für sie außer Haus zu gehen. Neben den Veranstaltungen selbst bildete das Festival daher auch ehrenamtliche Kulturbegleiter aus und sorgt für einen sicheren Transport zu den Veranstaltungen.

Festival "entrümpelt und zugespitzt"
Nachdem das Festival 2011 sein zehnjähriges Jubiläum feierte, wollte sich Sommerblut 2012 neu aufstellen. Unter dem neuen Namen "Festival der Multipolarkultur" will Sommerblut nun verstärkt verschiedene Pole aufeinander wirken lassen. "Wir haben das Festival entrümpelt und zugespitzt", erklärte heute Andrea Asch, neue Vorsitzende des Vereins Sommerblut. Neu dabei ist in diesem Jahr etwa das Projekt "Black out". Darin entführen sehende und blinde Künstler ihre Besucher in die Welt des Blind-Seins. Der Abend findet in einem komplett verdunkelten Raum statt und präsentiert verschiedene Black out berühmter und nicht-berühmter Menschen. "Ein Programm zum Schmunzeln über die eigenen Black out und die der anderen", sagte heute Siegfried Saerberg, Vorstand Blinde und Kunst und im Sommerblut Verein.

Erstmals dabei ist in diesem Jahr die "pink ribbon"-Gala für die Heilung von Brustkrebs. Die erste Ausgabe wird in der Comedia stattfinden und versammelt ganz unterschiedliche Künstler auf der Bühne dort – vom Pop und Chanson bis zu Kabarett und Comedy. Auftreten werden etwa Käthe Lachmann, Nessie Tausendschön, das Ensemble "Sekt and tue city" und Katja von Kassel. Regisseurin Marion Scholz will die Gala gerne jährlich anbieten, gerne auch mit bekannten Künstlern und Persönlichkeit. In diesem Jahr wäre es jedoch noch schwierig gewesen, für das Thema zu begeistern. Dabei habe die Aids-Gala gezeigt, dass sich eine Gala durchaus mit einem schwierigen Thema vereinbaren lasse.

Infobox
Sommerblut 2012
10. Bis 28. Mai 2012
Tickets ab sofort bei allen bekannten Vorverkaufsstellen

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