Köln | Gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium und dem NRW-Patenverband hat auch Provendis in diesem Jahr den Hochschulwettbewerb „ZukunftErfindenNRW“ ausgeschrieben. 136 Bewerbungen sollen eingegangen sein. Das Preisgeld für innovative Erfindungen wird mit jeweils 10.000 Euro honoriert. In zwei Kategorien gewinnt die Universität zu Köln.

PreisträgerInnen in der Kategorie Lebenswissenschaften

Dr. rer. med. Melanie von Brandenstein, Prof. Dr. Jochen Fries – Universitätsklinikum / Universität zu Köln

Vim3 Antikörper – Diagnose von gutartigen Nierentumoren und zur Differentialdiagnose von gut- und bösartigen Nierentumoren

Das größte diagnostische Problem beim Nierentumor ist die eindeutige Unterscheidung zwischen dem gutartigen Nierentumor, dem Onkozytom, und bösartigen Nierentumor-Subtypen.

Wird bisher ein Protein namens Vimentin im Tumorgewebe mittels Anfärbung nachgewiesen, so lautet die Diagnose bösartiger Tumor. Das Problem hierbei: Bösartige Nierenkrebszellen (RCCs) können gutartige Tumorzellen (Onkozyten) imitieren – mit der Konsequenz, dass kein Krebs, sondern fälschlicherweise ein gutartiger Tumor diagnostiziert wird. Umgekehrt erfolgt der positive Nachweis von Vimentin fälschlicherweise zu 70% auch in gutartigen Nierentumoren.

Von der Diagnose hängen folgenschwere Entscheidungen für die weitere Behandlung ab. Ein bösartiger Tumor führt in der Regel zur Entfernung der kompletten Niere, ein gutartiger Tumor kann meist durch Ausschälen der Niere beseitigt werden, wodurch die Funktion der Niere erhalten werden kann.

Die WissenschaftlerInnen des Uniklinikums Köln Dr. Melanie von Brandenstein und Prof. Dr. med. Jochen Fries können mit Hilfe der verkürzten Variante des Vimentin (Vim3) erstmalig zuverlässig zwischen dem (gutartigen) Onkozytom und bestimmten bösartigen Nierentumor-Subtypen unterscheiden. Nur in Onkozytomen kommt es zu einer signifikanten Erhöhung des Vim3. Eine Anfärbung in den Subtypen des bösartigen Nierentumors, die dem Onkozytom ähneln, erfolgt nicht. Die Diagnose ist zum Patent angemeldet.

Preisträger in der Kategorie Ingenieur- und angewandte Naturwissenschaften

Priv.-Doz. Dr. Dirk Blunk, Dr. Richard Daniel Matthias Meisenheimer, Dr. Kai Oliver Wirz; Miterfinder: Dr. Ralf Helmut Hetzer – Universität zu Köln

AFFF-CarboSil (Aqueous Film Forming Fluorine-free Extinguishing Foam)

Wasserfilmbildende Löschschäume (sogenannte AFFF) sind heutzutage bei Bränden von Flüssigkeiten wie Treibstoffen, Chemikalien oder Lösemitteln in Industrieanlagen, auf Flughäfen und Schiffen standardmäßig im Einsatz. Durch ihre besonderen Eigenschaften ermöglichen diese Hochleistungs-Löschmittel die Ausbildung eines Wasserfilms auf dem Brandgut, welcher es von der Luft abtrennt, den Schaum schnell und leicht gleiten lässt, ihm Selbstheilungsfähigkeiten verleiht und kühlend wirkt. Durch diese besonderen Fähigkeiten wird der Löschvorgang um bis zu 60% beschleunigt [Anm.: 60% im Vergleich zu?]. Der große Nachteil ausnahmslos aller bislang eingesetzten AFFF-Löschschäume ist allerdings, dass sie polyfluorierte Tenside (PFT) als Filmbildner enthalten. Solche PFT besitzen giftige Eigenschaften und sind zudem persistent, d.h. sie können nicht abgebaut werden, reichern sich in Ökosphäre und Organismen stetig an und belasten so die Gesundheit und Umwelt.

Die Kölner Erfinder haben durch die Verwendung von Kohlenhydrat-Siloxan- bzw. von Kohlenhydrat-Carbosilan-Tensiden als Filmbildner in Feuerlöschschaum-Konzentraten eine Lösung für dieses Problem gefunden. Diese Tenside kommen ohne die umweltschädlichen PFT aus und werden zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen (Zucker) hergestellt. Mit Löschschäumen auf Basis der hier beschriebenen neuen Tenside wird es möglich, weltweit Einsatzabläufe und Logistik der Feuerwehren zu vereinfachen, die Sicherheit der Einsatzkräfte zu erhöhen, Umweltschäden zu vermeiden und Einsatz-Folgekosten zu minimieren.

Autor: ib