Köln | ständig aktualisiert | Viele Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes nahmen heute auch in Köln an den angekündigten Warnstreikaktionen von Verdi teil. Alleine bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) waren laut Verdi rund 1.800 Mitarbeiter im Ausstand. Aber auch andere städtische Institutionen, wie Kitas oder Schwimmbäder waren betroffen, 165 von 229 Kitas blieben geschlossen. Mehrere tausend Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst hatten sich bis zum Mittag auf dem Heumarkt versammelt, um an einer zentralen Kundgebung teilzunehmen.

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17: 18 Uhr > Pendler, die sich mit dem Taxi auf die Heimreise begeben möchten, müssen sich in Geduld üben. Beim Taxi Ruf Köln muss man – Stand 17:15 Uhr – rund  15 bis 20 Minuten auf ein Taxi warten.

17:10 Uhr > Die Stadtbahnen der KVB bleiben weiterhin stehen, erst in der Nacht, gegen 3.00 Uhr, sollen die Bahnen wieder fahren.  Tausende Pendler, die auf dem Weg von der Arbeit nach Hause sind, müssen sich – wie bereits heute Morgen – Alternativen suchen. 

15:15 Uhr > Stimmen zum KVB-Warnstreik am Kölner Hauptbahnhof:

Vor allem Fernreisende, die am Kölner Hauptbahnhof ankamen, hatten Schwierigkeiten, ihre Ziele zu erreichen. Die meisten zeigten jedoch Verständnis für die Warnstreikenden. Report-k.de fing einige Stimmen ein:

„Vier Stunden lang war ich heute Vormittag zu Fuß unterwegs. Ich komme aus Düsseldorf, hatte heute mehrere Termine hier in Köln. Ich bin ein wenig genervt, habe aber Verständnis mit den Streikenden.“, Michelle K. (31).

„Ich weiß gerade nicht, wie ich weiterkommen soll. Man nimmt ja immer alles für gegeben, denkt immer, alles läuft wie selbstverständlich. So etwas nennt man wohl Wohlstandsgesellschaft.“, Sandra S. (47).

„Ich bin gerade aus Karlsruhe angekommen und ein wenig überfordert. Zwar habe ich Verständnis für die Leute, die sich heute am Warnstreik beteiligen, aber man muss doch nicht so viele andere mit hineinziehen. Ich bin Studentin, mir tut das Geld fürs Taxi, das ich jetzt brauche, auch weh.“, Lara (23).

„Prinzipiell habe ich ja Verständnis für Streikende. Aber für mich ist es gerade ein recht blöde Situation, weil ich eine lange Anreise hatte, hier Geschäftstermine wahrnehmen muss und alle meine Planungen jetzt hinfällig sind.“, Horst D. (46).  

14:55 Uhr >  Wie die Stadt schriftlich mitteilt, seien die verschiedenen Dienststellen der Stadtverwaltung heute sehr unterschiedlich von den Auswirkungen des Warnstreiks betroffen. Während die meisten Dezernate und Ämter nur eine „vereinzelte“ Teilnahme ihrer Beschäftigten am Warnstreik bislang gemeldet hätten und ihren normalen Dienstbetrieb uneingeschränkt betreiben könnten, seien in nennenswertem Umfang die Kindertagesstätten, der Verkehrsdienst des Amtes für öffentliche Ordnung und die KFZ-Zulassungsstelle von den Auswirkungen des Streiks betroffen gewesen.

Von insgesamt 229 städtischen Kindertagesstätten sind laut Stadt derzeit 165 Kindertagesstätten vollständig geschlossen, zehn uneingeschränkt geöffnet. In den meisten Stadtteilen gibt es eine Anzahl von Tagesstätten, die ihren Betrieb aufrechterhalten und Gruppen zusammenfassen. Die Eltern seien von den Tagesstätten-Leitungen vorher über den Warnstreik informiert worden, so die Stadt.

Zu längeren Wartezeiten bis zu 2,5 Stunden sei es am heutigen Vormittag in der KFZ-Zulassungsstelle gekommen. Ab 15 Uhr soll laut Stadt in der Zulassungsstelle keine Bearbeitung von zulassungsrechtlichen Angelegenheiten mehr möglich sein. 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verkehrsdienstes hätten heute am Warnstreik teilgenommen, so die Stadt weiter. 

13:37 Uhr > Die Redner auf dem Heumarkt kritisieren – Christa Nottebaum als Erste – dass im Zusammenhang mit der Forderung von Verdi nach 3,5 Prozent mehr Lohn und 100 Euro Einmalzahlung das Wort „maßlos“ aus der politischen Ecke zu hören war. Und das, nachdem sich die Abgeordneten selbst ihre Diäten um 10 Prozent erhöht hätten. Nottebaum sprach von einem Widerspruch und forderte die Arbeitgeber auf ernsthaft mit den Verhandlungen zu beginnen. Jörg Mährle, vom Kölner DGB forderte die Vermögenssteuer und dass sich Reiche in Deutschland in Zukunft nicht mehr vor der Finanzierung von Aufgaben des Gemeinwohls drücken dürften. Veronica Citro, von der Verdi Jugend forderte Zukunftsperspektiven für junge Menschen im öffentlichen Dienst und die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Eine Forderung die Achim Meerkamp, einer der Verhandlungsführer von Verdi bei den Tarifgesprächen unterstrich, vor allem bei den Berufen, die nur im öffentlichen Dienst ausgebildet würden. Außerdem mahnte Meerkamp an, der Öffentliche Dienst dürfe nicht zu einem der größten Anbieter für unsichere Arbeitsplätze werden. Momentan verfügten über 400.000 Beschäftige im Öffentlichen Dienst in ganz Deutschland über befristete Arbeitsverträge. Auch gebe es in den Reihen der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, auch zahlreiche Aufstocker, die so gering verdienten, dass sie zusätzlich Leistungen nach ALG II bezögen.

11:33 Uhr > Christa Nottebaum begrüßt 7.000 Warnstreikerinnen und -streiker

Die Reden beginnen auf dem Kölner Heumarkt. Erste Rednerin ist Christa Nottebaum, über 40 Jahre lang Mitglied bei Verdi und lange Jahre aktiv als Verdi Vorstand in Köln. Nottebaum spricht von 7.000 Teilnehmern, die zum Kölner Heumarkt gekommen sind.

11:19 Uhr > Verdi erwartet acht bis 10.000 Mitglieder

Die Polizei spricht von rund 6.000 Menschen auf dem Kölner Heumarkt, aber immer noch strömten Warnstreikende herbei, als Rolly Brings seine Lieder auf der Bühne vortrug. Ein Gewerkschaftssprecher geht davon aus, dass am Ende 8-10.000 Verdi-Mitglieder auf dem Kölner Heumarkt zusammen kommen werden.

10:56 Uhr > Kundgebung auf dem Heumarkt beginnt
Kuriose Momente auf dem Heumarkt. An der Haltestelle läuft der Satz, dass heute keine Bahnen fahren, auf dem Bahnsteig versuchen sich Menschen zu informieren, wie sie heute von A nach B kommen und auf dem Heumarkt stehen rund 2.500 Menschen, die heute im Warnstreik sind. Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sind von mehreren Orten in Richtung Heumarkt gezogen. Unter anderem auch über die Deutzer Brücke, die kurzzeitig auch noch für den Individualverkehr gesperrt werden musste. Auch dort herrscht jetzt Stillstand für den Autoverkehr. Die Mitglieder von Verdi, so der allgemeineTenor sind sauer, dass die Arbeitgeber gar keinen Vorschlag bisher gemacht haben.

10:11 Uhr > Stillstand in der Scheidtweilerstraße

Seit drei Uhr Morgens fahren – wie angekündigt keine Bahnen mehr der KVB. Die KVB hatte sich darauf vorbereitet. Die Ein- und Ausfahrten zum Betriebshof im Kölner Westen sind blockiert. Nach Angaben eines Sprechers von Verdi seien 1.800 Mitarbeiter bei der KVB im Ausstand. Die KVB hat auf Grund des Warnstreiks den Betrieb für einen Tag eingestellt. Nur Buslinien, die von Subunternehmern betrieben werden fahren. Die Straßen in Köln sind durch den Streik verstopft, in vielen Teilen der Stadt kommt man nur langsam voran. Liest man die Kommentare der Fahrgäste auf der Facebookseite der KVB durch, so hält sich die Begeisterung der Kunden in Grenzen. Auch wenn einige Schülerinnen und Schüler sich über Schulfrei freuen, gibt es auch einige die gerade ihre Vorabi-Klausuren schreiben und die sind weniger begeistert. Allerdings scheinen die meisten Menschen vom Streik gewusst zu haben, denn die Haltestellen in der Kölner Innenstadt sind leer.

Vor der Scheidtweilerstraße demonstrierten rund 100 Mitarbeiter. Zur Kundgebung an den Heumarkt von Verdi werden Busse eingesetzt werden, mit denen die Streikenden dort hinfahren können. Auch die AWB Mitarbeiter wollen sich anschließen.

[infobox]Hintergrund NRW: Warnstreiks legen Nahverkehr lahm

In Nordrhein-Westfalen wird am Dienstag der Nahverkehr in zahlreichen Städten durch Warnstreiks lahmgelegt. Die Gewerkschaft Verdi hat über 45.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Warnstreiks aufgerufen. Allein im öffentlichen Nahverkehr sollen sich mehr als 10.000 Angestellte an den Arbeitsniederlegungen beteiligen.

Auch in anderen Bundesländern, unter anderem in Hessen und Rheinland-Pfalz, wollen Tausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes die Arbeit niederlegen. Von den Warnstreiks sind unter anderem Krankenhäuser, Stadtwerke und Kindertagesstätten betroffen. Mit dem Warnstreik will die Gewerkschaft den Druck in den Tarifverhandlungen erhöhen: Sie fordert für die Beschäftigten von Bund und Kommunen eine pauschale Anhebung der Gehälter um 100 Euro sowie einen zusätzlichen Lohnzuwachs von 3,5 Prozent.

Die Arbeitgeber, die am Donnerstag erneut zu Verhandlungen mit den Gewerkschaften zusammenkommen, haben bislang noch kein Angebot vorgelegt.

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Report-k.de berichtet gleich von der Kundgebung vom Heumarkt.

Mehr Infos zum Warnstreik am 18.3.2014 bei report-k.de:
Mehr Infos zu den Forderungen und zum Streik >

Diese KVB-Buslinien fahren >

Autor: dd, ag, dts
Foto: An der Scheidtweilerstraße, dem Betriebshof der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sind die Mitarbeiter im Ausstand.