Köln | Das Verbändebündnis Wohnen hat die Zahl der Neubauwohnungen in Köln im vergangenen Jahr auf 2208 beziffert. Die Investitionssumme belief sich dabei auf 320,4 Millionen Euro. Viel zu wenig, meinen die Verbandsverantwortlichen.

Erst vor wenigen Wochen hatte das Statistische Landesamt in NRW einen deutlichen Rückgang bei den Wohnbaugenehmigungen für 2017 festgestellt. Nun bestätigen die Zahlen der Verbände die Zahlen für Köln. Mit 2208 fertig gestellten Wohnungen hat die Domstadt ihr selbstgestecktes Miminalziel von 4000 Wohneinheiten pro Jahr erneut deutlich verfehlt. Auch die Zahl von 2327 Wohnbaugenehmigungen für 2017 lässt zumindest kurzfristig keine wirkliche Trendwende erwarten.

Gegenüber dem Vorjahr bedeuten die Zahlen für 2017 einen Rückgang um 38 Prozent. Lediglich 276 neue Wohnungen entstanden als Eigenheime (Ein- oder Zweifamilienhäuser), der überwiegende Teil entfielt auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (2017: 2208). Insgesamt haben die Bauherren in Köln demnach im vergangenen Jahr 320,4 Millionen Euro in den Neubau von Wohnungen investiert.

„Das klingt viel. Tatsächlich müsste es aber mehr sein, wenn Köln seinen Beitrag zur Wohnraum-Offensive der Bundesregierung leisten will. Denn der Neubau von bezahlbaren Wohnungen ist die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Nordrhein-Westfalen betroffen ist“, sagt Holger Vermeer (IG BAU) vom Verbändebündnis Wohnen. Das Verbändebündnis Wohnen umfasst die Baugewerkschaft IG BAU und die Bauwirtschaft. Die aktuellen Zahlen stammen aus der jüngsten Bau-Bilanz des Statistischen Bundesamtes Destatis.

Auch bundesweit habe es einen ähnlichen Trend nach unten gegeben. Statt der jüngsten 285.000 Wohnungen soll nach den Vorgaben und Zielen der Großen Koalition bis 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden. Das wären 90.000 pro Jahr mehr als 2017. Doch von einem Anstieg um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr sei derzeit wenig spürbar, so Vermeer weiter.

Bund, Land und Kommunen sind gefordert

Das Verbändebündnis Wohnen fordert daher jetzt den Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und auch die Kommunen auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun. Vor allem für den bezahlbaren Wohnraum. Also für Menschen ohne „extra dickes Miet-Portemonnaie“: „Gerade für den sozialen Wohnungsbau muss deutlich mehr getan werden. Ebenso für den Neubau von Wohnungen, bei denen sich die Menschen die Miete auch leisten können“, betonte der Regionalleiter der IG BAU.

Vonseiten des Bundes gab es bereits die Ankündigung, für den Wohnungsbau bis 2021 insgesamt sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Mitteln bereitzustellen. Doch mit 1,5 Milliarden Euro pro Jahr lassen sich diese Ziele kaum umsetzen. Die Bauverbände beziffern den Bedarf an Bundesmitteln auf mindestens vier Milliarden Euro, also mehr als das Doppelte. Eine „Goodwill-Wohnungsbaupolitik“ der Länder, bei der die Zahl der Sozialwohnungen von der Kassenlage abhänge, sei fatal. Auch die geplante Förderung für den altersgerechten Umbau lasse „jede Hoffnung auf einen Sanierungsschub für mehr Seniorenwohnungen gegen Null laufen“. Aber gerade altersgerechte Wohnungen brauche auch Köln.

In der Domstadt gibt es noch ein hausgemachtes Problem. Hier forderten Akteure der Immobilienwirtschaft seit Jahren eine bessere Steuerung der städtischen Genehmigungen. Immerhin hat Köln nun einen neuen Dezernenten für das Bauen und Planen und seit Ende vergangenen Jahres eine Wohnbauleitstelle. Die soll sich vor allem um eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bei Wohnbauprojekten ab 50 Wohneinheiten kümmern.

Denn im Wohnungsmangel und in steigenden Mieten steckt sozialer Sprengstoff. Gerade beim Neubau von Sozialwohnungen droht ein Desaster, wenn der Bund hier nicht ordentlich Geld in die Hand nimmt und investiert. Tag für Tag fallen Sozialmietwohnungen aus der Bindung. Der Bestand an Wohnungen für Menschen, die einen Wohnberechtigungsschein haben, schmilzt kontinuierlich ab“, warnt Holger Vermeer.

[infobox]Im Verbändebündnis Wohnen umfasst die Industriegewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DgfM). Gemeinsam wollen sie sich für bessere Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau einsetzen.

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Autor: rk