Kölsche Weihnacht in Nazareth


Von C. Graf Hoensbroech


Dass dem Herrgott kölsche Jungen und Mädchen einfach gut gelungen sind, zeigte sich nach dem Konzert der Kölner Domchöre in Nazareth. “Können Sie ein Bild von uns nur mit einigen Jungen der Chöre arrangieren?” Mit dieser Bitte traten Mayssa, Maha und Alhan, drei 17 Jahre alte Schülerinnen der Schule der Salvatorianerinnen, an einen der Begleiter der Domchöre nach deren erstem Konzert im Rahmen der Israel-Reise heran. Besonders die Zwillinge Hans und Peter hatten es den Mädchen angetan. Aber auch Benedikt und Ulrich, Mike, Mark-Thomas und Bernhard. Nicht zu vergessen Damian, Xavier und Tobias und all die anderen. Doch was den drei Schülerinnen und den rasch herbei gewunkenen anderen Schulkameradinnen für ihr persönliches Erinnerungsfoto mit den Kölner Jungen recht war, konnte Elias Shalaby nur billig sein. Schnell trommelte der Schüler seine Freunde aus der zwölften Klasse zusammen und bat um ein persönliches Erinnerungsfoto – natürlich nur mit jungen Damen des Mädchenchors am Kölner Dom.


Doch als ein gemeinsames Foto entstehen sollte, reichte der Platz nicht mehr aus. So kam es, dass die Kölner Domchöre noch ein zweites Mal auf die Bühne der mittlerweile leeren Schulaula stiegen, dieses Mal in Begleitung der Jungen und Mädchen aus Nazareth. Und als dann auch noch eine Köln-Fahne auftauchte, die Mayssa und Maha stolz halten durften, begann der inoffizielle Teil des ohnehin schon denkwürdigen offiziellen Konzerts. Die Chöre gaben kölsches Liedgut zum Besten, und als sie “Am Dom zu Koelle” intonierten, schunkelten die israelischen Jugendlichen mit ihren gleichaltrigen Gästen aus der Domstadt, als ginge es um die Generalprobe fuer den gemeinsamen Auftritt bei einer Karnevalssitzung.


Für die verbliebenen Lehrer und einige Ordensschwestern war das das vielzitierte Tüpfelchen auf dem I. “Für uns ist es sehr wichtig, über kulturellen Austausch die Begegnungen und das Gespräch zu fördern”, betonte Schulleiterin Schwester Clara. Das gelang den singenden Botschaftern Kölns eindrucksvoll. Eineinhalb Stunden hatten sie vor der so zwanglosen und herzlichen Begegnung mit den israelischen Schülern ein bewegendes Weihnachtskonzert gegeben. Mit Werken von Johann Sebastian Bach biszu Knut Nystedt hatten sie einen gesanglichen Parforce-Ritt durch mehrere Jahrhunderte Chorliteratur absolviert und dabei einen Einblick in ihre vielfältigen musikalischen Interpretations- und Ausdrucksmöglichkeiten gegeben. Die rund 650 überwiegend christlichen Zuhörer, aber auch zahreiche jüdische und muslimische Bürger der Heimatstadt von Jesus Christus – der Programmzettel lag in englisch, arabisch und hebräisch aus – nahmen mit lang anhaltendem Applaus die Darbietungen auf.


Jawdat Eid, an der Schule für soziale Projekte und Kontakte verantwortlich, hatte bereits in seiner Begrüssungsansprache das Weihnachtskonzert als “ein besonderes Geschenk zur Freude der Menschen und zur Ehre Gottes, der heute wohl mit einem Lächeln auf Nazareth herabblicken wird” gewürdigt. Und Victor Hamisha, der Schirmherr einer israelischen Organisation, die schwer kranken Kindern einen Wunsch erfüllt und für die beim Konzert gesammelt wurde, konnte seine innere Bewegung bei seiner Ansprache kaum zurückhalten und sagte mit tränenerstickter Stimme: “Ein gutes neues Jahr.” Spätestens bei dem auch hier sehr bekannten und beliebten “Stille Nacht, Heilige Nacht” als Zugabe drohte der Saal wegzuschwimmen. Paulos Marcotzo, der Bischof von Nazareth und wohl prominentester Ehrengast an diesem Abend, fasste sein Konzerterlebnis in die bewegenden Worte zusammen: “Sie haben die Heiligen Drei Könige in Köln, die vor 2000 Jahren bei uns waren. Nun kommen die Chöre von Köln mit drei Gaben zu uns: Musik, Freude und Frieden.”