Köln | Die GAG Immobilien AG hat 444 Wohnungen an die Idustria Wohnen GmbH in Wesseling verkauft. GAG Vorstand Uwe Eichner spricht davon, dass der Gewinn aus dem Verkauf alleine der Eigenkapitalquote der GAG zu Gute kommen solle und nicht ausgeschüttet werde. Wie hoch der Gewinn ist, dazu schweigt die GAG. Über den Kaufpreis haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

Der Verkauf sei bereits im Jahr 2013 durch den Aufsichtsrat der GAG Immobilien beschlossen worden, so Uwe Eichner. Die Bestände in Wesseling stammen aus einem Zeitraum von 1943 bis 2008. Insgesamt hatte die GAG 596 Wohnungen in Wesseling. 91 Wohnungen waren im geförderten Wohnungsbau errichtet worden. 335 Wohnungen sind im Erbbaurecht entstanden. Die Bestände bestehen aus Reiheneinfamilien-, Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern. Bei den Wesselinger Wohnungen handelt es sich nach Auskunft der GAG um die einzigen Bestände außerhalb des Kölner Stadtgebietes, auf das man sich nun alleine und Satzungskonform konzentrieren wolle.

Der Bestand habe keine homogene Struktur. An die Industria wurden 444 Wohnungen, 353 frei finanzierte und 91 öffentlich geförderte Wohnungen verkauft. Es handelt sich um die Bestände aus den Jahren 1955 bis 2008. Der Bestand an Wohnungen aus den Jahren 1943 bis 1950 soll abgerissen werden. Dort will die GAG bis zum Ende des Jahres einen Investor finden, der die Grundstücke abnimmt. Eichner spricht bei der Industria Wohnen von einem verantwortungsvollen Partner, von dem die GAG ausgehe, dass sie die von der GAG begonnene Privatisierung der Wohnungen und Eigenheime fortführe und für die verbleibenden Wohnungen ein verlässlicher Partner sei.

Industria Wohnen auf Einkaufstour

Die Industria Wohnen hat die 444 Wohnungen in Wesseling gekauft. Das Immobilienunternehmen verwaltet derzeit in Deutschland aus Frankfurt rund 15.000 Wohnungen, mit einem Investitionsvolumen von rund 1,3 Milliarden Euro und will weiter wachsen. Geschäftsführer Klaus Niewöhner-Pape der Industria Wohnen sagte, der Bestand solle weiter auf rund 20.000 Wohnheinheiten wachsen. Im Jahr 2009 hatte das Unternehmen 9.000 Wohnungen in seinem Bestand. Alleine daran kann man die Zukaufsstrategie der Industria Wohnen erkennen. Das Unternehmen, das eine Tochtergesellschaft der Degussa Bank AG und der Hamburger Privatbank M.M. Warburg ist, kauft seit einigen Jahren Wohnungsbestände in ganz Deutschland zu, so 2015 laut „Haufe“ für seinen Fond „Industria Wohnen Deutschland III“ ein Portfolio von rund 800 Wohnungen in Norddeutschland. Auch 2014 hatte man im Umland von Hamburg und Dresden 262 Wohnungen erstanden. Seit 2010 habe man für institutionelle Investoren, also etwa Versicherungen oder Pensionskassen, fünf Immobilien-Spezialfonds aufgelegt, zudem gibt es einen offenen Immobilien-Publikumsfonds der sich an Privatanleger, semiprofessionelle, professionelle Anleger und Stiftungen richtet.

Zum von Niewöhner-Pape heute öffentlich vorgestellten Ankauf der 444 Wohnungen in Wesseling und der Wachstumsstrategie passt die heute fast zeitgleich auf der Website der Industria Wohnen veröffentlichte Mitteilung, dass man die Auflage eines weiteren offenen Immobilien-Spezial-AIF, der in Wohnimmobilien in wirtschaftsstarken Ballungsräumen in Deutschland investiert, plane. In der Mitteilung heißt es: „Das derzeit in Vorbereitung befindliche Fondskonstrukt wird sich an institutionelle Investoren, insbesondere Versicherungen, Versorgungswerke und Pensionskassen, richten und so konzipiert sein, dass es bei der Anlageverordnung unterliegenden Anlegern der Immobilienquote zugerechnet werden kann. Es reiht sich in die Produkte der „Wohnen-Deutschland“-Reihe ein. Der Fokus wird voraussichtlich auf Neubauten liegen, die vorrangig im Rahmen von Forward-Deals noch während der Entwicklungsphase angekauft werden sollen.“ Als Ziel-Investitionsvolumen gibt man 500 Millionen Euro an, die Investitionsphase in diesem Jahr anlaufen und in zwei Jahren abgeschlossen sein. Zudem gab man bekannt: „Zusätzlich zum geplanten neuen offenen Spezial-AIF hat INDUSTRIA WOHNEN über die IntReal einen Individualfonds für einen institutionellen Investor aufgelegt, in dessen Rahmen in den kommenden Jahren Wohnimmobilien im Volumen von rund 200 Millionen Euro angekauft werden sollen.“

Das verspricht die Industria Wohnen in Wesseling

Niewöhner-Pape spricht von einer engen Verbindung zum Standort Wesseling zwischen seinem Mutterhaus der Degussa Bank und den Menschen in der Stadt. Drei Niederlassungen habe die Degussa Bank auf den Werksgeländen in Wesseling und rund 8.000 Kunden. Sein Unternehmen werde sich in Zukunft von Frankfurt aus um die Wohnungen in Wesseling kümmern. Dort sitzt die Wohnungsverwaltung, die auch die Mietverträge schließt. Der Hausmeisterservice bleibe lokal in Wesseling vor Ort. Sein Unternehmen wolle ein gutes Verhältnis zu den Mietern, so Niewöhner-Pape. Man wolle die Wohnungen mindestens zehn Jahre im Bestand halten und sei an einem langfristigen Engagement interessiert. Man strebe normale Renditen aus der Bewirtschaftung an und werde daher die Vermietung fortführen. Ein Teil der Wohnungen, vor allem in der Petersberger Straße – betroffen sind 36 Wohnungen – sollen privatisiert werden. Zudem sollen 119 weitere Wohnungen privatisiert werden. Dabei handele es sich um Wohnungen im Friedensweg, Hubertusstraße, und Reihenhäuser im Ulmenweg. Diese sollen vorrangig an die Mieterschaft veräußert werden. Erst dann sollen die Objekte an Kapitalanleger verkauft werden, wenn sich die Mieter nicht zum Kauf durchringen können. Zur Miethöhe sagt die Industria, dass sie sich am bestehenden Mietspiegel der Stadt Wesseling orientieren wolle. Zudem verspricht man auf Luxusmodernisierung zu verzichten. Im Kastanienweg werde man die durchfeuchtete Fassade sanieren.

GAG will sich auf Köln konzentrieren

Die GAG wird nach dem Verkauf der 444 Wohnungen,  die 152 Wohnungen in der Ahr-, Odenwald- und Taunusstraße abreißen und die Grundstücke bis zum Ende des Jahres an einen Projektentwickler veräußern. Die Gewinne aus den Deals sollen der Eigenkapitalquote des Unternehmens zu Gute kommen. Die GAG will sich damit auf den Kölner Markt konzentrieren und so für Finanzierungssicherheit bei den Kölner Projekten sorgen. Wie hoch der Zufluss zum Eigenkapital sein wird, bleibt allerdings unklar, denn weder nennt die GAG den Gewinn aus dem Verkauf, noch wie hoch die Grundstücke und Häuser in Wesseling beliehen waren oder es noch sind. Eichner betont allerdings mehrfach, dass aus den Gewinnen keine Dividende bezahlt werden solle.

Beide Unternehmen bedauern, dass es Unruhe unter der Mieterschaft und Verunsicherung gegeben habe und schreiben dies einer Informationspolitik zu, die man nicht anders hätte lösen können. Denn in beiden Unternehmen mussten die Gremien involviert werden und man habe die Öffentlichkeit erst suchen können, nachdem die Tinte auf den Verträgen trocken sei.

Autor: Andi Goral
Foto: Geschäftsführer Klaus Niewöhner-Pape der Industria Wohnen und der Vorstandsvorsitzende der GAG Immobilien AG Uwe Eichner nach Verkündung des Deals auf der GAG Terasse.