Köln | Derzeit reisen Gewerkschaften aus Griechenland, Portugal und Spanien durch Deutschland. Bei einer Veranstaltung im Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes Köln (DGB) berichten sie heute Abend von den Folgen der Krise in ihren Ländern und rufen zu sehr Solidarität innerhalb Europas auf.

Die vor allem durch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel angestoßene Sparpolitik in Europa ist falsch. Das finden zumindest einige europäische Gewerkschaften. Denn die Sparmaßnahmen gingen vor allem zu Lasten der Bevölkerung. Die Gewerkschaften befürchten nun eine soziale Spaltung Europas, die letztlich auch die Demokratie gefährden könne. Gemeinsam wollen sie nun für die Rechte der Arbeitnehmer kämpfen. Dazu reisen Gewerkschaften aus den krisengebeutelten Ländern Griechenland, Portugal und Spanien derzeit durch Deutschland. Heute Abend sind sie beim DGB in Köln zu Gast. Hier wollen sie vor allem über die Auswirkungen der Sparmaßnahmen in ihrer Heimat berichten.

Hauptproblem Jugendarbeitslosigkeit

Das größte Problem fast aller Länder ist die immer weiter steigende Arbeitslosigkeit, die vor allem junge Menschen trifft. In Portugal liegt die Arbeitslosenquote unter den Jugendlichen laut der Gewerkschaft FENPROF bei 35 Prozent, in Griechenland sogar bei 50 Prozent, so berichtete heute Themistoklis Kotsifakis von der Lehrer-Gewerkschaft OLME. In allen drei Ländern seien die Bildungs-Etats in den vergangenen Jahres massiv gekürzt worden. So seien in Griechenland etwa 20 Prozent der Lehrer entlassen worden. Und auch in Portugal wurden Schul- und Förderstunden gestrichen, sagte Manuela Mendonça von der Lehrergewerkschaft FENPROF. Auch Pedro Gonzáles Lóper von der Bildungsgewerkschaft FECCOO kritisiert die Bildungspolitik seines Landes. Lange habe man es versäumt, junge Spanier auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Weil der Tourismus und das Baugewerbe in den 90er Jahren boomte, hätten viele Jugendliche vorzeitig die Schule verlassen. Nun verlören sie ihre Jobs und hätten keine Ausbildung, um in anderen Branchen Arbeit zu finden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund erklärte den europäischen Nachbar-Organisationen heute seine Unterstützung. Bereits Ende 2011 hatte der DGB Köln ein 4-Punkte-Programm für einen Kurswechsel in Europa aufgestellt. Darin fordert der DGB eine Abkehr von der europäischen Sparpolitik. Denn diese führe zu einer Rezession in Europa. Weil die Kaufkraft der Bevölkerung geschwächt würde, erhöhten sich die Staatsschulen letztlich. Stattdessen will der DGB etwa die Europäische Zentralbank, Eurobonds einführen und die Steuereinnahmen erhöhen.

Infobox

Europa in der Krise
18. April 2012, 19 Uhr
DGB Haus
Hans-Böckler-Platz 1

Autor: Cornelia Schlösser