Köln | aktualisiert | Vor dem Gebäude des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in Köln machten heute die Gewerkschaften DJV und ver.di auf die festgefahrenen Tarifverhandlungen aufmerksam. Der aktuelle Tarifvertrag ist im Frühjahr 2015 ausgelaufen. Heute Nachmittag fand die aktuelle Verhandlungsrunde über Tarife beim WDR statt, bei der sich die Parteien geeinigt haben.

DJV, ver.di und Deutsche Orchester-Vereingung (DOV) einigen sich mit WDR in den Gehaltstarifverhandlungen

Für die Festangestellten vereinbarten die Tarifparteien eine lineare Tariferhöhung von 2,0 Prozent ab 1. November 2015 und weitere 2,0 ab 1. April 2016. Zudem erhalten sie mit dem Dezember-Gehalt 2015 eine Einmalzahlung von 300 Euro. Die lineare Tariferhöhung wird auch auf den Kinderzuschlag und die Renten übertragen.

Auszubildende erhalten eine pauschale Erhöhung von 30 Euro zum 1. November 2015 sowie eine Einmalzahlung von 150 Euro und eine pauschale Erhöhung von 30 Euro zum 1. April 2016. Außerdem erhöht sich ihr Urlaubsanspruch auf 28 Tage.

Die arbeitnehmerähnlichen Freien erhalten zwei Einmalzahlungen – 650 Euro am 30. November 2015 und 375 Euro am 30. April 2016. Zudem werden die Honorare ab 1. November 2015 linear um 2,0 Prozent angehoben, zum 1. April 2016 dann um weitere 2,0 Prozent. Weil die Erhöhung sich nur auf die Mindesthonorare bezieht, hat der WDR in einer Protokollnotiz auf Drängen des DJV zugesichert, bis zur nächsten Tarifrunde zu prüfen, wie sich die Effektivhonorare entwickeln.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten, vom 1. April 2015 bis 31. März 2017. Die Gremien der Gewerkschaften und des WDR müssen dem Abschluss noch zustimmen.

Warnstreik am Morgen

17:01 Uhr > „Seit Monaten treffen wir uns mit den Verantwortlichen des WDR und haben immer noch kein anständiges Angebot bekommen“, sagte Prof. Dr. Frank Überall vor den Streikenden. Überall verhandelt in der Tarifkommission des WDR für die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit – er gehört dem Deutschen Journalisten Verband (DJV) an.

„Der öffentlich-rechtliche WDR will uns weniger Steigerung an Gehalt und Honoraren zubilligen als bei der Tarifsteigerung im öffentlichen Dienst“, erklärte Überall: „Das hat mit einer Wertschätzung journalistischer Arbeit nur wenig zu tun. Natürlich ist es uns bewusst, dass der WDR sparen muss. Aber wir sollten endlich geneinsam auf eine vernünftige Basis kommen.“

Unter anderem setze sich der DJV dafür ein, dass Auszubildende und Volontäre beim WDR übernommen werden, dass Zeitverträge entfristet werden und dass Aufträge für Freie nicht gekürzt werden. Auch ein verbesserter Bestandsschutz für Freie beim WDR gehöre zu den DJV-Forderungen. „Ärgerlich ist vor allem, dass die KEF bei ihren Sparvorgaben Tarifsteigerungen wie in anderen Bereichen in Verbindung mit einer gesicherten Beschäftigung nicht ausreichend berücksichtigt“, erläuterte Überall: „KEF, wir müssen reden! Das ist eine politische Einmischung in die Tarifautonomie.“

Autor: ag | Foto: Thomas Schwarz, DJV
Foto: Mitglieder des DJV in ihren orangen Jacken beim heutigen Warnstreik