Düsseldorf | Die Autokrise in Europa trifft jetzt auch den Chemiekonzern Lanxess. Wegen des deutlichen Nachfragerückgangs in der Automobil- und Reifenindustrie werde das operative Ergebnis im ersten Quartal voraussichtlich um rund 50 Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr, kündigte Konzernchef Axel Heitmann am Donnerstag in Düsseldorf an. Auch im Gesamtjahr werde der frisch in den DAX aufgenommene Konzern nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen können. An der Börse brach daraufhin der Kurs der Lanxess-Aktie drastisch ein.

Die Autokrise trifft das Leverkusener Unternehmen hart. Denn eines der wichtigsten Standbeine des Unternehmens ist die Herstellung von synthetischem Kautschuk, der in Reifen und Dichtungen Verwendung findet. Außerdem stellt das Unternehmen leichte Verbundwerkstoffe her, die in vielen Fahrzeugen zunehmend Stahl oder Aluminium ersetzen.

„Wenn in diesen Monaten fünf Automobilhersteller und zwei große Reifenproduzenten Werksschließungen beziehungsweise Kapazitätsreduzierungen ankündigen, dann ist das für uns natürlich spürbar“, sagte Heitmann. Insgesamt erwarte das Unternehmen 2013 einen Rückgang der Automobilproduktion in Westeuropa um 8,5 Prozent und der Reifenfertigung um 7,5 Prozent – und damit auch Rückgänge in der eigenen Produktion. „Wir sind hier nicht immun“, sagte Heitmann.

Lanxess-Aktie deutlich im Minus

Doch sieht der Konzern den Gewinneinbruch als „temporäre Marktentwicklung“. Lanxess erwarte, dass die Nachfrage schon im zweiten Halbjahr wieder an Dynamik gewinne, sagte Heitmann. Das Geschäftsjahr 2013 könne sich dann doch noch zu einem weiteren guten Jahr entwickeln. „Die Zeiten mögen im Moment stürmischer sein – dank unserer strategischen Aufstellung mit dem Fokus auf die Wachstumsmärkte und der Ausrichtung auf Megatrends sind wir aber unverändert optimistisch“, betonte der Manager.

Der Konzern bekräftigte deshalb auch seine mittelfristigen Ergebnisziele. Demnach soll das operative Ergebnis (Ebitda vor Sondereinflüssen) von zuletzt 1,2 Milliarden Euro bis 2014 auf 1,4 Milliarden Euro und bis 2018 auf 1,8 Milliarden Euro steigen.

2012 war für Lanxess Heitmann zufolge das bisher beste Jahr in der Wachstumsgeschichte des Konzerns. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um vier Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen verbesserte sich um sieben Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis stieg um zwei Prozent auf 514 Millionen Euro. Der Hauptversammlung am 23. Mai wird deshalb eine Erhöhung der Dividende um fast 18 Prozent auf 1,00 Euro je Aktie vorgeschlagen.

Die Börse zeigte sich vom Gewinneinbruch im ersten Quartal schockiert. Die Lanxess-Aktie büßte bis Donnerstagmittag mehr als sieben Prozent an Wert ein.

Autor: Erich Reimann, dapd