Alt Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Mitte

Die Halle 5.2. hätte doppelt so groß sein müssen, damit alle Platz gefunden hätten, die der Bundeskanzlerin zuhören wollten. Im Themenbereich Welt stellte sich Angela Merkel dem Gespräch "Weltwirtschaft gestalten" und erntete für ihre Ausführungen breite Zustimmung. In der ersten Reihe Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker und der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont. Das Gespräch wurde von Wolf von Lojewski moderiert.

Angela Merkel bekannte sich zur Verpflichtung, dass Wachstum kein Selbstzweck sein dürfe, sondern auch die Verpflichtung Verantwortung für alle auf der Welt zu übernehmen,beinhaltet. Dazu müssen wir soziale aber auch ökologische Mindeststandards definieren und auch einhalten, denn nur dann kann Globalisierung gelingen, so die Kanzlerin. Merkel forderte auf, neue Finanzierungsinstrumente genauer zu betrachten, dazu gehören die Mikrokredite, wie sie Yunus mit seiner Greeham Bank initiierte, aber auch die Schaffung von Regeln für Hedgefonds. Mit den ärmsten Ländern der Erde müssen Chancen für eine fairen Handel geschaffen werden, im Gegenzug muss aber auch von diesen der Schutz des geistigen Eigentums garantiert werden. Merkel setzte sich deutlich für eine Stärkung der UNO ein. In Afrika muss die Hilfe bei den Menschen ankommen, es muss dort die richtigen Systeme geben, aber die afrikanischen Staaten müssen sich fair, nicht korrupt verhalten und die vielen Kriege auf dem Kontinent müssen gestoppt werden. Ein wichtiges Thema sei hier auch die Bildung, so die Kanzlerin, vor allem, dass die die in Europa ausgebildet werden nach Afrika zurückgehen und dort Aufbauhilfe leisten und nicht sofort nach der Ausbildung nach Europa auswandern. Eine Forderung, die auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble gestern im Themenbereich Migration stellte.

Merkel berichtete natürlich vom G8 Gipfel und bat darum, von Gipfeln dieser Art kein "Erlösungsereignis" zu erwarten, sondern dort kann man nur einen Schritt weiterkommen und es muss ein kontinuierlicher Prozess sein, damit man viele Schritte weiterkommt. Bischof Bandala dankte der Kanzlerin, dass Afrika auf der Agenda der G8 stand und somit ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit kam. Bandala machte klar, dass die Menschen in Afrika keine Versprechungen erwarrten, so wie nach dem Gipfel in Gleneagles, sondern konkrete Pläne und das sie Teilhabe wollen, so weit wie möglich. Bundeskanzlerin Merkel will, dass es ein Feedback von beiden Seiten geben muss: "Was habt ihr von den Zielen verwirklicht? Was wir?". Eine beständige gegenseitige Berichterstattung sei gefragt. Merkel stellte im Gegenzug die Frage an das Podium, wem man denn Hilfe geben soll, dem Einzelnen, den Regierungen? Merkel merkte an, dass man den Dialog mit den Schwellenländern verstärken will und sich auch regelmässig treffen und austauschen will.

Muhammes Yunus kritisierte, dass die Milleniums-Goals nicht Thema des Gipfels in Heiligendamm waren. Es wäre der richtige Ort gewesen, das bisher Erreichte zu prüfen. "Wir müssen raus aus den Denkstrukturen des 20 Jahrhunderts", so Yunus, es ist altmodisch, Geld an Regierungen zu geben und dann passiert nichts; das Geld versickert. In Bezug auf Afrika, sollte man sich die Entwicklungen in Asien ansehen, denn hier ist in vielen Ländern viel erreicht worden.

Vor allem im Bereich des Klimaschutzes waren viele Besucher über den Ausgang des G8 Gipfels enttäuscht. Merkel möchte diesen Prozess in der UNO verhandelt sehen, und machte auch die Schwierigkeit des internationalen Dialoges an einem Beispiel deutlich. Wir wollen aus der Kernenergie aussteigen, Amerika und Frankreich verstehen das nicht und fordern von Deutschland Kompromisse. "Eine ausgemachte Koalitionskrise riskiere ich, wenn ich hier nachgebe" sagte Merkel und warb für Verständnis, dass man Dinge nicht sofort um 180 Grad drehen könne, sondern dicke Bretter gebohrt werden müssen.

Bischof Bandala machte deutlich, dass im Bereich des Klimaschutzes die Dringlichkeit des Anliegens verkannt werden, denn in einer Situation, in der Menschen in Afrika schon sterben aufgrund des Klimawandels, könne man nicht bis 2050 warten, vor allem die Position der USA griff der Geistliche scharf an. Die Atmosphäre in der großen Halle war locker und entspannt, ein Dialog zwischen Bundeskanzlerin, Yunus, Bandala und den Fragen der Menschen, gestellt über die Anwälte des Publikums fand statt.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung