Köln | Es ist Januar. Januar in Köln ist gleichbedeutend mit Karnevalssession. Daher will die Stadt Köln und das Kölner Festkomitee auch nix, aber auch gar nix absagen. Aber anstatt jeckem Treiben, treibt das Festhalten an dieser Session immer wildere Blüten. Heute: Marketing von Ford, dem Kölner Autobauer, der Fahrzeuge vor der Hofburg an das Kölner Dreigestirn übergab. Gestern starben in Deutschland 1.113 Menschen nach Angaben des Robert Koch-Instituts und die Politik überlegt Nachschärfungen beim Lockdown sowie appelliert an Unternehmen Kontakte zu reduzieren. Da passt etwas ganz gewaltig nicht mehr zusammen.

OK, zu klären ist, ob eine Übernachtung des Kölner Dreigestirns als ehrenamtliche Vertreter in einem Kölner Hotel nicht zu rein touristischen Zwecken erfolgen würde, was unter der aktuellen Coronaschutzverordnung verboten und vom Kölner Ordnungsamt sowohl gegenüber den Mitgliedern des Trifoliums, als auch des Hotelbetreibers zu ahnden wäre. Mal ganz abgesehen vom symbolischen Charakter, alleine aus diesem Grund ist die Inszenierung als Hofburg mehr als irritierend.

Das Unternehmen Ford schreibt in seiner Pressemitteilung: „Und so fuhr Hans Jörg Klein, Geschäftsführer Marketing und Verkauf und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH, persönlich eine kleine Kolonne von drei Ford Tourneo Custom Plug-in-Hybrid* zur Hofburg des Dreigestirns, dem Dorint-Hotel in der Kölner Altstadt. Dort überreichte er Prinz Sven I. (Sven Oleff), Bauer Gereon (Gereon Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) die Schlüssel zu ihren neuen Hybrid-Fahrzeugen.“ Die Coronaschutzverordnung in NRW ist eindeutig: „Treffen im öffentlichen Raum sind nur zwischen Angehörigen eines Hausstands sowie einer weiteren Person zulässig.“ Der Marketingchef von Ford ist ein Haussstand und dürfte aus diesem Grund in der Öffentlichkeit nur eine weitere Person treffen. Er lächelt aber im Marketing-Video fröhlich ohne FFP2-Maske neben dem Dreigestirn ins Bild. 1 plus 3 = 4 und alle abgebildeten Personen gehören nicht einem Hausstand an.

Jetzt könnte ein Argument sein, es handelt sich hierbei um einen geschäftlichen Termin und da gelten die Regeln ja nicht. Für den Ford-Marketingchef und seine Fahrer mag das noch gelten, aber sowohl Festkomiteepräsident, der auch im Video zu sehen ist, als auch das Trifolium ist hier nicht geschäftlich unterwegs, sondern agiert im Ehrenamt für das Festkomitee, einen eingetragenen Verein. Was unterscheidet diesen Verein von anderen Vereinen? Versammlungen und Feierlichkeiten sind zudem verboten. Die Coronaschutzverordnung ist aber auch in Bezug auf berufliche Kontakte klar und eindeutig: „Insbesondere sollten nicht erforderliche Kontakte in der Belegschaft und mit Kunden möglichst vermieden werden“. Zudem ist im öffentlichen Raum der Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.

Heute appellierte noch einmal Bundespräsident Frank Walter Steinmeier an die Unternehmen, Kontakte zu minimieren und nicht nur er. Marketing und PR sind auf Öffentlichkeitswirksamkeit ausgelegt, sonst haben sie keine Berechtigung. Das Signal, das von diesem Video ausgeht, ist ein anderes, als das, was Landesregierung, Bundesregierung, Robert Koch-Institut und zuletzt der Bundespräsident sendeten. Und es bleibt die Frage, wozu Fahrzeuge, wenn doch alle Versammlungen und Feierlichkeiten sowieso untersagt sind? Wo sollen sie denn hinfahren und soll der Rosenmontagszug nicht als Puppenspiel aufgeführt werden? Aber wer weiß, vielleicht fahren ja durch den Püppchen-Zoch dann Plug-in-Hybride …

Autor: red
Foto: Screenshot aus dem Marketing-Video des Ford-Konzerns