Das Grab von Maria Clementine Martin auf Melaten. Foto: Eppinger

Köln | Es gibt Marken und Produkte, die ganze Generationen geprägt haben. Dazu zählt mit Sicherheit auch der eng mit Köln verbundene „Klosterfrau Melissengeist“.

Der Kräuterelixier mit seinen gut 79 Prozent Alkoholgehalt wurde von Tanten und Großmüttern gerne zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit auf einem Esslöffel mit etwas Zucker eingenommen. Viele schwören noch heute darauf, dass ihnen das immer gute Dienste geleistet und so manche Beschwerden vertrieben hat. Wer auf die Zutatenliste des altehrwürdigen Heilmittels schaut, begibt sich auf eine Reise in die Welt der Heilkräuter. Insgesamt befinden sich darin 13 Arzneipflanzen.

Klosterfrau und umtriebige Unternehmerin

Die 1775 in Brüssel geborene Maria Clementine Martin war die Erfinderin des „Klosterfrau Melissengeistes“. Die Tochter eines Offiziers trat 1792 in das Annuntiatinnenkloster St. Anna in Coesfeld ein. Sie lernte dort den Beruf der Krankenschwester und in der Klosterapotheke die Fertigung von Naturheilmitteln. 1803 wurde das Kloster von der Säkularisation aufgelöst. Sie zog in ein Kloster in der Nähe von Gronau, das acht Jahre später ebenfalls seine Existenz verlor.

Martin kam 1825 als Krankenschwester nach Köln. Im Haus „Auf der Litsch 1“ stellte sie mittels eines einfachen Destillationsverfahrens ein Kölnisch Wasser her. 1826 gründete sie ihre Firma „Maria Clementine Klosterfrau“ und zog in ein Haus gegenüber des Südportals des Doms. Zu ihren Produkten zählte ein Karmelitengeist, ein Lavendelwasser und ein Essig, der vor pestartigen Krankheiten schützen sollte.

Der berühmte Melissengeist kam 1828 ins Sortiment der umtriebigen Unternehmerin. Mit der königlichen Erlaubnis, den preußischen Adler im Logo zu führen, setzte sich Martin von anderen Mitbewerbern ab. Zunächst wurde der Melissengeist nur als Parfüm verkauft. Mit dem Hinweis auf eine mögliche medizinische Verwendung verschaffte sich Martin weitere Vorteile. 1843 starb sie als reiche Frau und wurde auf dem Melatenfriedhof beigesetzt. Dort findet sich heute ihr bescheiden anmutendes Graf in unmittelbarer Nähe zur Mauer an der Aachener Straße. Ihr Gehilfe Peter Gustav Scherben übernahm die Firma und vertrieb die Produkte weltweit. Auch seine Gruft befindet sich auf Melaten. Die Figur der Klosterfrau hat ihren Platz am Kölner Rathausturm.

Fritz Neukirch (l.) war jahrzehntelang Gesicht der Firma und auch Vizepräsident des 1.FC Köln. Foto: Bopp

Bis heute wird der „Klosterfrau Melissengeist“ hergestellt und verkauft. Produziert wird er von der „Klosterfrau Healthcare Group“, die ihren Unternehmenssitz in Zürich hat. Die operative Hauptzentrale der Pharmagruppe befindet sich weiter in Köln. Zunächst hatte die Familie Schaeben das Unternehmen von Maria Clementine Martin weitergeführt, bis man im 1933 in den Konkurs ging. Danach übernahm der eigentlich im Automobilhandel tätige Wilhelm Doerenkamp die Firma, die er erfolgreich sanierte.

Dabei konzentrierte er sich ganz auf den berühmten Melissengeist. 1962 entstand die Tochtergesellschaft Klosterfrau Berlin GmbH. Nach dem Tod von Doerenkamp 1972 wurde im schweizerischen Chur eine Stiftung gegründet, die sein Lebenswerk sichern sollte. Sie bildet als Holding das Aufsichtsorgan der verschiedenen Firmen- und Ländergruppen. Insgesamt werden 200 verschiedene Produkte vertrieben. Das Hauptprodukt ist aber auch weiterhin der Melissengeist der Kölner Klosterfrau.

In der nächsten Folge blicken wir auf den Begründer der Gesellenvereine Adolph Kolping und sein Wirken in Köln.

DIE SERIE „KÖLNER KÖPFE UND ORTE“

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/

Ein Kölner Komponist erlangt Weltruhm Jacques Offenbachhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-ein-koelner-komponist-mit-weltruhm/

Der Kölner Bundeskanzler – Konrad Adenauerhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-konrad-adenauer/

Kölns Stadtgründerin Agrippinahttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-die-koelsche-stadtgruenderin-am-rathausturm/

Der Mann mit dem Denkmal vor der Universität zu Köln – Albertus Magnushttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-albertus-magnus/

Wer war Edith Stein? https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-edith-stein/

Die große Trude Herr: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-trude-herr/

Leonard Tietz: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-leonhard-tietz/