Foto: Constantin Graf Hoensbroech


Bewegender Abschluss für die Domchöre
in Jerusalem


Gastbeitrag von Constantin Graf Hoensbroech


Es war um 21.13 Uhr am Montagabend, als die Kölner Domchöre ihren letzten Ton anlässlich ihrer Konzertreise durch Israel sangen. Damit endete nicht nur der musikalische Teil ihrer eindrucksvollen Reise, sondern zugleich ein denkwürdiger Abend, der die neuntägige Tour nochmals mit einem aussergewöhnlichen Höhepunkt krönte. Der Rahmen dafür war ebenso bedeutend wie der Anlass: Im weltberühmten Jerusalemer Israel Museum eröffneten die 69 überwiegend jungen Sänger das diesjährige Veranstaltungsprogramm der Konrad-Aadenauer-Stiftung (KAS), das ganz im Zeichen des kommenden 40. Jahrestags der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel steht. Doch was sind 40 Jahre gegen einen Auftritt der Köner Domchöre?


Christoph Blosen, der Presseattachee der deutschen Botschaft in Tel Aviv, dankte den Chorleitern Domkapellmeister Eberhard Metternich sowie Domkantor Oliver Sperling und ihren Sängern mit den Worten: “Sie haben mit diesem Konzert mehr bewegt als in 40 Jahren Demokratie.” Insbesondere die Aufführung des in hebräischer Sprache gesungenen Volkslieds “Jerusalem leuchtet wie Gold” bewegte die Zuhörer im übervollen Axel-Springer-Auditorium so sehr, dass bereits einige Noten vor Ende der Darbietung der begeisterte Applaus einsetzte.


“Ihr könnt gar nicht ermessen, was ihr für eine Freude bereitet habt”, stellte Asher Ben-Natan sichtlich gerührt fest. Der 83-jährige war 1965 der erste israelische Botschafter in Deutschland und hat sich nicht erst seitdem als unermüdlicher Brückenbauer zwischen Deutschland und Israel eingesetzt. An diesem Abend wurd er dafür von der KAS mit einer Bronzeplastik des Bildhauers Erich Sauer geehrt. “In all diesen Jahren hat der Austausch mit jungen Menschen immer eine herausragende, oftmals die wichtigste Rolle gespielt”, betonte der prominenteste Ehrengast des Abends und heutige Vorsitzende der Israelisch-Deutschen Gesellschaft. Der Grandseigneur der israelischen Diplomatie erinnerte daran,  dass es vor allem die inoffiziellen Beziehungen seien, die die Kommunikation, Begegnung und Zwischenmenschlichkeit foerderten. “Ihr habt sie mit wunderbaren Leben erfüllt und ein bewegendes Kapitel hinzugefügt”, sagte
Ben-Natan an die Chöre gewandt.


Neben dem einstigen Top-Diplomaten waren weitere ehemalige Botschafter zum Konzert gekommen. Ausserdem hochrangige Vertreter des israelischen Aussenministeriums sowie der Gedenkstätte Yad Vashem. Der international reommierte israelische Künstler Motke Blum gehörte ebenso zu den Zuhörern wie die Tochter des Lietraturnobelpreisträgers Amos Oz, die Wissenschaftlerin Fania Oz-Salzberger sowie die Leiterin der Juristischen Fakultät der Universität Jerusalem und Kölns Ratsfrau Monika Moeller, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Tel Aviv. Auch mehrere israelische Medienvertreter kamen zur Berichterstattung. “Dass ausgerechnet aus der Stadt von Konrad Adenauer hier und heute junge Menschen auftreten, ist ein überragendes Signal”, hatte der Vorsitzende der KAS in Israel, Johannes Gerster die Zuhörer zu einem “hoffentlich wunderschönen Abend” begrüsst. In der Tat, die Erwartungshaltung war hoch.


“Es hat sich in Israel herumgesprochen, dass die Kölner Domchöre unterwegs sind”, berichtete eine Mitarbeiterin der KAS. Als Beleg führte sie an,  dass es noch nie solch eine hohe Rückmeldung auf eine Veranstaltung der politischen Stiftung gegeben habe. Viele Personen hätten sogar angerufen, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie nicht kommen können. Zusagen am Tag des Konzerts mussten zurückgewiesen werden. So kam es es, dass sich ueber 400 Menschen ins Axel-Springer-Auditorium mit seinen 340 Plätzen drängten, um zu erleben wie Asher Ben-Natan von Joahnnes Gerster für seinen Einsatz für Verständigung geehrt wurde und wie die Kölner Domchöre “mit ihrer Musik und ihrem Auftreten so viel Lebensfreude bewirkt haben, weil sie so singen wie sie singen”, sagte Gerster in seinen Dankesworten.


Die Leistung der Sänger insbesondere an diesem Abend kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht nur, weil die schwierige Akustik des Saales von den Chören zusätzliche Konzentration und perfekte Stimmlichkleit verlangte, um erneut zu einer gesanglichen Höchstleistung zu gelangen. Sondern auch, weil sie um die Bedeutung dieses letzten Konzerts wussten nach der so intensiven Konzertreise wussten. “Aber es hat einfach riesigen Spass gemacht, vor allem, weil die Leute im Publikum uns so froh und freundlich angelächelt haben”, sagte Marie (18) später. Auch für Franziska (16) war die Kommunikation mit dem Publikum zusätzliche Motivation. “Da ist so richtig der Funke übergesprungen, ich glaube, die wollten alle mitsingen.”