Aus dem Amts-Zimmer von Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes hängt die Regenbogenfahne als Zeichen der Solidarität mit der lesbisch-schwulen Community in Köln und deren Forderung an die katholische Kirche nach offenem Dialog.


 


Konstruktiv positiv, aber nicht unkritisch, will eine große Koalition heute Papst Benedikt XVI in Köln, Europas Hausptstadt der Lesben und Schwulen begrüßen und willkommen heißen. Der Kölner Lesben- und Schwulentag, die HuK, Homosexuelle und Kirche, der LSVD, der Lesben und Schwulenverband Deutschlands und die ilga, die lesbian and gay association haben sich zusammengetan.


Andreas Wolter, Mitglied des Rates der Stadt Köln und Mitglied im KluST, Markus Danuser, Vorstand KluST und Katharina Kroll, vom KluST, die die lesbisch schwulen Aktionen zum Weltjugendtag koordiniert, bei der Pressekonferenz im Hotel Maritim, denn das Weltjugendtagsbüro hat dem KluST keine Räume zur Verfügung gestellt.


 


Schon am 16.8.2005 hat man dem Vatikan und dem Papst eine gemeinsame Resolution nach Rom geschickt und möchte ihm diese auch in Köln zukommen lassen. Hier ein Auszug:


 


„Unser Ziel ist es, dass Menschen mit ihrer von Gott geschenkten sexuellen Orientierung durch die katholische Kirche moralisch unterstützt werden und als gleichgeschlechtlich liebende Christen selbstbewusst leben und unbeschwert lieben können. Wir bitten Seine Heiligkeit, katholische Lesben und Schwule in aller Welt bei der Erreichung dieses Zieles zu unterstützen und mit Ihnen auf Grundlage der neuesten Erkenntnisse der Humanwissenschaften und der katholischen Lehre einen offenen Dialog zu den Fragen der gleichgeschlechtlichen Liebe mit all ihren Facetten aufzunehmen“


 



Stefan Bey, von der HuK, Tobias Raschke von „Wir sind Kirche-JUGEND und Klaus Jetz vom Lesben und Schwulen Verband Deutschlands


 


Denn zum öffentlichen Programm des Weltjugendtages sind Schwule und Lesben nicht zugelassen, gleichgeschlechtliche Themen wird es auf diesem XX. Weltjugendtag in Köln nicht geben. Mehrfach versuchten die verschiedensten Gruppen Themen dem Veranstalter anzubieten, wurden aber konsequent abgwewiesen. In einer Stadt in der jedes Jahr eine der größten Christopher Street Day Paraden, heute Cologne Pride genannt, und in der eine große Community mit über 100000 homosexuellen Menschen  lebt wird es keinen Diskurs und keine Möglichkeit zu offener Teilnahme an katholischen Glaubensveranstaltungen geben.


 


Liebe verdient Respekt


KluST Vorstand und das Mitglied des Kölner Rates für Bündnis90/Die Grünen Andreas Wolter forderte eine Kirche in der es möglich ist ohne Angst schwul oder lesbisch zu sein. Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln von der SPD erklärte sich auf der Pressekonferenz solidarisch mit den Zielen und unterstütze dies durch ein eindeutiges Zeichen. An dem Fenster Ihres Arbeitszimmers, mit Blick Richtung Historisches Rathaus befestigte Sie eine Regenbogenfahne.


 



Stefan Meschig, aus dem Leitungsteam des RUBICON und AntoniterCityKirchen Pfarrer Dr. Berthold Höcker. In der AntoniterCityKirche bietet das RUBICON Beratungsangebote für lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche an.


 


Und Frau Scho-Antwerpes besuchte die Eröffnungsveranstaltung der AntoniterCityKirche, die gemeinsam mit dem RUBICON, dem Beratungszentrum für Lesben- und Schwule ein umfangreiches Programm in der Zeit des Weltjugendtages bieten und Anlaufstelle für junge katholische Lesben und Schwule sein wollen. (Das Programm finden Sie hier bei report-K.de >>>) Mit den Aktionen rund um die AntoniterCityKirche setzt die evangelische Kirche ein aktives Zeichen zum Dialog und zur Öffnung für Lesben und Schwule.


 


Das diese ablehnende Haltung der katholischen Kirche zum offenen Dialog, zur Vielfalt hat aber auch drastische Konsequenzen. Nach wissenschaftlichen Schätzungen empfindet jeder Zehnte bis Zwanzigste Mensch auf der Erde gleichgeschlechtlich. Das Nordrhein-Westfälische Sozialministerium hat eine Studie in Auftrag gegeben, die belegt das 18% der lesbischen und schwulen Jugendlichen schon mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich hatten. Das ist fünfmal mehr als bei rein heterosexuellen Jugendlichen. Coming out ist nicht einfach. Genau an dieser Stelle fordert der KluST die katholische Kirche im Sinne der christlichen Nächstenliebe auf sich der Jugendlichen anzunehmen und zwar aufrichtig und wahr und auch das Gebot der Toleranz und den Schutz von Minderheiten anzuerkennen. Dinge die heute in demokratischen Gesellschaften eine Selbstverständlichkeit sind.


 


All diese Fragen betreffen ja auch die Kirche selbst. Eine nicht zu geringe Zahl der Geistlichen, Laien, Mitarbeiter sind lesbisch oder schwul. Innerhalb der kirchlichen Organisationen geraten gerade sie unter enormen psychischen Druck. Der KluST bemängelt die Vertuschung sexueller Übergriffe in der Kirche, die Doppelmoral und wird mit einer Reihe von Veranstaltungen, wie zum Beispiel der PapaParade am heutigen Donnerstag in der Mohrenstrasse und der Podiumsdiskussion in der AntoniterCityKirche den Dialog über  Homosexualität und katholische Kirche eröffnen.


 


Veranstaltungen:


PapaParade: 18.8.2005 Wenn heute um 19:00 Uhr der Papst durch Köln fährt wollen viele Lesben und Schwule Flagge zeigen. Wer gemeinsam mitmachen will trifft sich um 17:00 Uhr im Cafe des Jugendzentrums anyway in der Kamekestr. 14, um dann gemeinsam loszuziehen.


www.jugendzentrum-anyway.de


 


18.8.2005: Gottesdienst mit Eucharistiefeier in der evangelischen Kartäuserkirche, Kartäusergasse, 20:00 Uhr


 


19.8.2005: Podiumsdiskussion: „Gott sah alles an … es war sehr gut (GEN 1,31) – Lesben und Schwule als Teil der Schöpfungsordnung“ in der AntoniterCityKirche, Gemeinderaum Schildergasse 57, 17:00 Uhr


 


Nachtrag:


Wie uns gerade von Stefan Meschig, dem Leiter des RUBICON mitgeteilt wurde, hat ein Team von stern.de herausgefunden, das auf allen Rechnern im Pressezentrum des Weltjugendtages Websites mit kirchenkritischen Themen und Themen wie Homosexualität und katholische Kirche für Journalisten gesperrt sind. Ein klarer Fall von Zensur: Hier ist der direkte Link:


http://www.stern.de/politik/panorama/544396.html?eid=544093&&nv=ex_rt